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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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den Kopf. »Nicht viel«, sagte er zögernd. »Eine schwarze Kugel, die zu einem großen Auge wurde, das mich ansah. Dann hat etwas versucht, mein Gehirn aus den Ohren zu saugen und durch die Nase wieder einzufädeln, das war ziemlich unangenehm. Daraus hat Eusebian mich erlöst. Weiter nichts.«
    »Weiter nichts«, wiederholte Elidar nachdenklich.
    »Und wie war es bei dir?« Valon musterte sie intensiv. »Du warst nur ganz kurz in dem Netz, keine drei Atemzüge lang, dann hat es sich aufgelöst und Eusebian hat mit seiner Wiederbelebung begonnen.« Er lächelte schwach.
    »Es ist mir viel länger erschienen«, erwiderte Elidar. »Aber sonst - ungefähr so, wie du geschildert hast.« Es widerstrebte ihr, Valon zu berichten, was ihr widerfahren war. Sie musste mit seiner Magnifizenz darüber sprechen - vielleicht hatte er eine Erklärung parat.
    Valon war damit zufrieden, ihn beschäftigte etwas anderes. »Wir sind Magister«, flüsterte er und stieß Elidar an. »Hättest du damit gerechnet? Ist das nicht großartig? Jetzt müssen sie uns einkleiden, daran führt kein Weg mehr vorbei.«
    Elidar nickte matt. Das war es, was sie sich gewünscht und wofür sie all die Equils gearbeitet hatte. Noch heute Morgen hatte sie befürchtet, dieses Ziel nicht mehr zu erreichen. Und jetzt war sie zu verwirrt und erschöpft, um sich darüber zu freuen.
    Eusebian führte sie zurück zu Sturms Räumlichkeiten. »Ich komme mit einer Erfrischung«, verkündete er und ließ die Prüflinge und Sturm allein.
    Die beiden jungen Magier ließen sich auf Stühle fallen, während Sturm in seinen Lehnsessel sank und fröstelnd den Hausmantel über seine Beine legte. Valon lehnte den Kopf an die Wand hinter sich, schloss die Augen und begann binnen weniger Momente, leise zu schnarchen.
    Elidar und Sturm blickten sich an. »Magnifizenz«, begann Elidar, »ich erbitte Eure Hilfe. Die Stimmen haben einiges gesagt, was ich nicht verstanden habe.« Als die Worte über ihre Lippen kamen, wurde ihr siedend heiß. Sie konnte ihm unmöglich berichten, was sie gehört hatte!
    Casarius Sturm richtete sich mit erstaunter Miene auf. »Es hat zu dir gesprochen?«
    Elidar nickte zögernd. »Es hat ›Willkommen‹ gesagt«, murmelte sie. »Und dass es lange auf mich gewartet hat.«
    Sturm faltete die Hände vor dem Mund. Seine Augen funkelten vor Erregung. »Willkommen«, wiederholte er. »Mein Junge, mein Junge. Weißt du, was das bedeutet?«
    Elidar wusste es nicht. Sie war mit einem Mal so müde und ihr Kopf so schwer, als trüge sie eine ganze Welt darin.
    Sturm beugte sich vor. »Darf ich es sehen?«, fragte er und streckte die Hand aus. Elidar schreckte zurück, aber der Magus berührte schon das Drachenmal an ihrer Schläfe mit dem Finger. Die Berührung war eiskalt und sengend heiß zugleich, und Elidar konnte sich nicht davon lösen. Starr saß sie Sturm gegenüber und erwiderte hilflos seinen bohrenden Blick. Das Feuer in ihrem Inneren und die Kraft unter dem Feuer waren erloschen, erkaltet, verschwunden, als hätten sie niemals existiert. Elidar konnte sich nicht gegen Sturms Griff zur Wehr setzen, mit dem er nun ihre Erinnerungen fasste und ans Licht zog.
    Sie blickte in seine Pupillen, zuerst starr und klein, dann groß und weit. Ihr Bild spiegelte sich darin. Sie sah sich selbst, wie sie die Hand nach der schwarzen, wirbelnden Sphäre ausstreckte und sie berührte. Elidar rang verzweifelt darum, ihre Erinnerungen und Gedanken für sich zu behalten, sie nicht vor diesem kalten Blick ausbreiten zu müssen. Sie hätte nicht gezögert, sich mit einem unkontrollierten Ausbruch ihrer Kräfte von dem unbarmherzig sezierenden Zugriff loszureißen, aber ihre Kräfte standen ihr nicht zur Verfügung. Irgendetwas blockierte sie, hielt sie fest, als lägen sie unter einem Berg von Steinen verschüttet.
    In ihrem Inneren hallte wie ein fernes Echo der Ruf ›Mutterkönigin …‹ wider. Die Brust ihres Gegenübers hob sich in einem langen, tiefen Atemzug. Elidar erkannte, dass all ihre Träume und Hoffnungen mit diesem einen Wort endgültig vernichtet waren. Es war vorbei.
    Der Griff um ihre Erinnerung lockerte sich, löste sich, verschwand. Sie riss den Kopf zurück, erwiderte den Blick Sturms.
    Der Magus hatte die Hand sinken lassen und saß erstarrt in seinem Sessel. Wenn sein Gesicht sie vorhin im Keller an das eines Totenschädels erinnert hatte, dann glich es jetzt dem eines Mannes, der eine unvorhergesehene Begegnung mit einem der Todesboten aus der

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