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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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doch nicht so gut gefallen. Dennoch war sie mit Recht stolz darauf, nie jemanden bestohlen zu haben, der so arm gewesen war wie sie oder ihre Freunde. Die drei Brieftaschen jedenfalls, mit deren Inhalt bewaffnet sie eine gute Stunde später die Mall betrat, hatten gewiss keinen armen Männern gehört. Pia hatte die diversen Gold- und Platinkarten nur schweren Herzens zurückgelassen und sie – ganz gegen ihre frühere Gewohnheit – nicht zusammen mit den Brieftaschen und sämtlichen Papieren im nächsten Gully entsorgt, sondern in einen Briefkasten geworfen, sodass ihre rechtmäßigen Besitzer wenigstens eine kleine Chance hatten, sie zurückzubekommen. Anscheinend war ihr der Aufenthalt in WeißWald doch nicht besonders gut bekommen. Sie wurde weich.
    Bis zum offiziellen Ladenschluss war noch eine gute Stunde Zeit, und so schlenderte sie eine Weile fast ziellos durch die nur schwach besuchte Mall. Vielleicht stieß sie ja noch auf die eine oder andere Kleinigkeit, die ihr nach ihrer Rückkehr in die Weltder Elfen und Zwerge von Nutzen sein konnte; eine Waffe zum Beispiel, oder eine Stange Zigaretten für Alica. Tatsächlich lag in einem anderen Schaufenster desselben Sportgeschäftes eine Hightech-Armbrust, die ihr Interesse weckte, doch gerade als sie den Laden endgültig betreten wollte, kam ihr eine andere – und vermutlich bessere – Idee.
    Am anderen Ende der Mall hatte sie eine über zwei Stockwerke reichende Buchhandlung entdeckt. Pia hatte nie viel mit Lesen im Sinn gehabt und sich mehr für das richtige Leben interessiert statt für irgendwelche ausgedachten Abenteuer (von denen sie mittlerweile wusste, dass die meisten mit der Realität ohnehin nicht mithalten konnten), aber die wenigen Wochen in Weiß-Wald hatten sie schmerzhaft gelehrt, von wie vielen vermeintlich ganz selbstverständlichen Dingen sie erbärmlich wenig verstand; und wie viel mehr es noch gab, das ihr nur einfach vorgekommen war, ohne es wirklich zu sein. Vielleicht fand sie ja das eine oder andere Buch, das ihr in jener anderen Welt hilfreich sein würde.
    Zumindest sah sie genug Bücher, um nicht einmal in zehn Leben auch nur die Hälfte davon lesen zu können, geschweige denn zu wollen. Sie stapelten sich in endlosen Regalreihen bis unter die zweieinhalb Stockwerke hohe Decke, standen in langen frei stehenden Regalen in dem großzügigen Innenraum oder waren zu mannshohen Türmen aufgeschichtet. Die schiere Menge der Bücher hier erschlug sie nicht nur fast, sondern machte ihr auch die Aussichtslosigkeit ihres Vorhabens klar. Wie sollte sie hier auch nur irgendetwas finden?
    Eine Verkäuferin in einem eleganten Kostüm und mit streng zurückgekämmtem Haar kam ihr entgegen und konnte sich ein leichtes Heben der linken Augenbraue nicht ganz verkneifen, als sie Pias flippige Aufmachung registrierte. Trotzdem raffte sie sich zu einem zumindest professionellen Lächeln auf. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Ja, natürlich, dachte Pia. Ich bräuchte ein Überlebenshandbuch, so ungefähr nach dem Motto: Gestrandet in der Elfenwelt– was nun? Stattdessen fragte sie: »Haben Sie … etwas über … Elfen?«
    Auch noch die letzte Spur von Freundlichkeit wich aus dem ohnehin nur geschauspielerten Lächeln der Verkäuferin und machte kaum noch verhohlener Verachtung Platz. »Unsere Fantasy-Abteilung ist oben auf der Empore. Einfach die Treppe rauf.« Sie selbst drehte sich ebenso einfach um und ließ sie stehen, und Pia musste sich mit aller Kraft beherrschen, um nicht etwas sehr Unfreundliches zu sagen; oder zu tun. Schulterzuckend drehte sie sich um, entdeckte die verchromte Wendeltreppe, die zu einer schmalen Galerie in einer Art Zwischengeschoss hinaufführte, und fand sich dem genauen Gegenteil der Gewitterziege von gerade gegenüber: einem dunkelhaarigen Jungen, der kaum zwei oder drei Jahre älter sein konnte als sie und leger in Jeans und einen Pullover gekleidet war. Obwohl er ihm nicht einmal ähnelte, erinnerte er sie an Lasar, was vielleicht an seinem freundlichen Blick lag.
    »Hallo«, begrüßte er sie in aufgeräumtem Ton. »Kann ich helfen?«
    »Ich suche etwas über Elfen«, antwortete Pia und schickte eingedenk ihrer gerade gemachten schlechten Erfahrung ein fast um Verzeihung bittendes Lächeln hinterher.
    Aber es war nicht nötig. »Kein Problem«, sagte der junge Mann fröhlich. »Schwebt Ihnen etwas Besonderes vor? Tolkien? Weber? Hennen? LeGuin? Oder möchten Sie eher etwas aus der Haudrauf-und-Schlagetot-Ecke?« Pia starrte

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