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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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unmöglich von sich gewiesen hätte), sondern sprühte geradezu vor Mordlust, und das nicht nur im übertragenen Sinne. Sie war sicher, dass er Landras ohne das geringste Zögern getötet hätte, wäre er hier gewesen.
    Aber irgendwann beruhigte er sich wieder (oder hatte sich zumindest gut genug in der Gewalt, um wenigstens diesen Anschein zu erwecken), ließ sich schwer in einen der geschnitzten Stühle fallen, die den großen Kartentisch in seinem Zelt umgaben, und verbarg das Gesicht in den Händen. Als er die Arme wieder herunternahm, war sein Gesicht erneut zu der kühlen Maske aus leichtem Edelmut und einer Spur von Arroganz geworden, die sie bei einem Elben erwartete.
    »Gut«, sagte er. »Dann ist es eben, wie es ist.«
    »Was für eine scharfsinnige Bemerkung«, sagte Alica. »So männlich.«
    Eirann ignorierte sie und wandte sich an Jesus. »Diese vier Männer, die bei ihm waren«, fragte er, »kennt Ihr ihre Namen, Ter, oder würdet Ihr sie wiedererkennen?«
    Jesus warf Pia einen leicht verwirrten Blick zu, und sie antwortete an seiner Stelle: »Ihr wisst, dass Ter Lion Eure Sprache noch nicht beherrscht, Eirann. Und es war sehr dunkel, und alles ging sehr schnell.«
    Jesus hatte vielleicht Eiranns Frage nicht verstanden, sehr wohl aber ihre Antwort, und er zog fragend die Augenbrauen zusammen – was weder Eirann noch irgendeinem anderen hier am Tisch entging.
    Eirann lächelte ein Lächeln, das keines war. »Ich verstehe«, sagte er.
    »Was?«, fragte Pia.
    »Dass wohl alles, was man sich über Euch erzählt, wahr ist«, antwortete Eirann.
    »Und was wäre das?«, fragte Pia.
    Statt zu antworten, wandte sich Eirann an eine der Wachen, die beiderseits des Eingangs standen. »Gebt Dolch Arsan Bescheid«, befahl er. »Er soll herausfinden, wer die vier Männer sind, die sich Schild Landras angeschlossen haben. Sie werden den Angriff auf die Mine anführen.«
    Pia wartete zwar, bis der Mann das Zelt verlassen hatte, fügte aber dann hinzu: »Und nicht überleben, nehme ich an?«
    »Das liegt nicht in meiner Hand«, erwiderte Eirann. »Wenn das Schicksal entscheidet, sie leben zu lassen, werde ich diese Entscheidung akzeptieren.«
    »Und wenn nicht, umso besser, nicht wahr?«, fragte sie bitter. »Nur weil sie es gewagt haben, sich Eurem Befehl zu widersetzen? Was seid Ihr nur für ein Mensch, Schild Eirann?«
    »Wenn man es genau nimmt, gar keiner, Prinzessin Gaylen«, antwortete Eirann kühl. »Und wenn ich mich richtig erinnere, dann werden in den Armeen Eures Volkes Soldaten hingerichtet, die sich einem Befehl so offen widersetzen. In unserer bekommen sie eine zweite Chance, sich zu bewähren.« Er machte eine ärgerliche Handbewegung, als sie abermals widersprechen wollte. »Ich kann auf dieser Mission keinen einzigen Krieger brauchen,auf den ich mich nicht blind verlassen kann. Diese vier Männer wussten das, und sie mussten sich auch der Konsequenzen gewärtig sein, die ihr Handeln nach sich zieht.«
    Seine Worte besänftigten Pia kein bisschen, sondern machten sie eher noch zorniger, doch jetzt war es Ixchel, die sie mit einer Geste nicht nur zu beruhigen versuchte, sondern damit auch die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zog. »Ich kann Euch verstehen, Prinzessin«, sagte sie, »aber jetzt ist nicht die Zeit, darüber zu reden, fürchte ich.«
    »Über vier Leben?«
    »Morgen zur selben Zeit werden sehr viel mehr Leben ausgelöscht werden, Gaylen«, antwortete Ixchel traurig. »Und jedes einzelne davon ist unersetzlich, ganz gleich, auf welcher Seite. Ich fürchte, Schild Eirann hat recht mit seinem Zorn. Landras zwingt uns mit seiner Eigenmächtigkeit zum Handeln, und jeder weitere Moment, den wir mit Reden vergeuden, könnte über den Ausgang der Schlacht entscheiden, und damit vielleicht über das Schicksal unserer Völker.« Sie wandte sich an Eirann. »Meine Krieger werden noch in dieser Stunde aufbrechen.«
    »Und wir werden euch folgen, sobald die Sonne aufgegangen ist«, sagte Eirann. Er klang nicht begeistert. »Dieser Narr! Seine Eigenmächtigkeit zwingt uns, all unsere Pläne über den Haufen zu werfen! Wenn er den morgigen Tag überlebt, dann werde ich ihn persönlich töten, das verspreche ich. Das hätte ich schon viel früher tun sollen!«
    Er ballte zornig die Hand zur Faust, sah Pia einen halben Herzschlag lang so durchdringend an, als wäre das alles ganz allein ihre Schuld, und zwang sich dann mit einer sichtbaren Anstrengung wenigstens äußerlich zur Ruhe. »Aber gut, versuchen

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