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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Zeiten.«
    Bär brummte leise. Er bot Sturm seinen Arm an und hob den alten Magus beinahe aus seinem Sitz, um ihn ins Nebenzimmer zu geleiten. Die Tür schloss sich hinter den beiden, und Elidar sank in sich zusammen. Was sollte sie nun anfangen? Sie lauschte in die Stille in ihrem Inneren. Die Stimmen schwiegen. Mit einem tiefen Atemzug, wie ein Taucher, der sich zum Meeresboden wagt, glitt sie tief in ihren Kern und suchte nach dem, was ihre Magie ausmachte. Was war geschehen? Sie fand nur Stille, Kälte, eine Anmutung von Asche und erkaltetem Gestein, wo einmal feurige Glut und die unbezähmbare Kraft hinter der Lohe gewesen war. Nichts. Nichts … Kälte, Stille, Verlust.
    Ohne dass sie es bemerkte, liefen Tränen über ihr Gesicht.

21
    A ls Bär aus dem Nebenzimmer trat und die Tür leise hinter sich schloss, waren die Tränen auf Elidars Gesicht bereits getrocknet. Sie sah ihm gefasst entgegen.
    Der große Magier deutete zur Tür. »Gehen wir.«
    Während sie durch das stille Ordenshaus schritten, hingen beide ihren Gedanken nach. Bär hatte seine schwere Hand auf Elidars Schulter gelegt, wie so oft, wenn sie ins Gespräch vertieft durch den Garten wandelten. Er führte Elidar zu seinen Räumen im alten Gebäudetrakt.
    »Willkommen in der Bärenhöhle«, pflegte er immer zu sagen, wenn Elidar ihn dort aufsuchte. Sie dachte melancholisch an die langen Nächte zurück, in denen er Pfeife geraucht und mit ihr über Bücher gesprochen hatte, oder sie hatten einen obskuren Bannspruch diskutiert oder einfach nur über das Leben und die Welt geplaudert. Sie roch das würzige Aroma des Pfeifenkrauts, als er sie in sein Quartier winkte.
    Während Bär die Lampe anzündete und mit einer beiläufigen Handbewegung den Holzstoß im Kamin zum Brennen brachte, wartete sie mit verschränkten Armen neben der Tür.
    »Steh nicht so herum«, sagte Bär nicht unfreundlich.
    Elidar hockte sich auf die Kante des Sessels, in den sie sich sonst so bequem hineinzuflegeln pflegte, und blickte ihn an.
    »Ich komme gleich«, sagte er und verschwand in seinem Schlafzimmer. Wenig später kehrte er zurück, er hatte die Kukulle gegen seinen abgeschabten, gemütlichen Schlafrock getauscht. Das beruhigte Elidars aufgewühltes Gemüt ein wenig. Er würde sie wohl kaum für ihre Hochstapelei bestrafen, während er in diesem informellen Kleidungsstück steckte.
    Bär sah sie nicht an. Er holte schweigend seine Pfeife und das Pfeifenkraut aus der Lade, dann nahm er die Karaffe mit Wein, die auf einem Tischchen neben dem Kamin stand, und schenkte zwei Gläser voll.
    »So«, sagte er und ließ sich auf das durchgesessene Kanapee fallen, das Elidar gegenüber stand.
    Er brummte zufrieden, stopfte sich zwei Kissen in den Rücken und legte die Füße hoch. Er rauchte die Pfeife an und sandte ein paar graublaue Wölkchen in die Luft. »Jetzt müssen wir gut nachdenken«, sagte er. »Casarius hat natürlich recht - deine schiere Existenz bringt uns in eine unangenehme Lage.« Er hob das Weinglas und betrachtete die Reflexe des Kaminfeuers darin. »Ich sehe das Ganze natürlich weniger dramatisch als er.« Er warf Elidar einen undeutbaren Blick zu, ehe er sich wieder in das Spiel der Lichter vertiefte. »Noch vor ein, zwei Equils hätten er und ich einen Plan entworfen, wie wir das Kollegium, die Prinzessin und all unsere Bruderorden gegeneinander ausspielen, und du wärst unsere Trumpfkarte gewesen.« Er schüttelte den Kopf. »Er ist in einem zu schlechten Zustand. Aber ich bin immer noch da, und ich denke, wir beide werden das Spiel auch ohne ihn wagen.« Er sog an seiner Pfeife.
    Elidar beugte sich vor. »Was willst du damit sagen?«
    »Ich werde die Zeremonie eurer Ernennung durchführen«, erwiderte Bär. »Das Kollegium wird erfahren, dass es seiner Magnifizenz gesundheitlich nicht möglich ist, seinen Aufgaben nachzukommen, dass er mich deshalb beauftragt hat, in seinem Namen zu handeln.«
    »Seine Magnifizenz wird dem nicht zustimmen«, wandte Elidar ein. »Du weißt, was er gesagt hat.«
    »Ich habe es gehört, und du hast es gehört - aber sonst hat es niemand gehört.« Elidar konnte seinen Blick nicht deuten. »Er ist nicht mehr in der Lage, die Geschäfte der Bruderschaft zu führen«, fuhr er gedämpft fort. »Und er wird es auch nie wieder sein. Ich bin immerhin sein Stellvertreter.«
    Elidar rieb sich unwillkürlich über die Arme. »Ist das nicht Verrat?«, sagte sie zögernd. »Er hat deutlich gesagt, dass er nicht wünscht, dass

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