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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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aufgebahrten Savi. »Ob er sich im Sitzen oder im Stehen erschossen hat, ist mir egal. Aber sind Sie sicher, dass er gleich tot war?«
    »Scheint so«, antwortete Dr. Pessina.
    »Scheint oder ist?«
    »Mit Sicherheit konnte er keinen zweiten Schuss abfeuern.« Pessina entfernte sich von der Leiche, als fürchtete er sie zu stören. »Wir haben hier die ersten Untersuchungsergebnisse …«
    Der Doktor nahm eine Mappe von einem metallenen Möbelstück neben dem Sektionstisch, auf dem die Leiche lag.
    »Schauen Sie. Als Sie die Leiche gefunden haben, betrug die Rektaltemperatur neunundzwanzigeinhalb Grad. Das bedeutet, seit Eintritt des Todes sind rund zehn Stunden vergangen, worauf auch der Grad der Hornhauttrübung und vor allem die Ausprägung der Totenstarre hinweisen.«
    »Kann es sein, dass zwischen dem Tod und dem Auffinden des Leichnams ein weiterer Schuss abgegeben wurde?«
    Pessina legte das Blatt aus der Hand und trat wieder an den Sektionstisch.
    »Nicht auf ihn. In den Körper dieses Mannes ist nur ein einziges Projektil eingedrungen.« Der Rechtsmediziner legte eine Pause ein. »Und das kann ich mit Sicherheit sagen.«
    Gräulich, mit geschlossenen Augen und sprießenden Bartstoppeln um die exakt rasierte Kurve der Koteletten lag Luciano Savi vor ihnen. Er sah sehr anders aus, als ihn De Marchi in Erinnerung hatte – kleiner vielleicht oder klarer, mit schärferen, wie gemeißelten Gesichtszügen. Von links und aus weiterer Ferne betrachtet, sah er aus, als schliefe er nur.
    Der Kommissär verabschiedete sich von Pessina und fuhr mit dem Aufzug ans Tageslicht hinauf. Savis Leichnam gab der Rechtsmedizin keine Rätsel auf: Der Nachtclubbesitzer hatte sich, ohne Vorwarnung, einfach in den Kopf geschossen.
    Aber bevor er starb, hatte er noch eine Nachricht verschickt.
    Das war der Grund, weshalb der Kommissär sich persönlich zu Pessina begeben hatte und weshalb der Fall noch nicht abgelegt worden war. Die Kriminaltechnik hatte festgestellt, dass aus der Pistole, mit der sich Savi erschossen hatte, zwei Schüsse abgegeben worden waren, aber es war nur ein einziges Projektil gefunden worden. Was natürlich den Verdacht des Kommissärs erregt hatte.
    Das ist ja ein allseits bekanntes System, um einen Mord als Selbstmord zu tarnen. Man erschießt das Opfer, dann drückt man ihm die Waffe in die Hand und schießt ein zweites Mal in die Luft oder irgendwohin, damit aus der Analyse der Fingerabdrücke hervorgeht, dass das Opfer eigenhändig abgedrückt hat. Natürlich schrillen bei der Polizei die Alarmglocken, wenn bei einem Selbstmörder eine Pistole gefunden wird, aus der zwei Mal geschossen wurde.
    Aus der Auflistung der von Mankell geführten Telefonate ging ferner hervor, dass er mehrfach Savis Mobilnummer angerufen hatte. Als teilten die beiden ein Geheimnis miteinander, dachte der Kommissär. Ein Geheimnis, zu dem Savis letzte Nachricht eine Spur legte: ein an sich selbst geschicktes SMS, das er wie eine Gedächtnisstütze auf seinem Natel gespeichert hatte.
    Ich kann nichts dafür. Ich habe immer versucht, Gewalt zu vermeiden. ER war es, der Mann, der nicht da war, ihr müsst den suchen, der sich versteckt hat. Ich war da, aber ich kann nichts dafür. Luciano Savi.
ABSENDER: Luciano Savi
EMPFÄNGER: Luciano Savi
GESENDET: 25. Aug. 2010, 02:05:51
    Zwei Tage vor seinem Tod hatte Savi das Bedürfnis gehabt, diese Aussage zu dokumentieren. Das klang nicht wie die Abschiedsnachricht eines Selbstmörders. Eher wie die Botschaft von einem, der etwas zu verbergen hat.
    Staatsanwalt Bazzi sammelte Beweise, um Savi die Morde anzuhängen; und die Ermittler vermuteten ein Motiv in den finanziellen Schwierigkeiten des Tukan. Aber die widersprüchlichen Fakten bereiteten De Marchi zunehmend Kopfzerbrechen: Die Kriminaltechnik konnte nicht erklären, wie es Savi geschafft haben sollte, Mankell zu erschießen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen – nichts deutete darauf hin, dass er jemals einen Fuß in das Zimmer gesetzt hatte, in dem Mankell ermordet worden war. Und die KT-Leute hatten dieses Zimmer wirklich auf den Kopf gestellt.
    Weil es an Fakten fehlte, dachten sich Bazzi und die anderen Hypothesen aus. Aber das werden wir sehen, dachte De Marchi. Wenn jetzt zufällig rauskommt, dass Savi ermordet wurde, sind eure Theorien hinfällig.

3
Kates Glück
    Wenn man bereit ist, die Gebühr zu zahlen, kann man das Auto am Bahnhof von Chiasso stehen lassen und geht dann zu Fuß den Corso San Gottardo oder die Via

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