Elfenzorn
einem halben Dutzend Wunden, trotz seiner schweren Rüstung, und auch Pia sah vorsichtshalber nicht einmal an sich herab, um sich davon zu überzeugen, welcher der zahllosen brennenden Schmerzen von mehr als nur ein paar Schrammen herrührten. Mehr und mehr Elben und auch etliche Tiere fielen, von der schieren Übermacht ihrer Gegner aus den Sätteln gerissen oder einfach niedergerungen, mehr als nur einer aber auch scheinbar ohne Grund oder auch nur von einem fast harmlos anmutenden Streich getroffen. Pia vermutete, dass zumindest einige der Verteidiger über Waffen aus Silber verfügten.
Aber nicht genug. Für jeden Elbenkrieger, der fiel, blieben mindestens zehn erschlagene Feinde zurück, und irgendwann nahm auch die Anzahl der fliegenden Ungeheuer ab – und schließlich verschwanden sie ganz, als sich selbst in ihren winzigen Gehirnen die Erkenntnis breitmachte, dass ihre scheinbar leichte Beute vielleicht doch ein bisschen zu wehrhaft war. Sie verschwanden in einer einzigen brodelnden Wolke, die noch immer dicht genug war, um den Himmel zu verdunkeln, und das gab wohl den Ausschlag.
Nicht wenige Orks schleuderten ihre Waffen davon und suchten ihr Heil in der Flucht. Die Übrigen stellten ihre Angriffe größtenteils ein und rotteten sich enger zusammen, um einen waffenstarrenden Verteidigungskordon zu bilden.
Pia erwehrte sich mit einem wuchtigen Schwertstreich des Angriffs eines besonders hartnäckigen (oder dämlichen) Orks, der diesen beiderseits von Flammenhufs stampfenden Vorderläufen zu Boden schickte, suchte nach einem neuen Ziel für Eiranns Zorn und stellte fast enttäuscht fest, dass es keines mehr gab; zumindest nicht in ihrer unmittelbaren Nähe. Von dem gewaltigen Heer, das sich ihnen entgegengestellt hatte, waren nur noch wenige Hundert übrig geblieben, noch immer ein Mehrfaches ihrer Zahl, in Anbetracht der nahezu unbesiegbaren Elbenkrieger und ihrer fürchterlichen Reittiere, aber dennoch praktisch chancenlos.
Pia hob das Schwert noch einmal, ließ es mitten in der Bewegung wieder sinken und glaubte ganz plötzlich das Gewicht jedes einzelnen Lebens zu fühlen, das die Klinge in den zurückliegenden Minuten genommen hatte.
Es waren viele. Viel, viel zu viele.
»Es ist genug«, murmelte sie. »Hört auf.«
Niemand reagierte – was daran liegen mochte, dass sie die Worte kaum mehr als geflüstert hatte – und sie raffte noch einmal all ihre Kraft zusammen und schrie, so laut sie konnte: »Hört auf !«
Besonders laut war es trotzdem nicht, aber zumindest Eirann hatte ihre Worte gehört, denn er ging zwar nicht so weit, den letzten Ork entkommen zu lassen, der sich noch in Reichweite seiner beiden Schwerter befand, ließ die Waffen dann aber sinken und zügelte seinen riesigen Trex.
»Erhabene?«, murmelte er.
»Es ist genug«, wiederholte Pia. »Sie geben auf, seht ihr das denn nicht?«
Zumindest seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen lautete die Antwort wohl ganz eindeutig Nein. Trotzdem sah er sie nur noch eine halbe Sekunde lang verwirrt an, dann richtete er sich im Sattel auf und rief: »Aufhören!«
Seine Stimme war nicht einmal sehr viel lauter als die Piaszuvor, aber aus irgendeinem Grund reagierten dieses Mal sämtliche Elbenkrieger auf den Befehl, wenn auch nicht sofort, sondern erst nach etlichen Sekunden und nachdem sie noch den einen oder anderen Ork erschlagen hatten. Schließlich wichen aber auch die letzten Elben zurück und bildeten einen dicht geschlossenen Ring aus Stahl und in schwarzes Eisen und Schuppen gehüllten Körpern, in dessen Mitte sich die überlebenden Orks und Barbaren drängten. Es waren mehr, als Pia angenommen hatte, und trotzdem entsetzlich wenige. Vielleicht einer von fünf Verteidigern hatte das Gemetzel überlebt, wenn überhaupt.
»Prinzessin?«, murmelte Eirann. Seine Stimme zitterte und klang mindestens so erschöpft, wie sein Gesicht aussah, aber sie konnte die Verwirrung darin trotzdem hören.
»Es ist genug«, murmelte sie. »Sie geben auf, siehst du das denn nicht?«
Eirann wirkte eher noch verstörter, setzte aber trotzdem zu einer Antwort an, doch er kam nicht dazu. »Was bei Kronn hat das zu bedeuten?«, fragte eine aufgebrachte Stimme hinter ihr. Als Pia sich mühsam herumdrehte, erblickte sie Schild Landras, der herangestürmt kam, blutig und zerschlagen wie alle anderen, aber trotzdem mit hochrotem Kopf und Augen, die vor Wut loderten.
Eirann, habt Ihr den Verstand verloren? Was tut Ihr? Ihr verschenkt den Sieg!«
»Wir
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