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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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Motive und Gelegenheiten.
    Mit anderen Worten, er konnte sich nicht heraushalten.
    Er musste dieser Geschichte auf den Grund gehen, er musste wissen, was Natalia gesehen und wer die Morde begangen hatte; andernfalls würde er diese Fragen niemals los. Erst dann konnte er endlich Francesca gegenübertreten, und dann …
    Moment. Immer schön eins nach dem anderen.
    Es war halb neun Uhr morgens, und bevor er in der Redaktion sein musste, war noch Zeit, um beim Tukan vorbeizuschauen. Ferdis Drohungen waren ihm ebenso gleichgültig wie die des Herausgebers. Er wollte endlich Klarheit: Er würde Savi aus dem Bett zerren und zum Reden zwingen. Aufgemuntert von Charles Trenets fröhlicher Stimme, fuhr er von Corvesco nach Castione.
    Um nicht auf sich aufmerksam zu machen, wollte er sein Auto ein Stück entfernt stehen lassen. Zuvor aber drehte er noch eine Aufklärungsrunde durchs Viertel, und die Idee war gut, denn erst im letzten Moment bemerkte er die Polizeiautos.
    Er bremste ab und nahm den nächstbesten Parkplatz.
    Vor dem Tukan stand ein Zivilfahrzeug, aber ein Stück weiter, auf einem Seitenparkplatz, war ein Streifenwagen. Contini näherte sich zu Fuß auf der entgegengesetzten Straßenseite. Dieses Hin und Her der Polizisten rund um das Tukan wollte durchaus nicht zu einer Verhaftung passen – zu viele Beamte in Zivil, zu viele Leute in Overalls. Vor dem Eingang war ein regelrechter Menschenauflauf, und darunter war nur ein vereinzelter Polizist in Uniform.
    Den sprach Contini an: »Ist was passiert?«
    »Gehen Sie weiter, hier gibt’s nichts zu sehen!«, bekam er zu hören.
    Aber einen überzeugenden Eindruck machte der Beamte nicht: Seine fahrigen Gesten, sein huschender Blick sagten, dass sehr wohl etwas passiert war. Contini war im Begriff, eine weitere Frage zu stellen, als die Tür des Lokals aufging und Kommissär De Marchi herauskam.
    »Contini! Was machen Sie denn schon wieder hier? Hab ich Ihnen nicht gesagt, Sie sollen sich raushalten?«
    »Ich wollte nur ein bisschen mit Savi plaudern. Sie haben ihn nicht verhaftet …«
    De Marchi gab keine Antwort.
    »Wo ist er denn?«, fragte Contini leise.
    »Sagen Sie jetzt bloß nichts, und gehen Sie mir nicht auf die Nerven!«
    »Was ist passiert?«
    De Marchi starrte ihn wild an. »Können Sie sich das nicht denken? Savi hat sich umgebracht. In den Kopf geschossen.«

FÜNFTER TEIL
Rätsel

1
Ich habe Polizist gespielt
    Contini trank seinen Kaffee aus und stellte die Tasse ins Spülbecken. Er ignorierte den grauen Kater, der Futter begehrte, trat in den Flur hinaus und ging zur hinteren Tür. Er öffnete sie und atmete tief die Waldluft ein.
    Irgendetwas stimmte nicht.
    So hatte es Natalia im Zusammenhang mit dem Tod ihrer Mutter ausgedrückt. Irgendetwas war falsch, aber was? Nach Ansicht der Polizei hatte Luciano Savi erst Sonia Rocchi und Peter Mankell und dann sich selbst ermordet, mit einer im Internet erstandenen Armeepistole. Sie konnten aber nichts beweisen, weder den Waffenkauf noch sonst etwas. So war diese Version auch nicht offiziell, auch wenn es die einzig mögliche schien.
    Es blieben weitere unbeantwortete Fragen. Contini kehrte in die Küche zurück und fügte dem Brief, an dem er schrieb, ein paar Zeilen hinzu.
    Könnten Sie mir doch verstehen helfen! Savis Tod hat mich wirklich vollkommen überrascht, ich kann ihn mir nicht erklären. Die Frage ist doch: Warum hätte Savi Sonia Rocchi und Mankell umbringen sollen? In den Medien heißt es, die beiden hätten Beweise für seine obskuren Geschäfte mit Mädchen gehabt, aber mich überzeugt das nicht. Warum hätte er sich dann das Leben genommen?
Sehen Sie? Dauernd schreibe ich »warum«. Eigentlich sollte ich mich um diese ganze Geschichte foutieren, ich habe offiziell den Befehl, mich rauszuhalten. Kommissär De Marchi hat mich zwei Stunden ins Gebet genommen, er ist stinksauer auf mich. Dass ich kurz nach der Entdeckung des Selbstmords am Tukan vorbeikam, hat ihn so wild gemacht, dass er sich an mir festgebissen hat. Am Ende aber musste er mich doch wieder gehen lassen: Er hat nichts gegen mich in der Hand, er kann einem Privatmann nicht verbieten, herumzulaufen und ab und zu eine Frage zu stellen.
Es war trotzdem ein Fehler von mir. Ich habe Polizist gespielt, habe die Spezialisten bei der Arbeit behindert, statt mich um meinen eigenen Kram zu kümmern. Gerade so, als bräuchte ich Drama, Tod und Elend als Ausgleich für meine Spaziergänge im Wald, meine Füchse und meine Chansons, die

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