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Elfriede im Salon (German Edition)

Elfriede im Salon (German Edition)

Titel: Elfriede im Salon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Milk
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Konzerte. Ein Versuch könnte kläglich scheitern.
    Ihr fielen die Frühlingsfeiern von Strawinsky ins Auge, immerhin Ballettmusik und von ihrem Charakter her revolutionär und eruptiv, durchaus geeignet, den Charakter der Situation zu unterstreichen. Sie versuchte sich an Lieblingsmusik des Professors zu erinnern, der vermutlich das Zentrum der Konterrevolution darstellte. Er könnte fallen, wenn sie sich zu seiner Lieblingsmusik auszöge. Bach. Der in seinem Fachgebiet durchaus revolutionäre Gelehrte war in seiner musikalischen Geschmacksbildung eher konservativ. Sie wusste nicht, ob Professor Hügel Strawinsky mochte. Hatte er sich jemals beschwert, etwa über provokativen Lärm? Sie stellte sich vor, wie sie die explosiven, stoßartigen Klänge mit ihrem Becken begleitete. Warum nicht aggressiv gegen den Konterrevolutionär vorgehen?
    Das Dilemma war groß. Sie sah sich schon genötigt, irgendeine Jazz-CD aufzulegen, in der Hoffnung, sie sei tanzbar. Mit Sicherheit befand sich darunter keine Bar-Musik. Immerhin war die Letzte ein guter Griff. Nicht nur die Wahl der richtigen Musik bereitete ihrem leidenschaftlichem, revolutionären Hirn Kopfzerbrechen, sondern auch der richtige Zeitpunkt ihres erotischen Coups. Es wäre schön gewesen zu einer Zeit mit dem Tanzen zu beginnen, wenn die Revolution praktisch schon gewonnen war, nämlich genau dann, wenn der Konterrevolutionär Professor Hügel und der eher liebenswerte Mitläufer Dr. Schwarz ebenfalls nackt am Tisch säßen, die halbe Miete sozusagen. Ebenso gern hätte sie ihrem Mitstreiter Robert Unmuth ein bisschen Zeit zur Erholung gelassen. Sie wollte ihm nicht nur ein ästhetisches Vergnügen bieten, sondern ebenso seinem Schwanz eine nennenswerte Erektion verpassen.
    Ihr revolutionäres Blut bewog sie schließlich, die Frühlingsfeiern aufzulegen. Die Musik würde leise beginnen, und wenn's laut würde, könnte man immer noch protestieren. Ihre Entscheidungsfindung hatte einen Zeitraum von ein, zwei Minuten gebraucht. Ohne mit dem Tanzen zu beginnen, setzte sie sich brav und angezogen an den Tisch und versuchte ihre Zweifel in Rotwein zu ertränken.
    Selbst Lulu konnte sich über das Verhalten von Robert Unmuth nur wundern. Wollte der unersättliche Alte etwa nochmals ficken? Programmgemäß war der große Dicke nun an der Reihe, wenn er denn nicht verzichtete. Verzichtete er, wäre für sie der Abend und die Arbeit gelaufen. Wollten die alten Säcke aber weiterficken, müssten sie kräftig dazuzahlen. Der große Dicke fühlte sich etwas unbehaglich in seiner Haut. Die von ihm zwar geschätzte Elfriede befand sich immer noch im Salon, und sein Schwanz befand sich in einer Dauererregung, da seine Augen es nicht lassen konnten, auf die großen Titten der Nutte zu starren. Diese Augen mussten eine direkte Verbindung zu seinem Kleinhirn oder einer anderen primitiven Sektion seines zentralen Nervensystems haben, die die fröhliche Botschaft ihrerseits direkt weiter an seinen Schwanz leiteten. So ein Schwanz war für wissenschaftliche Forschung und Philosophie nicht förderlich. Sollte er sich als Spielverderber erweisen? Wie ungeheuer provozierend war die Erscheinung seines Kollegen, dessen Anhängsel zwar gut unter dem Tisch versteckt war, aber schon der sichtbare, nackte Oberkörper war eine Provokation. Der Astronom wusste, wie es gemeint war.
    “ Ist Dir nicht kalt, Robert?”, fragte er nach diesen Minuten der Stille und stummer Provokation. “Im Gegenteil, mir ist warm”, antwortete ein gut gelaunter Robert Unmuth. “Wenn ich dich so angucke, müsste es Dir allerdings ziemlich warm sein”. Der Konterrevolutionär konnte dies unmöglich leugnen. Ihm war sehr warm. Wenn er weiterhin auf die Titten starrte, würde der situative Kontext zu einem Schweißausbruch führen. “Wenn euch zu warm ist, Kollegen, solltet ihr euch ebenfalls ausziehen und frisch machen”. “Mir ist zu warm”, meldete sich ein mutiger Dr. Schwarz.
    Strawinsky wurde laut und die Revolution nahm ihren Fortlauf, denn Dr. Schwarz stand beherzt auf und begann sich auszuziehen. Dieser mutige Vorgang hat nicht die Qualität, in die Geschichte des Striptease einzugehen. Die Musik, schon eruptiv, hatte offensichtlich keinen Einfluss auf die Bewegungen von Dr. Schwarz. Wir sind auf die diversen Kleidungsstücke des Dr. Schwarz schon eingegangen. Deren sinnliche und erotische Qualität fordern nicht notwendigerweise eine wiederholende Aufzählung ein. Schließlich stand er, durchaus

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