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Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Elia Contini 03 - Das Verschwinden

Titel: Elia Contini 03 - Das Verschwinden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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tun?«
    »Zum Beispiel, dass Mankell die Mädchen Ihres Lokals ärztlich betreut hat.«
    »Na und?«
    »Außerdem haben Sie kein Alibi für beide Tatzeiten.«
    »Dafür kann ich doch nichts!«
    »Sie waren den ganzen Abend allein, ohne Zeugen, und Ihr Lokal geschlossen. Finden Sie das nicht seltsam?«
    »Seltsam finde ich, dass Sie Ihre Zeit mit mir vergeuden, statt den Mörder zu suchen!«
    »Auch Rocchi hat seine Zeit mit Ihnen vergeudet, erinnern Sie sich?«
    »Ich habe ihn nicht gekannt, das sagte ich bereits. Mankell kannte ich, okay, aber den anderen nicht. Warum schikanieren Sie mich?«
    »Weil Sie uns nicht die Wahrheit sagen.«
    »Das stimmt nicht!«
    »An dem Tag, an dem wir herausfinden, was Rocchi von Ihnen wollte, mache ich Ihnen das Leben zur Hölle.«
    »Sie bluffen doch nur! Sie wissen gar nichts, Sie reden nur so daher, um mir Angst zu machen. Ich habe niemandem was getan.«
    Savi war sehr nervös, gestikulierend tigerte er in seinem Kabuff hin und her wie ein Raubtier im Käfig. Oder wie eine Beute im Netz.
    »Kann schon sein, dass ich mal ein Mädchen schwarz bezahlt habe, aber deswegen können Sie mir doch nicht einen Mord an den Hals hängen! Sie haben mich jetzt schon ich weiß nicht wie oft ausgefragt, wieso lassen Sie mich nicht endlich in Frieden?«
    De Marchi gab keine Antwort. Stumm und reglos standen sie beide da und starrten einander an. Das Flackern der Kerze war die einzige Bewegung im Raum. Auch die Musik hinter dem Vorhang schien auf einmal wie wattiert.
    »In der nächsten Zeit wird niemand in Frieden gelassen«, sagte der Kommissär schließlich.
    Contini versuchte sich aufzurappeln und zu fliehen, doch kaum war er auf den Beinen, fielen die zwei wieder über ihn her und drängten ihn zur Mauer. Der eine versetzte ihm einen Tritt gegen das Schienbein, und Contini taumelte gegen die Wand. Im Fallen zog er die Beine an und versuchte sein Gesicht vor den Tritten zu schützen.
    Er bezweifelte, dass es einen Sinn hatte, um Hilfe zu schreien. Womöglich machte es diese zwei Irren noch wilder. Von den Schlägen auf den Kopf war er halb betäubt, und ein atemraubender Schmerz stach durch seine linke Seite. Die beiden Männer arbeiteten, jetzt schwer atmend, mit unverminderter Konzentration.
    Contini wälzte sich herum und streckte die Hände nach dem Bein aus, das ihn trat. Er bekam es am Knöchel zu fassen und zog daran, mit letzter Kraft. Der Mann verlor das Gleichgewicht und landete rücklings im Kies. Mit einem Satz nach vorn schlug Contini aufs Geratewohl zu, und nach dem Ächzen zu urteilen, hatte er das Gesicht getroffen.
    »Okay«, sagte der andere Rasende. »Das langt jetzt.«
    »Was wollt ihr überhaupt von mir?«, stieß Contini rasselnd hervor.
    Statt einer Antwort fuhr ihm die Faust des Zweiten gegen die Schläfe. Contini knallte abermals gegen die Mauer.
    Luciano Savi verstand gar nichts mehr. Zuerst hatte er Contini an einem Tisch im Lokal sitzen sehen, dann, während er noch darüber nachdachte, wie er ihn loswerden sollte, tauchte dieser Polizist auf und nahm ihm den Job ab. Aber gleich darauf kam derselbe Polizist zu ihm und drohte ihm. Savi war ja nicht blöd: Natürlich war ihm klar, dass sie sich auf ihn als Mörder eingeschossen hatten. Der Tod des Doktors hatte ihm, Savi, nur die Galgenfrist verlängert, weil ein toter Mankell nicht mehr auspacken konnte. Aber vielleicht brauchten sie Mankells Aussage ja gar nicht. Vielleicht wussten sie schon, wie alles gelaufen war. Sie hatten doch ihre Mittel und Wege, ihre wissenschaftlichen Methoden, von denen er keine Ahnung hatte.
    Der Polizist war endlich abgezogen, aber Savi hatte den Vorhang nicht wieder geöffnet. Er verkroch sich in seiner Höhle und bereute, wieder einmal, seinen Ausbruch. Hätte er sich an diesem verdammten ersten August zusammengerissen, könnte er jetzt ebenfalls offen reden. Die Polizei würde dann kapieren, dass nicht er der wahre Schuldige war; zwar würden sie sein Lokal schließen, aber einen Mord könnten sie ihm nicht anhängen.
    Er schenkte sich einen Four Roses ein, trank aber nicht. Sondern saß nur da, starrte in die bernsteingelbe Flüssigkeit und drehte das Glas zwischen den Händen. Ich kann doch nichts dafür, dachte er, sie haben mich in die Pfanne gehauen. Aber es war noch zu früh für ein Geständnis, noch bestand eine Chance, seine Haut zu retten: Das aggressive Vorgehen der Polizei war letztlich doch nur eine Flucht nach vorn – im Grunde hatten sie keine handfesten Beweise. Wenn

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