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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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haben doch schon gewonnen«, sagte Pia matt. Müdigkeit schlug wie eine klebrige Woge über ihr zusammen und begann nicht nur ihre Gedanken zu lähmen, sondern auch ihre Glieder mit Blei zu füllen. Schon das Schwert festzuhalten, kostete sie nahezu jedes bisschen Kraft, das sie noch hatte. »Sie geben auf, seht Ihr das denn nicht?«
    »Aufgeben?« Landras japste nach Luft. »Bei Kronn, seid Ihr denn ...« Er verbesserte sich hastig. »Wir müssen diese Ungeheuer töten! Sie dürfen die Mine nicht erreichen!«
    »Sie sind nicht einmal in der Nähe«, antwortete Pia. »Und für einen Tag haben wir genug getötet, meint Ihr nicht auch?«
    »Aber das ist Wahnsinn!«, begehrte Landras auf. »Ihr kennt diese Ungeheuer nicht! Für jeden Einzelnen, den wir heute am Leben lassen, werden sie morgen eines unserer Kinder erschlagen!«
    Und das mochte sogar stimmen, dachte Pia, aber sie schüttelte trotzdem den Kopf und antwortete: »Und solange wir alle so denken, Schild, wird sich das auch niemals ändern. Lasst es gut sein für heute.«
    »Aber –«, begann Landras, und Eirann fiel ihm in scharfem Ton ins Wort:
    »Ihr habt die Erhabene gehört, Schild. Oder wollt Ihr ihre Entscheidung in Zweifel ziehen?«
    »Natürlich nicht!«, antwortete Landras, ohne allerdings sonderlich beeindruckt zu klingen. »Aber bei allem Respekt für die Erhabene, sie weiß wenig über –«
    »Dann werdet Ihr ihrem Befehl nachkommen«, unterbrach ihn Eirann erneut. »Entwaffnet die Gefangenen. Und sorgt dafür, dass sie gut bewacht werden!«
    »Danke, Eirann«, sagte Pia. Und fiel vom Pferd.

XXVII
    E igentlich schlitterte sie eher von Flammenhufs Rücken und über den halb ausgestreckten Flügel zu Boden, statt zu fallen, und sie verlor auch nicht das Bewusstsein (obwohl sie es sich fast gewünscht hätte), sondern sank nur vollkommen erschöpft auf die Knie, schloss die Augen und stellte fest, dass sich die Welt trotzdem wie ein außer Kontrolle geratenes Karussell weiter um sie drehte. Ihr tat buchstäblich alles weh, und sie blutete aus einem guten Dutzend Wunden, von denen sich die eine oder andere so anfühlte, als wäre sie nicht ganz so harmlos, auch wenn sie nicht einmal stärker schmerzten als die anderen. Außerdem wurde ihr allmählich schlecht.
    Etwas schepperte, und eine Gestalt in zerbeultem schwarzem Eisen ließ sich neben ihr auf ein Knie herabsinken. »Ist alles in Ordnung mit Euch, Prinzessin?«, fragte Landras.
    Irgendwie gelang es ihr, genügend Kraft zusammenzukratzen, um nicht nur den Kopf zu schütteln, sondern auch die Schwertspitze in den Boden zu rammen und sich auf die Waffe gestützt in die Höhe zu stemmen. Dass Landras ihr dabei helfen musste, verdarb ihr den Effekt nur geringfügig. »Herzlichen Glückwunsch, Schild. Ihr habt den ersten Preis gewonnen.«
    »Prinzessin?«
    Für die dümmste Frage des Jahres«, murrte sie. »Vielleicht sogar des Jahrhunderts.« Sie funkelte ihn so zornig an, wie sie gerade noch konnte. »Was meint ihr wohl, wie ich mich fühle?«
    Vielleicht war dieser (müde) Temperamentsausbruch schon zu viel, denn für einen ganz kurzen Moment drohten ihr die Sinne nun endgültig zu schwinden – vielleicht taten sie es sogar –, denn als sie ihre Umgebung wieder halbwegs klar wahrnahm, war auch Eirann von seinem Trex gestiegen und stützte sie. Irgendwie war Eiranns Zorn wieder an ihrem Gürtel, ohne dass sie sich daran erinnern konnte, die Waffe eingesteckt zu haben, unddie diversen Schmerzen überall in ihrem Körper waren zu einem allgemeinen dumpfen Pochen herabgesunken, von dem sie nicht sicher war, ob sie es wirklich als angenehmer empfand.
    »Nur einen Augenblick, Prinzessin«, sagte Landras irgendwann nach einer kleinen Ewigkeit und nachdem Eirann und er sie vom Schlachtfeld weg und in ein schmales Seitental geführt hatten, wo bereits zahlreiche andere Verwundete darauf warteten, versorgt zu werden. »Ich schicke gleich einen Heiler zu Euch.«
    Pia erinnerte sich noch gut daran, wie Landras’ sogenannter Heiler das letzte Mal über sie hergefallen war, aber sie war sogar zu schwach, um dagegen zu protestieren. »Zuerst … die anderen«, murmelte sie, das aber so leise, dass vermutlich nicht einmal Eirann die Worte verstand, obwohl sich sein Gesicht praktisch neben dem ihren befand. Behutsam luden Landras und er sie an der rauen Felswand ab und überzeugten sich davon, dass sie auch aus eigener Kraft sitzen konnte und nicht etwa auf der Stelle zusammenbrach, sobald sie sie losließen,

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