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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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zum Arbeitszimmer und drückte langsam auf die Klinke.
    Sie öffnete die Tür nur einen Spalt. Beugte sich vor und warf einen verstohlenen Blick ins Zimmer.

9
Des Mondes Missgestalt
    Savi hörte ein Geräusch hinter sich. Er ließ die Arztfrau los und sah sie zu Boden sinken. Er war im Begriff, sich umzudrehen, doch sein Blick streifte das Gesicht der Frau, ihre weit aufgerissenen Augen, den verzerrten Mund. Sie rührte sich nicht. Er beugte sich über sie, packte sie an den Schultern, schüttelte sie.
    »Los!«, rief er. »Stehen Sie schon auf, machen Sie keinen Blödsinn …«
    Die Frau rührte sich noch immer nicht.
    Ach du Scheiße, dachte Savi. Scheiße, Scheiße, Scheiße. Was hab ich getan.
    Wieder meinte er etwas zu hören. Ein Atmen.
    Jäh fuhr er herum und sah das Mädchen, das ihn anstarrte. Es bewegte die Lippen, sagte aber nichts.
    »Wer bist du?«, fragte Savi. »Es war ein Unfall …«
    Er stand auf und ging auf das Mädchen zu. Sie wich zurück, stieß rücklings gegen den Türstock.
    »Ruhig«, sagte Savi. »Nur die Ruhe, es ist nichts passiert.«
    Das Mädchen bewegte jetzt die Augen: Sein Blick ging zwischen ihm und der am Boden liegenden Frau hin und her wie das Pendel einer Uhr, immer wieder, ohne innezuhalten, als hätte sich ein Mechanismus verklemmt.
    »Ich kann dir das erklären …«
    Mit beschwichtigend erhobenen Händen trat Savi noch einen Schritt näher. Das Mädchen zuckte zusammen. Savi war nur noch eine Armlänge entfernt. Das Mädchen drehte sich abrupt um und rannte davon.
    »Scheiße«, sagte Savi.
    Er lief hinterher. Im dunklen Flur stolperte er und wäre fast gestürzt. Er sah das Mädchen vor sich am Ende des Korridors durch eine Tür verschwinden. Sekunden später war er im selben Raum. Er merkte, dass er sich in einer Küche befand, und wollte nach einem Lichtschalter tasten, doch in dem Moment sah er die Silhouette des Mädchens, das durch die Hintertür das Haus verlassen hatte und durch den Garten floh.
    Er folgte durch die Tür. Draußen blieb er stehen und spähte in die Richtung, in die das Kind verschwunden war. Er hörte den Wind in den Baumkronen rascheln. Dunkel war es; der Mond, halb verborgen hinter Wolken, war eine Missgestalt, wie eine verpatzte Zeichnung.
    Ringsum explodierten die Feuerwerkskörper.
    Natalia flieht. Natalia will nicht sterben.
    Der Mann hatte einen Schnauzbart und dunkle Augen.
    Sie hat ihn deutlich gesehen, sie hat gesehen, wie er sich auf ihre Mutter gestürzt hat. Er hat sich auf sie gestürzt, und sie ist gefallen, und Natalia hat das Geräusch ihres Kopfes beim Zusammenprall mit dem Schreibtisch gehört. Sie hat es lange gehört. Ein langsames Geräusch, wie wenn etwas aufplatzt und in sich zusammenstürzt. Ein Geräusch, das sich endlos fortpflanzt. Es geht ihr nicht aus dem Kopf. Sie hört es noch immer. Sie hört zu.
    Sie stand da wie erstarrt, konnte sich nicht rühren. Sie hatte nicht gedacht, dass es etwas Ernstes sei, sie dachte, es sei eben ein Streit. Aber dann packt der Mann ihre Mutter und schmettert sie gegen den Schreibtisch. Sie fällt, aber er lässt sie nicht in Ruhe, er schlägt sie immer wieder gegen den Schreibtisch.
    Natalia kann sich nicht rühren. Aber dann bewegt sie sich doch, und er dreht sich um und sieht sie an.
    Natalia erstarrt.
    Als der Mann auf sie zukommt, ergreift sie die Flucht. Sie rennt durch den Flur, spürt ihn hinter sich. Sie will nicht sterben. Sie rennt durch die Küche, hinaus in den Garten, sucht Zuflucht im Gebüsch, das den Garten säumt.
    Natalia denkt an ihre Mutter.
    Hat er sie umgebracht?
    Sie muss es wissen, sie muss zurück zu ihrer Mutter.
    Natalia schleicht durch das Dickicht, bis sie auf der Höhe der Terrasse angelangt ist. Dann windet sie sich ins Freie, überquert die Wiese und stürmt die Stufen zur Terrasse hinauf. In der Nacht explodieren die Feuerwerkskörper, Natalia ringt nach Luft, das Herz hämmert in ihrer Brust. Sie nähert sich der Terrassentür.
    Natalia wagt kaum zu atmen. Lautlos tritt sie ein und geht ein, zwei Schritte, um hinter den Schreibtisch zu spähen.
    Dann hört sie ein Geräusch.
    Er ist da.
    Natalia bleibt fast das Herz stehen. Sie sieht seinen Rücken, über ihre Mutter gebeugt. Er ist zum Schreibtisch zurückgekehrt.
    Er hat sie nicht bemerkt, und Natalia will abermals fliehen. Aber dann sieht sie ein Bein, es ist das Bein ihrer Mutter, das hinter dem Schreibtisch herausragt. Sie sieht den Mann an, sieht wieder, wie er ihre Mutter umbringt, wie brutal er

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