Elfriede im Salon (German Edition)
Publikum ausgestreckten, rotierenden Arsch, einer akrobatischen Zunge, die zum Publikum hinausfahren will oder an den in die Hände genommenen Titten leckt und Ähnliches ..., oder zu einem einfachen Tanzen ohne provozierenden Schnickschnack, bei dem sich die Philosophen begnügen mussten, einen reizvollen nackten Körper sich harmlos bewegen zu sehen, hätte das vermutlich Lulu als saftiges Extra in Rechnung gestellt. Auf die Idee, einfach zu ihrem Vergnügen, zu ihrer Entspannung zu tanzen, wäre Lulu mit Sicherheit nicht gekommen.
Die Zeit bis zum Essen musste für die Männer ohne Tanzeinlage vergehen. Da die Männer auch keine zwanzig mehr waren - ein Umstand, auf den schon mehrfach hingewiesen wurde, war eine Erholungspause mit zusätzlicher, anschließender Stärkung durch ein Essen, angesagt. Was also anderes tun, als zu diskutieren und zu philosophieren, mit einem Erfahrungsaustausch anzufangen bzw. Weiteres zu planen und zu verhandeln. Statt dessen schien die Gesellschaft aufmerksam der Musik zuzuhören und sich in das Klavierkonzert zu vertiefen. Allerdings schlich sich eine Frage in das Bewusstsein der Anwesenden, nämlich die, ob eine gewisse Etikette nicht verlangen würde, dass sich die Damen zum Essen anzuziehen hätten. Vielleicht könnten die Herren dann gar nicht abwarten, gegessen zu haben, auf den Moment wartend, dass die Damen sich wieder auszögen. Wie gesagt wäre dann aber nicht zu erwarten, dass die Damen von sich aus einen pikanten Striptease im Salon aufführen würden; auch Elfriede sollte man dies nicht unterstellen und man konnte ebenso nicht erwarten, dass die Männer die Frauen dazu auffordern würden. Vielmehr musste Elfriede befürchten, dass sie nach getaner Arbeit nach Hause geschickt würde. Noch schien man der Musik zu lauschen und selbst Fragen zur Etikette nicht beantworten zu wollen. Es ist fraglich, inwieweit Lulu ein Einsehen gehabt hätte, sich für ein Essen anzuziehen, um sich anschließend wieder auszuziehen, was gewissermaßen für sie unbezahlte Mehrarbeit gewesen wäre. Elfriede schien zu befürchten, dass wenn sie sich einmal angezogen hätte, sie sich nicht mehr ausziehen dürfte, vielmehr nach Hause geschickt würde. Das war die Ansicht von Professor Hügel gewesen, der sich vorgestellt hatte, dadurch größeren Handlungsspielraum zu bekommen. Obgleich nicht wissend, was sie wollte, würde sie dem Widerstand entgegenbringen und sie konnte sich berechtigte Hoffnung machen, dass dieser Widerstand von anderer Seite unterstützt wurde. Lulu hielt es offenbar selbst für unnötig, nun in der Pause ihr kleines Höschen überzuziehen, obgleich dies andere Nutten gerne tun. Wozu auch, es war ja nicht kalt. Es lässt sich nicht eindeutig sagen, ob die attraktive Nutte splitternackt oder im kleinen Höschen ein besseres Bild abgegeben hätte, da es sich dabei offensichtlich um eine Geschmacksfrage handelt, die jeder anders beantwortet und jeder bisweilen für sich selbst unterschiedlich beantwortet. Es soll nicht verschwiegen werden, dass der Erzähler es vorgezogen hätte, wenn die Nutte ihr winziges Höschen übergezogen hätte, dem war aber nicht so, und wenn man weiterhin nur dem Klavierkonzert lauschen würde, würde sich daran auch nichts ändern. Hin und wieder würden Blicke zwischen die Schenkel der Nutte fallen, die durchaus mehr als nur Schamhaare freigaben. Bei einer Orgie ist es ja durchaus üblich, nackt zu speisen, aber es mochte am mangelndem Selbstbewusstsein der Männer liegen, an Scham oder Etikette, dass sie nicht alle nackt beisammensaßen. Gewiss, es wäre kein sonderlich erbaulicher Anblick, den anwesenden Frauen zumindest wäre er egal gewesen. Vielleicht ließ sich unter den Umständen dieses Abends nackt besser diskutieren.
Man lauschte der Musik, jedenfalls schien es so, wenn man nicht soweit gehen will, den Männern Denken zu unterstellen. Die Männer nippten auch nur vorsichtig an ihren Gläsern, um nicht vorzeitig besoffen zu werden. Sie hatten offensichtlich ein Gespür dafür, dass der Abend ihnen noch einiges abverlangen würde.
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Die Zunge von Robert Unmuth löste sich dennoch. “Ich fände es angesagt, wenn die Damen sich zum Essen anziehen würden.” Wer wollte da protestieren? Hatte Robert Unmuth Befürchtungen, der Braten würde den Männern im Halse stecken bleiben, würden die beiden jungen Frauen nackt am Tisch mitessen? Das, was als
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