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Elfenzorn

Elfenzorn

Titel: Elfenzorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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auf ihr Gesicht und blendete sie fast vollkommen. Dennoch hatte sie den flüchtigen Eindruck von grauem Haar, misstrauischen Augen und blauen Schulterklappen, die zum kurzärmeligen Sommerhemd einer Polizeiuniform gehörten. »Bleiben Sie stehen!«, sagte eine scharfe Stimme. »Wer sind Sie? Was haben Sie hier zu suchen?« Pia hob rasch die Hand vor die Augen, um sich vor dem grellen Licht zu schützen, und der grelle Scheinwerferstrahl löste sich für einen Momentvon ihrem Gesicht und suchte einen Punkt neben und ein kleines Stück über ihr ab, verlor aber offenbar sehr schnell wieder das Interesse an Jesus und kehrte zurück. »Ich habe Sie gefragt, was Sie hier zu suchen haben!«
    Sie konnte jetzt beinahe noch weniger sehen als gerade, aber der Schatten, der zu der Stimme gehörte, machte eine eindeutige Bewegung. Der Mann hatte seine Waffe gezogen oder zumindest die Hand auf den Griff gelegt.
    »Wir sind nur …«, sagte sie unsicher. »Also, wir haben den Lärm gehört und all die Lichter gesehen und … und waren einfach neugierig.«
    Unmöglich zu sagen, ob diese Worte den Mann überzeugten oder nicht; sie hätten sie jedenfalls nicht überzeugt. Immerhin senkte er seine Lampe wieder ein wenig. Aber sie musste sein Gesicht nicht sehen, um sein Misstrauen zu spüren.
    »Ich kenne Sie doch«, murmelte er einen Augenblick später. »Sie waren doch gerade dort drüben im …« Die Lampe machte einen hastigen Schlenker, zuckte nach unten und nur einen Sekundenbruchteil später wieder nach oben, als der Mann mit einer fließenden Bewegung seine Waffe zog und den Hahn zurückschnappen ließ. »Keine Bewegung!«, sagte er scharf. »Und Hände hoch, alle beide!« Bevor sie auch nur die Chance bekam, seinem Befehl zu gehorchen, fügte er hinzu: »Und die Waffe weg. Ganz vorsichtig!«
    Pia sah ganz instinktiv hinter sich und erwartete, die Magnum zu erblicken, die Jesus möglicherweise wieder gezogen hatte, aber seine Hände waren ebenso leer wie sein Gesicht.
    »Welche Waffe?«, murmelte sie verstört.
    Der Lichtstrahl machte eine nervöse Bewegung zu ihrer Hüfte hinab, blieb eine halbe Sekunde lang auf dem verzierten Griff des Elfendolches hängen, der aus der improvisierten Scheide ragte, und kehrte dann sofort wieder zu ihrem Gesicht zurück. »Ziehen sie ihn raus, und zwar ganz vorsichtig!«
    Um ein Haar hätte sie gelacht. Gut, sie musste zugeben, dasses tatsächlich ein bisschen martialisch aussah, vor allem zusammen mit dem Rest ihres abenteuerlichen Outfits – aber mehr auch nicht.
    »He!«, sagte sie. »Das ist doch nur ein …«
    »Sie sollen ihn herausnehmen und auf den Boden legen, habe ich gesagt«, unterbrach sie der Polizist. »Sofort! Und ganz vorsichtig!«
    Er meinte es ernst, begriff Pia. Das Zittern in seiner Stimme war keine Furcht, sondern Anspannung, und es lag nicht etwa daran, dass ihn das alberne Messer an ihrer Seite so erschreckt hätte. Er hatte sie erkannt, und auch wenn er mit dieser Erkenntnis im Moment vielleicht noch nicht wirklich etwas anfangen konnte, so machte sie ihn doch sehr nervös. Sehr vorsichtig senkte sie die Hand zum Gürtel, zog den Dolch aus der Scheide und hielt ihn mit spitzen Fingern in die Höhe. »Das ist wirklich nur ein Spielzeug«, sagte sie besänftigend. »Es besteht kein Grund zum …« Der Polizist sog unüberhörbar entsetzt die Luft zwischen den Zähnen ein, prallte einen Schritt zurück und ließ seine Taschenlampe fallen, um die Pistole mit beiden Händen zu ergreifen und auf sie zu zielen. Der Elfendolch musste ihn wirklich über die Maßen erschreckt haben.
    Dann registrierte Pia, dass weder die Waffe noch der Blick aus den entsetzt aufgerissenen Augen des Polizisten direkt auf sie gerichtet waren, sondern auf einen Punkt hinter ihr, fuhr herum und korrigierte sich in Gedanken: Es war nicht der Kristalldolch, der den Mann so erschreckte, sondern wohl eher der Anblick des fast zweieinhalb Meter großen Orks, der hinter ihnen erschienen war.
    Eine halbe Sekunde lang starrte Pia den schuppigen grünen Koloss einfach nur an und weigerte sich zu glauben, was sie sah (Kein Ork. Nicht hier. Nicht auf dieser Seite der Träume!), und vielleicht hätte es auch noch länger gedauert, hätte nicht auch Jesus bemerkt, dass hinter ihm plötzlich etwas war, sich schwerfällig herumgedreht und dann einen überraschten Laut ausgestoßen.
    Damit brach der Bann, und wieder schien alles gleichzeitig zu passieren.
    Der Ork ließ ein gereiztes Knurren hören, fegte Jesus

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