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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dann erhob sich Eirann und eilte mit schnellen Schritten davon, während Landras neben ihr auf den Knien blieb und sie so unverwandt ansah, dass sein Starren schließlich sogar den Schleier aus Benommenheit und dumpfem Entsetzen durchbrach, der sich über ihre Gedanken gelegt hatte.
    »Was?«, fauchte sie.
    »Ihr seid es wirklich, nicht wahr?«, antwortete Landras.
    Was immer das bedeuten mochte.
    Statt zu antworten (sie hätte nicht einmal gewusst, was) ließ sie etliche Sekunden verstreichen, in denen sie nichts anderes tat als bewusst und sehr tief ein- und auszuatmen und darauf zu hoffen, dass sie gleich wenigstens wieder zu halbwegs klarem Denken fähig sein würde. Es gelang ihr nicht ganz, aber immerhin konnte sie ein wenig besser sehen, als sie die Augen wieder öffnete.
    Vielleicht lag es auch schlichtweg daran, dass es hier allmählich hell zu werden begann. Die Dämmerung hatte die Berggipfel überwunden und begann die Nacht mit staubigem Grauaufzuweichen. Sie sah jetzt, dass der Felsspalt tatsächlich so schmal war, wie sie im ersten Augenblick angenommen hatte, und kaum ein paar Dutzend Schritte tief, bevor er sich zu einem bloßen Riss verengte, in den man kaum noch eine Hand schieben konnte. Entsprechend war auch die Anzahl der Verwundeten, die offenbar schon während der Schlacht hierhergebracht worden waren, deutlich kleiner. Vielleicht waren es zwanzig Mann, vielleicht sogar weniger, und noch viel unheimlicher war die Stille.
    Es war nahezu vollkommen ruhig, und das sollte es eigentlich nicht sein. Immerhin befand sie sich inmitten eines improvisierten Feldlazaretts – und das wenige Minuten nach einer Schlacht –, und sie hätte einen Chor aus Stöhnen und Schmerzlauten erwartet, vielleicht gemurmelte Gebete oder auch Flüche, aber sie hörte praktisch nichts, sah sie von den rasselnden Atemzügen der Verwundeten ab.
    Sie verbesserte sich in Gedanken: der Sterbenden. Sie verstand nicht viel von Medizin – schon gar nicht von jener Art von Medizin, die hier vonnöten gewesen wäre – aber selbst ihr war klar, dass wohl kaum einer der Männer hier den nächsten Sonnenuntergang erleben würde.
    Ihr fiel noch etwas auf, nämlich dass es hier ausschließlich Elbenkrieger gab, nicht einen einzigen Barbaren. Orks hatte sie ohnehin nicht erwartet. Sie sparte sich jedoch, Landras eine entsprechende Frage zu stellen (die Antwort konnte sie sich ohnehin denken), sondern knüpfte mit müder Stimme an seine Worte von gerade an. »Ich bin was wirklich?«
    »Die, die uns vorhergesagt wurde«, antwortete Landras, noch immer in eher überraschtem als ehrfürchtigem Ton. »Die wiedergeborene Prinzessin Gaylen.«
    »Ich dachte, das hätte Euch Schwert Torman bereits bestätigt.«
    Landras nickte. »Das hat er, und viele andere auch.«
    »Aber Ihr habt ihm nicht geglaubt.« Es gelang ihr sogar, einigermaßen überzeugend zu lächeln. »Ihr habt mir nicht geglaubt.«
    »Darum geht es nicht, Prinzessin«, sagte der Schattenelb. »Ich weiß, dass Ihr überzeugt davon seid, die zu sein, die alle in Euch sehen.«
    »Obwohl ich es selbst nicht glauben will?«
    »Vielleicht gerade deshalb.« Landras schüttelte den Kopf. »Ihr seid nicht die Erste, Prinzessin. In all den Jahren sind so viele wiedergeborene Gaylens aufgetaucht. Die meisten waren Betrügerinnen, aber nicht alle. Viele haben es nicht nur von sich behauptet, sondern auch fest daran geglaubt. Manche waren sicherlich verrückt –«
    »So wie ich?«
    »– aber etliche waren auch wirklich überzeugend. Und mehr als eine dieser vermeintlichen Gaylens wusste ihre Geschichte durchaus zu beweisen. Hat man Euch erzählt, dass es vor zweihundert Jahren eine Prinzessin Gaylen gab, die einen guten Teil des Landes hinter sich vereint hatte?«
    Pia schüttelte – überrascht – den Kopf, und Landras fuhr mit einem bestätigenden Nicken fort: »Sie hat über ihr eigenes kleines Königreich geherrscht. Die Menschen haben an sie geglaubt.«
    »Ihr auch?«
    »Nein«, erwiderte der Schattenelb. »Um ein Haar wäre es zum Krieg zwischen uns und den Menschen gekommen, doch nach vielen Jahren hat sich dann herausgestellt, dass sie doch nicht die war, die so viele in ihr gesehen haben. Und das war nicht der einzige solche Fall.«
    Er seufzte. »Es wurde sehr viel Unheil angerichtet, in Eurem Namen, Prinzessin, und so unendlich viel Blut vergossen.«
    »Und dennoch glaubt Ihr ausgerechnet mir. Warum?«
    »Weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe. Und weil ich es spüre.« Er

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