Elfriede im Salon (German Edition)
erfüllende Liebkosung zu empfangen. Das Ausgesperrtsein erinnerte an Strafe und deswegen vielleicht der Gedanke, mit anderen Strafformen sich eine Beteiligung am Geschehen zu ermöglichen. Aber warum wollte Elfriede beteiligt sein? Hatte sie vielleicht ein Bedürfnis über Sex zu philosophieren? Möglicherweise konnte mit ihrer Beteiligung der Bann gebrochen werden und neben dem Sex würden Gespräche über Sex entstehen, die ihresgleichen suchten, weil sie unter einmaligen Begleitumständen entstanden. Waren es diese nie gehörten Gedanken, die sie hören wollte und an die sie letztendlich beteiligt sein wollte. War die sexuelle Erregung in ihr ein Umweg zu ein bisschen Erkenntnis?
Dr. Schwarz stöhnte auf, was bedeuten mochte, dass ihre Verbannung aufgehoben wurde.
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Die Leidenschaft des Dr. Schwarz hatte etwas von einem epileptischen Anfall, und nun war der Anfall vorbei. Es hatte Befürchtungen im Salon gegeben, die annahmen, Dr. Schwarz würde vor der ihm gestellten Aufgabe vollkommen versagen; er selbst war furchtsamer Träger dieser Bedenken, aber es war alles anders gekommen. Seine Erstarrung war zu einem bewusstlosen Aktionismus mutiert. Dennoch bleibt festzustellen, dass auf die Nutte die Hauptarbeit fiel. Sie hatte sich wirklich Mühe gegeben und auch schnell erkannt, dass der Doktor für Geschichte ein sehr verklemmter Pappenheimer war. Es war großartig von ihr, dass sie es verstanden hatte, Dr. Schwarz auszuziehen und ihn zu Küssen zu bewegen. Der blasse Körper des Mannes wurde zum zuckenden Aktionsträger, der den in ihm innewohnenden Geist in ein unbekanntes Reich verbannte. Es fällt vielleicht leichter zu verstehen, den Orgasmus eines Mannes, die unwillkürliche Ejakulation in die Nähe eines epileptischen Anfalls zu rücken, besonders wenn das ruckartige, konvulsivische Herausschleudern der Samenflüssigkeit sich auf den ganzen Körper und das Bewusstsein überträgt; ein ersehnter, erwünschter kurzer Anfall, aber bei dem Doktor war es wohl so, dass ihn im Vorfeld ein ähnlicher Zustand befiel und neben der sowieso unwillkürlichen, schweren Atmung seinen Körper zu einem zappelnden Etwas machte, gewiss vielleicht im übertragenen Sinn, aber dennoch wirklich, sodass man unmöglich annehmen konnte, seine Aktionen wären von einem Bewusstsein gesteuert. Seine Finger verkrampften und erlitten Anfälle im Fleisch der Nutte, als sein Mund, in einer Umkehrung ejakulationsähnlicher Motorik, an den Titten von Lulu saugte. Selbst seine Beine zuckten gelegentlich, während Lulu ihn ritt. Nur der Pol seines denkwürdigen Zustandes, das erigierte Glied blieb ruhig und ließ sich nur von Lulus Reitkünsten bewegen. Er bewegte also nicht zuckend und ruckend seine Hüften, sondern sein Schwanz in Paralyse empfing die emsig rhythmischen Bewegungen von Lulus Schoß, steuerte aber das krampf- und reflexartige Verhalten seines Restkörpers. Wir können nun nicht mit Sicherheit behaupten, dass dem Dr. Schwarz eine schöne Erfahrung widerfuhr, zumal er in seiner vermutlichen Bewusstlosigkeit gar nichts mitbekam. Stärkere Zweifel sind erlaubt, ob Dr. Schwarz überhaupt ein geeigneter Kandidat für die erwünschte philosophische Exkursion des Abends war. Man kann schlecht erwarten, dass ein zuckender, bewusstloser Körper in der Lage ist, zu philosophieren, aber vielleicht gewann ja Dr. Schwarz Ruhe, Souveränität und Bewusstsein zurück, um sich über den merkwürdigen Zwischenfall, der sich nun mal ereignet hatte, Gedanken zu machen. Selbstverständlich entsorgte Lulu das gefüllte Kondom. Elfriede hörte davon nur die Betätigung der Wasserspülung. Sie wagte noch nicht, einen Blick in den Salon zu werfen.
Sie hätte eine leblose, lang ausgestreckte Gestalt auf dem Sofa gesehen, die keine Anstalten machte, sich anzuziehen. Die Gestalt starrte an die Decke und löste Sorgen bei den anderen Männern aus. Diese wagten noch nicht, ein Wort an die leblose Gestalt zu richten. Indessen kam Lulu aus dem Bad zurück - sie hatte sich nach getaner schwerer Arbeit etwas frisch gemacht - und verlangte nach einem Glas Champagner. Überlegungen schlichen sich in den Raum, dass es nötig sei, einen Krankenwagen zu bestellen. Champagner war das Stichwort für Elfriede in Aktion zu treten. Beherzt trat sie in den Raum der unerfüllten Sehnsüchte, den Raum des Schweigens und der Bewusstlosigkeit, mit einer Schale gut
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