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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Tasse aus der Hand und reichte ihr stattdessen einen zwei Finger hoch gefüllten Cognacschwenker. Eigentlich machte sie sich nichts aus Alkohol – schon gar nicht nach etlichen Wochen in einer Stadt, in der es außer Bier praktisch nichts zu trinken gab –, aber sie lächelte der jungen Frau trotzdem dankbar zu und nahm einen großen Schluck. Immerhin löste der Cognac ein Gefühl angenehmer Wärme in ihrem Magen aus, auch wenn sich die beruhigende Wirkung nicht so recht einstellen wollte. Toni zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Tut mir leid«, sagte sie verlegen. »Es war wohl … doch ein bisschen viel. Ich bin so was nicht gewohnt.«
    »Dafür hältst du dich ganz gut, finde ich«, sagte Max. »Ich weiß ja nicht, wer die Typen sind, die hinter deiner Freundin und dir her waren, aber du kannst von Glück sagen, dass du noch lebst. Mit Esteban haben sie kurzen Prozess gemacht, und deinen Freund haben sie auch ganz schön zugerichtet, wie man hört.«
    Pia nickte traurig, nippte noch einmal sehr vorsichtig an ihrem Cognac und hätte das Glas dann um ein Haar fallen gelassen. »Was … hast du gesagt?«, keuchte sie. Ihr Herz schien plötzlich direkt in ihrem Kehlkopf zu hämmern.
    »Dein Freund, dem sie das Messer reingerammt haben«, antwortete Max und tauschte einen beredten Blick mit seinem Bruder. »Dieser … Christus?«
    »Jesus«, verbesserte ihn Pia automatisch. »Was ist mit ihm?« Ihr Herz schlug noch ein bisschen schneller.
    »Er wird es wohl nicht schaffen«, sagte Max schulterzuckend. »Tut mir leid. Ich dachte, du wüsstest das.«
    »Soll das heißen, dass … dass Jesus lebt?«, fragte sie stockend. Ihr Mund war plötzlich so trocken, dass sie kaum noch sprechen konnte.
    Diesmal dauerte der Blick, den Max mit seinem Bruder tauschte, merklich länger. Er räusperte sich unbehaglich, bevor es weitersprach. »Tut mir leid. Ich dachte wirklich, dass du das weißt. Hat ihn ziemlich schlimm erwischt. Onkel José meint, dass er es nicht schaffen wird. Eigentlich müsste er längst tot sein. Scheint ein ziemlich harter Brocken zu sein, dein Jesus.«
    Toni lachte leise. »Anscheinend hat er seinen Namen zu Recht. Vielleicht ersteht er ja nach drei Tagen wieder auf.«
    »Versündige dich nicht, Antonio!«, sagte Consuela streng.
    »Jedenfalls nicht so«, feixte Toni und warf ihr einen perfekten Handkuss zu. »Ich weiß … auch wenn du sonst nichts dagegen hast.«
    Pia hörte gar nicht hin. Jesus … lebte ? Der Gedanke versetzte ihr einen Schock. Die Sanitäter, die ihn in den Krankenwagen geschafft hatten, hatten ihr nicht viel Hoffnung gemacht, dass er den Weg in die Klinik überstehen würde; geschweige denn den kommenden Tag. Das war vor drei oder vier Wochen gewesen … oder vor ein paar Stunden. Aber für sie und in diesem Augenblick spielte es keine Rolle. Sie hatte sich mit Jesus’ Tod abgefunden (oder, um ehrlich zu sein, sich um dieses Begreifen herumgemogelt), und nun … lebte er ? Ihr Herz begann noch schneller zu schlagen, und plötzlich zitterten ihre Hände so stark, dass sie das Glas nicht mehr halten konnte. Max nahm es ihr aus der Hand und stellte es auf den Tisch.
    »He, tut mir leid«, sagte er. »Ich wusste nicht, dass dir das so nahegeht.«
    Wie auch?, dachte Pia. Sie hatte es ja selbst nicht gewusst, bis zu diesem Moment. Das Flackern in ihren Augenwinkeln nahm noch einmal zu und begann kurz ihr ganzes Blickfeld zuverschleiern. Pia versuchte sich vergeblich einzureden, dass es keine Tränen waren. Jesus lebte? Nach all der Zeit?
    Nein, wisperte eine Stimme hinter ihrer Stirn. Noch ein paar Stunden. Aber er wird sterben, wenn er nicht schon tot ist. Niemand überlebt den Biss eines Elfendolches.
    »He, Kleines«, sagte Toni. »Wir haben gedacht, dass du es weißt. Wenn ich gewusst hätte, wie viel dir der Junge bedeutet, dann hätte ich es dir schonender beigebracht.«
    Er wirkte auch ehrlich zerknirscht, sah aber auch mindestens genauso hilflos aus und griff schließlich in die Jackentasche, um ein zerknautschtes (wenn auch – hoffentlich – unbenutztes) Taschentuch hervorzuziehen, das er ihr hinhielt. Nach allem, was sie mit diesem zu groß geratenen Kind erlebt hatte, das sich redliche Mühe gab, den großen bösen Mafia-Schläger zu spielen, kam ihr diese Geste in ihrer Hilflosigkeit so rührend vor, dass sich trotz der Tränen ein flüchtiges Lächeln auf ihre Lippen stahl. Sie streckte die Hand nach dem Taschentuch aus, vollendete die Bewegung jedoch nicht, als sie das

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