Elfenzorn
gnadenlosesten und schlimmsten Killer zweier Welten handelte, eine Kreatur, vor der es keine Flucht und kein Versteck gab, nicht am Ende des Universums und nicht am Ende der Zeit. Eine Beute, deren Spur dieses Geschöpf einmal aufgenommen hatte, war verloren, denn es gab kein Entkommen vor einem Sith, und jegliche Gegenwehr war sinnlos.
Pia versuchte es trotzdem.
Das Gespenst erschien hinter ihr, umgeben vom kalten Hauch der Hölle und von unvorstellbarer Stärke, und sie konnte fühlen, wie sich seine mörderischen Krallenhände nach ihr ausstreckten.
Dann geschah alles gleichzeitig.
Pia rammte den Ellbogen mit aller Gewalt zurück und gegen die Brust des Sith. Es war ein Gefühl, als hätte sie in eine Gummimatte geschlagen. Toni schrie auf und prallte zurück, und Claudio riss sein tragbares Flugabwehrgeschütz in die Höhe und drückte ab. Die Mündungsflamme musste mindestens einen halben Meter lang sein, und der Knall schien das gesamte Zimmer zu erschüttern. Die Kugel konnte sie gar nicht verfehlen. Dennoch tat sie es, denn in dem unendlich kleinen Bruchteil einer Sekunde, die das Geschoss brauchte, um die Distanz zu überbrücken, trat der Sith mit einem staksigen Schritt durch sie hindurch und fing es mit seinem Körper ab.
Das großkalibrige Geschoss durchschlug das Gespenst widerstandslos, aber irgendetwas in seinem ausgemergelten Brustkorb lenkte es trotzdem gerade weit genug ab, damit es Pia verfehlte. Die Kugel brach in einer Wolke aus Knochenstaub und papiertrockner Haut aus der Schulter des Sith, zog eine glühende Spur über ihren linken Bizeps und durchschlug auch noch die Wand hinter ihr, und der Sith wurde mit einer solchen Wucht gegen sie geschleudert, dass sie zwar nicht zu Boden ging, aber ein paar Schritte zurücktaumelte.
Das Ungeheuer erwies sich als deutlich standfester. Claudiozielte sofort noch einmal, und auch Toni überwand seinen Schrecken erstaunlich schnell und ließ den Kristalldolch fallen, um mit beiden Händen auf den Sith zu zielen.
Weder er noch sein Kumpan fanden Zeit, abzudrücken.
Der Sith überwand die Entfernung zwischen sich und den beiden Mafia-Killern genauso mühelos und schnell, wie er gerade scheinbar (scheinbar?) durch Pia hindurchgeschritten war. Seine langen Fingernägel, in Wahrheit rasiermesserscharfe Krallen, die härter waren als Diamant, blitzten auf und vollführten eine unvorstellbar schnelle, schattenhafte Bewegung, und Claudios Revolver segelte davon, zusammen mit dem Finger, der sich nicht mehr um den Abzug hatte krümmen können, und plötzlich klafften auch in Tonis Gesicht neue, sehr viel tiefere Schnitte, die bis auf den Knochen reichten und seine Augen auslöschten.
Pia war mit einem einzigen Satz bei Peralta, stieß ihm die flachen Hände vor die Brust und konnte sich gerade noch wegducken, um nicht ihrerseits von Toni von den Füßen gerissen zu werden, der mit einem schrillen Heulen beide Hände vor sein Gesicht schlug und rückwärts taumelte.
Es gelang ihr nicht ganz, das Gleichgewicht zu halten. Ungeschickt und sehr schmerzhaft prallte sie mit dem rechten Knie auf, fing ihren Sturz im letzten Moment mit dem ausgestreckten Arm ab und hätte um ein Haar herausgefunden, wie sich Claudio gerade fühlte, denn ihre Finger schlugen nur Zentimeter neben der Diamantklinge auf den Boden, die sie vermutlich bei der leisesten Berührung abgeschnitten hätte.
Claudio brüllte immer noch vor Schmerz, aber auch vor mindestens genauso großer Wut, und er war ganz eindeutig nicht bereit, so schnell aufzugeben. Als sich der Sith zu Pia herumdrehen wollte, packte er mit der unverletzten Hand die Schulter des Gespenstes und riss es abermals herum.
Es war die letzte Bewegung seines Lebens. Der Sith ergriff seinen Arm, verdrehte ihn mit einer blitzartigen Bewegung und so hart, dass Pia hören konnte, wie der Knochen mindestensdreimal brach, und nutzte den Schwung seiner eigenen Bewegung, um den vor Schmerzen brüllenden Riesen mit fürchterlicher Gewalt gegen die Wand zu schmettern. Ein neuerliches, noch lauteres Knacken erscholl, und Claudio rutschte haltlos an der Wand hinab. Sein Hinterkopf hinterließ eine blutige Spur auf dem weißen Putz. Dann drehte sich das Ungeheuer beinahe gelassen herum und wandte sich wieder Pia zu. Die Gnadenfrist, die ihr das Schicksal gewährt hatte (zweifellos aus keinem anderen Grund als dem, sie zu quälen), hatte nur ein paar Sekunden gedauert; und zwei Menschenleben.
Es war nicht etwa so, dass sie wirklich wusste,
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