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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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trockenenAst, der mit einem harten Ruck in zwei Hälften gebrochen wurde. Das Kläffen verwandelte sich in ein gepeinigtes Winseln und verklang dann ganz, dann ertönte das typische abgehackte Rattern einer Maschinenpistole. Der Kerl vor ihr erstarrte mitten in der Bewegung und glotzte mit offenem Mund an ihr vorbei, hob aber aus einem reinen Reflex heraus die Hand, um sie aufzuhalten. Pia wich ihm ohne die geringste Mühe aus, jagte mit einem blitzartigen Haken an ihm vorbei und legte noch einmal an Tempo zu, um das Ende des Korridors zu erreichen, der plötzlich mindestens einen Kilometer lang zu sein schien.
    »Hau ab!«, schrie sie. »Lauf !«
    Der Bursche rührte sich nicht, sondern starrte einfach weiter die Tür am Ende des Korridors an, durch die jetzt immer mehr und lautere Schreie drangen, und das fast ununterbrochene Rattern automatischer Waffen. Dann hatte sie das Ende des endlos langen Ganges erreicht, bog vollkommen wahllos nach links ab und prallte so wuchtig gegen einen weiteren Mann, dass sie beide zu Boden gingen. Seine Sonnenbrille flog in hohem Bogen davon und zersplitterte an der Wand. Pia war allerdings eindeutig schneller wieder auf den Beinen. Vermutlich war sie auch deutlich motivierter.
    »He«, murmelte er benommen. »Was –?«
    Ihre Vernunft wollte ihr zuschreien, dass sie kostbare Zeit verschenkte, aber sie streckte trotzdem die Hand aus, um ihm auf die Füße zu helfen.
    »Das willst du gar nicht wissen, glaub mir«, stieß sie hervor. »Hau lieber ab!«
    Das Geräusch einer Tür, die mit brutaler Gewalt aus dem Rahmen gerissen oder auch gleich in Stücke geschlagen wurde, drang aus dem Gang hinter ihnen. Schreie und Schüsse und Hundegebell wurden lauter, und dann ratterte auch direkt hinter ihnen eine Maschinenpistole los; allerdings nur für einen ganz kleinen Moment, bevor sie von einem anderen und ungleich grässlicheren Geräusch zum Schweigen gebracht wurde, über dessengenaue Bedeutung Pia gar nicht nachdenken wollte. Sie zog es vor weiterzurennen, und wenigstens der Mann neben ihr war klug genug, auf ihren Rat zu hören und sein Heil in der Flucht zu suchen.
    Ein paar Schritte weit stürmte er hinter ihr her, bog dann in eine andere Richtung ab und verschwand. Maschinengewehrfeuer und Schreie und Hundegebell hielten immer noch an, und sie konnte nach wie vor spüren, wie irgendetwas hinter ihr herraste, ein unsichtbarer Tsunami aus reiner Zerstörung, den keine Macht dieser Welt aufzuhalten imstande war.
    Sie stürmte quer durch eine große Halle mit gleich zwei elegant geschwungenen Freitreppen und sah zwei von Peraltas Bodyguards mit schussbereit erhobenen Waffen in ihre Richtung laufen. Völlige Ratlosigkeit und Schrecken zeichneten sich auf ihren Gesichtern ab, aber auch eine grimmige Entschlossenheit, die vermutlich ebenso zu ihrem Job gehörte wie die Fähigkeit, im Zweifelsfall erst zu schießen und dann nachzusehen, was sie erwischt hatten.
    Pia erspähte flüchtig einen Schatten links von sich, schlüpfte hinein und beglückwünschte sich im nächsten Augenblick zu ihrer Voraussicht, die Bewegung in einer eingesprungenen Rolle und einem blitzartigen Haken nach rechts enden zu lassen. Einer der beiden Burschen gab prompt einen kurzen Feuerstoß aus seiner Waffe ab, als sie buchstäblich vor seinen Augen verschwand. Die Kugeln richteten jedoch kaum Schaden an, sah man von ein paar – vermutlich sündhaft teuren – chinesischen Vasen ab, die sie zertrümmerten, und im nächsten Moment schien der Schütze ein lohnenderes Ziel ausgemacht zu haben; ebenso wie sein Begleiter.
    Pia gab schweren Herzens den Mantel aus schützenden Schatten auf, rannte zur Tür und stolperte mehr ins Freie, als dass sie ging. Schreie mischten sich in das Maschinengewehrfeuer hinter ihr, und irgendetwas Großes zerbrach mit einem lauten Knall.
    Weitere Männer rasten auf sie zu – verdammt, wie groß war Peraltas Privatarmee eigentlich? Bereitete er sich auf einen Krieg vor? –, aber wenigstens kam von denen keiner auf die Idee, auf sie zu schießen. Pia sprintete trotzdem vorsichtshalber in den Schatten eines fast mannshohen Gebüschs, tauchte abermals in den Schatten unter und erspähte instinktiv einen Weg, auf dem sie – kaum – ins Sonnenlicht hinaustreten. Sie war unsichtbar, rannte aber trotzdem eher noch schneller weiter und blieb nicht einmal stehen, als sie das Splittern von Glas und Holz hörte, mit dem die protzige Haustür aus dem Rahmen gerissen wurde, und ihr Verfolger

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