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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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absolut keine Chance hatte.
    »Es ist gut«, sagte sie mit belegter Stimme. »Ich gebe auf. Ich sage Ihnen alles. Aber Sie werden mir nicht glauben.«
    »Du glaubst ja nicht, was ich alles glaube, mein Kind«, antwortete Peralta, noch immer lächelnd, dennoch aber hörbar ungeduldiger als bisher.
    Pias Verzweiflung stieg mit jeder Sekunde. Was sollte sie tun? Claudio würde Jesus töten, daran bestand nicht der leiseste Zweifel, ganz egal, was sie auch sagte oder tat. Und sobald sie allesgesagt hatte, was sein Boss hören wollte, würde sie ebenfalls sterben. Da war plötzlich eine kalte, fast maschinenhafte Stimme in ihrem Verstand, die ihr mit brutaler Logik zu erklären versuchte, dass sie Jesus’ Leben ohnehin nicht mehr retten konnte und er gewiss nicht wollte, dass sie ihr Leben wegwarf, sondern ganz im Gegenteil mit Freuden sein eigenes Leben geopfert hätte, um das ihre zu retten. Und das Allerschlimmste war, dass das vermutlich sogar stimmte … und den bloßen Gedanken, diese Wahl zu treffen, nur noch absurder machte. Aber sie hatte keine andere Wahl.
    Bis auf eine vielleicht.
    Der Gedanke erschreckte sie beinahe noch mehr.
    »Es ist wirklich schwer zu erklären«, sagte sie. »Aber Sie haben recht, Senhor Peralta. Es hat mit diesem Dolch zu tun. Und … dem Ring.«
    »Und gleich wirst du mir erzählen, dass du in Wahrheit Frodo heißt und dich nur verkleidet hast, und dieser Ring einem ganz bösen Buben namens Sauron gehört.«
    »Nein«, sagte sie. »Aber wie gesagt: Es ist schwer zu erklären und wahrscheinlich noch schwerer zu glauben. Haben Sie ihn dabei?«
    Peralta sah sie weiter durchdringend an. Pia konnte regelrecht sehen, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. Aber nach einer kleinen Ewigkeit gab er Toni einen Wink, und sein Neffe griff in die Tasche und zog das schwarze Kästchen hervor. Mit spitzen Fingern nahm er den Ring heraus, und etwas Rauchiges und nur für Pia Sichtbares sprang aus dem Ring und auf seinen Arm und schien damit zu verschmelzen. Pia streckte zögernd die Hand aus, und Peralta zog die Augenbrauen hoch und fragte:
    »Für wie dumm hältst du mich, Kindchen?«
    Toni sah nun völlig hilflos aus, und eindeutig mehr als nur ein bisschen erschrocken.
    »Also gut«, seufzte Pia.»Ich gebe auf. Stecken Sie ihn an.«
    »Das würde ich nicht tun, Onkel José«, sagte Toni. »Die Letzte, die das getan hat, war Consuela.«
    »Ich weiß«, antwortete Peralta.»Aber ausprobieren sollten wir es, nicht wahr? Also, wieso probierst du es nicht aus?«
    »Ich?!«, keuchte Toni.
    »Nein«, antwortete Peralta. Er sah Pia an. »Du.«
    Was hatte sie erwartet? Peralta war alt, aber nicht annähernd so dumm, wie sie gehofft hatte. Ihre Hand zitterte, als sie nach dem Ring griff. Der Schatten löste sich wieder von Tonis Arm und floss in das zerschrammte Metall zurück, und plötzlich war das Schaben und Scharren in ihrer Seele wieder da. Sie schloss die Hand um den Ring – er fühlte sich kalt an, viel kälter, als es sein sollte – und überlegte verzweifelt, was zu tun war. Wenn sie diesen Ring ansteckte, war sie tot. Wenn nicht, ebenfalls.
    »Nur Mut«, sagte Toni. »Und keine Angst. Wir passen schon auf dich auf.«
    Das Flüstern tief in ihrer Seele wurde lauter. Gier erfüllte den Raum wie etwas Klebriges. Zitternd öffnete sie die Hand, betrachtete den Ring noch eine allerletzte Sekunde und nahm ihn dann mit den Fingern der anderen Hand auf. Toni zog seine Magnum, und auch der zweite Killer nahm die Mündung seiner Waffe endlich von Jesus’ Schläfe und zielte in ihre Richtung.
    »Meine Geduld hat Grenzen, junge Dame«, sagte Peralta. Nicht mehr Mädchen. War das jetzt ein Fort- oder ein Rückschritt?, dachte sie hysterisch.
    Unendlich behutsam streckte sie den Ringfinger aus und streifte den plumpen Silberring über. Er fühlte sich immer noch kalt und falsch an, und er musste ihr um mindestens ein halbes Dutzend Nummern zu groß sein, aber dann geschah etwas ganz und gar Unheimliches: Im gleichen Maße, in dem sie den Ring über ihren Finger schob, veränderte er sich und wurde kleiner. Als er ihre Hand berührte, passte er so perfekt, als wäre er eigens für sie angefertigt worden.
    Und hinter ihr erschien der Sith.
    Pia spürte es, nur den Bruchteil einer Sekunde bevor sie den Ausdruck von purem Entsetzen in Peraltas Augen sah, undden von mörderischer Wut in denen Tonis, ebenso sicher, wie sie plötzlich nicht nur den Namen der Kreatur wusste, sondern auch, dass es sich um den

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