Elidar (German Edition)
versteinerte Miene sich wieder zu beleben begann. »Was geschehen ist, ist geschehen. Elidar Zorn ist ein vollgültiger Magister der Gemeinschaft der Dunklen Nigh.« Er hob den Kopf und lachte donnernd.
»Nicodemus!«, rief Sturm aus. »Du scheinst dir nicht bewusst zu machen, was das bedeutet!«
»Doch, doch«, gluckste Bär und wischte sich die Augen. »Doch, das tue ich durchaus, mein lieber Casarius. Was für ein tolles Bubenstückchen«, er musterte Elidar vom Kopf bis zu den Füßen. »Oder sollte ich besser sagen: Mädchenstückchen?« Er schüttelte den Kopf. »Du bist verrückt, mein Junge - mein Mädchen. Du bist komplett verrückt. Wie konntest du das wagen?«
Elidar verschränkte die Arme. »Ich wollte Zauberer werden, ich bin Zauberer geworden«, erwiderte sie trotzig.
»Ja, das bist du wohl«, kommentierte Bär, der sich durchaus vergnügt anhörte. »Wir haben alle geglaubt, dass das komplett unmöglich sei. Interessant, oder, Casarius?«
»Du solltest das Ganze etwas ernsthafter betrachten«, beklagte sich seine Magnifizenz, aber Bärs Heiterkeit färbte unerwartet auch auf Sturm ab. Seine Mundwinkel hoben sich um eine Winzigkeit.
»Ernsthaft, ja sicher. Aber bei Nighs unzähligen Eiern - das ist doch eigentlich eine großartige Sache!« Bär ereiferte sich, seine großen Hände vollführten ausgreifende Gebärden. »Wir beklagen uns seit so vielen Equils, dass der Nachwuchs immer spärlicher und immer unzureichender ausfällt - und da steht die Lösung unserer Probleme vor uns: ein Mädchen, Casarius!«
Das winzige Lächeln des anderen erstarb, er barg aufstöhnend das Gesicht in den Händen. »Diese verfluchte Hexe!«, stieß er hervor. »Dieses verdammte, ausgekochte, hinterlistige Weibsstück! Das hat SIE eingefädelt, diese, diese …« Er hob die Hände in einer hilflosen Geste. »Sie wird es überall ausposaunen. Was glaubst du denn, darauf hat sie doch nur gewartet!«
Bär hatte schneller begriffen als die versteinert dasitzende Elidar, wen Sturm damit meinte. »Die Prinzessin«, sagte er. »Natürlich, das müssen wir im Auge behalten. Wir können Elidar nicht fortschicken, du siehst es selbst.«
»Aber wir können sie auch auf keinen Fall bei uns behalten«, stöhnte Sturm.
»Die Dunkle Nigh hat sie willkommen geheißen«, gab Bär zu bedenken. »Wenn wir dieses Ergebnis der letzten Prüfung bei einem unserer jungen Männer zu sehen bekommen hätten, dann wäre er unfehlbar für eine Karriere bis in die höchsten Ränge vorgesehen worden, Casarius.«
»Du kannst doch nicht im Ernst vorschlagen, dass wir eine F...Frau zum Spectabilis oder gar zur Magnifizenz ernennen«, rief Sturm fassungslos aus.
Bär neigte den Kopf und fixierte Elidar nachdenklich. »Sie ist ein ungewöhnliches Mädchen, das musst selbst du zugeben. Und sie hat wahrhaft außergewöhnliche Kräfte.«
»Niemals!«, sagte Sturm. »Niemals wird das Kollegium das geschehen lassen. Von den anderen Bruderschaften ganz zu schweigen. Nicodemus, du musst vollkommen verrückt sein, darüber auch nur nachzudenken!«
»Warum sollen wir nicht darüber nachdenken - sie ist hier, sie hat unsere Ausbildung mit Bravour durchlaufen, und die Dunkle Nigh hat sie als Magister anerkannt.« Bär gluckste leise. »Wir können da nicht mehr viel machen, Casarius. Außer, Elidar einzukleiden.«
»Niemals«, rief Sturm aus, aber es klang nicht besonders entschlossen.
Bär klopfte mit dem Zeigefingernagel gegen seine Zähne. »Wir verraten einfach niemandem, was bis jetzt nur uns dreien hier im Raum bekannt ist. Und von einer Person wissen wir ja bereits, dass sie ein Geheimnis wahren kann.« Er blinzelte Elidar zu.
»Du bist vollkommen wahnsinnig«, erklärte Sturm. »Vollkommen wahnsinnig.« Er war in seinem Sessel zusammengesunken und hatte die Augen geschlossen. Bär stand auf und neigte sich über ihn.
»Du solltest dich hinlegen«, sagte er leise. »Was nützt es dir und uns, wenn du dich wegen einer solchen Lappalie beinahe umbringst?«
»Lappalie«, flüsterte Sturm mit geschlossenen Augen.
»Ja, Lappalie«, bekräftigte Bär energisch. »Überlass das mir, Casarius. Ich bin dein Stellvertreter. Wenn es dir wieder besser geht, kannst du alles anders regeln, aber bis dahin …«
Elidar sah, dass Sturm die Augen öffnete und Bär scharf musterte. Dann flog ein ironisches Lächeln über sein Gesicht. »Wenn es mir besser geht, ja. Danke, Nicodemus, du bist ein wunderbarer Freund. Eine wahre Stütze in schweren
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