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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ersten Moment fast enttäuscht, aber dann begriff er anscheinend selbst, dass seine Begeisterung drauf und dran gewesen war, mit ihm durchzugehen. »Mehr oder weniger«, antwortete er mit einem unbehaglichen Räuspern. »Natürlich ist es nur ein grober Überblick, aber es ist ziemlich gut. Eigentlich das Beste in seiner Art. Jedenfalls das Beste, das wir führen.«
    »Dann nehme ich es. Und wenn meine Begeisterung anhält und ich noch Fragen habe …«
    »Können Sie jederzeit wiederkommen. Ich würde mich freuen.«
    Das klang ehrlich, und Pia gestand sich überrascht ein, dass auch ihr die Idee nicht gerade Unbehagen bereitete, sich noch einmal mit ihm zu treffen und über Elfen und Riesen mit ihm zu reden; und vielleicht auch über andere Themen.
    Aber auch das war natürlich vollkommen unmöglich.
    Sie nickte nur dankbar, drehte sich mit dem Buch in der Hand um und blieb nach zwei Schritten noch einmal stehen. »Eine Frage noch.«
    »Jederzeit. Dafür bin ich schließlich hier.«
    Pia machte eine Kopfbewegung auf das Buch hinab. »Gibt es in der keltischen Mythologie auch Gespenster?«
    »Gespenster?«
    »Geister, irgendwelche … Gestalten eben, die man für ein Gespenst halten könnte. Ziemlich groß und nicht besonders hübsch.«
    Er dachte nur einen kurzen Moment nach und nickte dann. »Da fallen mir gleich mehrere Kandidaten ein. Leprechauns, Siths, Dämmerelben …« Er machte eine Geste, diese Aufzählung noch beliebig lang fortführen zu können. »Wenn Sie mir sagen, was Sie genau suchen, könnte ich Ihnen wahrscheinlich weiterhelfen.«
    »Ich schaue erst einmal selbst nach«, sagte Pia, obwohl sie sicher war, dass der Junge nur eine knappe Beschreibung gebraucht hätte, um ihr ganz genau zu sagen, womit sie es zu tun hatte. Aber wenn sie ehrlich war, dann wollte sie das gar nicht so genau wissen. Und sie hatte auch schon längst begriffen, dass es durchaus Dinge gab, über die zu sprechen allein schon gefährlich war. »Aber noch einmal vielen Dank. Und wenn ich allein nicht weiterkomme, dann komme ich ganz bestimmt zurück und frage nach Rat.«
    Sein Blick machte klar, dass er genau wusste, dass sie das nicht tun würde, und erneut verspürte Pia einen ohnmächtigen Zorn dem Schicksal gegenüber. Es ging nicht um diesen Jungen. Er war ganz nett, aber mehr auch nicht. Es spielte nicht die geringste Rolle, ob sie ihn wiedersah oder nicht. Aber vielleicht würde sie sich nie wieder einfach so und unbefangen mit einem Fremden treffen können, ohne die Angst, ihm den Tod zu bringen.
    Sie verabschiedete sich schon beinahe überhastet, ging nach unten, um das Buch zu bezahlen, und wurde mit einem neuerlichen und sogar beinahe anerkennenden Hochziehen der linken Augenbraue belohnt, als die Gewitterziege hinter der Kasse sah, welches Buch sie ausgesucht hatte. Immerhin wünschte sie ihr sogar noch einen schönen Abend, als sie hinausging.
    Wenige Minuten später betrat sie das Sportartikelgeschäft am anderen Ende der Mall und erstand einen gefütterten, einteiligen Skianzug mit einer abnehmbaren Kapuze und gleich zwei Paar Handschuhe, das eine ebenfalls mit warmem Fell gefüttert, das andere aus Leder und nicht so warm, dafür aber beweglicher. Der Verkäufer versuchte auch, ihr ein Paar schwerer, pelzgefütterter Stiefel aufzuschwatzen, die für ihren angeblichen Skiurlaub sehr viel besser geeignet waren als die dünnen Wildlederstiefel, die unter ihren Jeans hervorlugten, aber Pia lehnte dieses fürsorgliche Angebot dankend ab und investierte den Rest ihrer gestohlenen Barschaft in die Armbrust aus dem Schaufenster; eine Kombination, die den Verkäufer zu einem überraschten Stirnrunzeln veranlasste.
    Allerdings sagte er kein Wort, sondern erwies sich sogar als unerwartet großzügig. Pias Barschaft reichte nicht mehr ganz für die Armbrust, und er erließ ihr nicht nur den fehlenden Betrag, sondern schenkte ihr auch noch drei zusätzliche Pfeile. Vermutlich hatte er an den überteuerten Kleidern, die er ihr verkauft hatte, mehr als genug verdient, um sich diese Großzügigkeit leisten zu können.
    Und er war wirklich sehr erstaunt, als Pia die angebotenen Tragetaschen ablehnte und erklärte, den Skianzug gleich anbehalten zu wollen. Es war selbst jetzt noch so warm draußen, dass sie sich spätestens nach einer Stunde darin wie im eigenen Saft gebraten vorkommen musste.
    Sie glaubte nicht, dass sie in einer Stunde noch in Rio de Janeiro sein würde.
    Es war nicht der erste Irrtum, dem sie aufsaß, seit

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