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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Dunklen Nigh, und habe das erste und das letzte Wort in allen Angelegenheiten unserer Bruderschaft!«
    Er stand auf, ließ mit einem ungeduldigen Zucken seiner Schultern den Hausmantel hinabfallen und deutete auf seine Kukulle, die an der Tür hing. Elidar stand auf und reichte sie ihm.
    Sturm schlüpfte hinein und zog die Kapuze tief in die Stirn. »Gehen wir also.«

20
    E lidar und Valon folgten seiner Magnifizenz zur Treppe, die hinunter in die Halle führte. Elidar, die sah, wie sehr Sturm sich für diese wenigen Schritte anstrengen musste, fasste sich ein Herz und reichte ihm den Arm, damit er sich auf sie stützen konnte. Nach kurzem Zögern ließ er sich von ihr die Treppe hinunterführen. Sie bemerkte, dass er vor Erschöpfung und Kraftlosigkeit zitterte. »Was ist es?«, wagte sie flüsternd zu fragen. »Habe ich Euch doch so verletzt …«
    Sturm schüttelte beinahe unmerklich den Kopf. »Dies liegt nicht in deiner Verantwortung«, antwortete er ebenso leise. »Die Zeit ist unerbittlich. Ich bin älter als alle anderen Magi hier im Orden - nein, ich bin weitaus älter als die Magi aller sieben Orden. Meine Lebenskraft und meine Stärke schwinden in gleichem Maße wie auch die Magie in unserer Welt abzunehmen scheint.« Er wandte ihr das von der Kapuze überschattete Gesicht zu, und Elidar erhaschte den Schimmer eines schmerzlichen Lächelns. »Doch ich habe noch immer keinen Nachfolger gefunden«, sagte er. »Nein, SIE hat noch immer keinen Nachfolger für mich gefunden.« Er erklärte seine Worte nicht, sondern wandte den Kopf wieder ab, und Elidar hörte nur seinen schweren Atem. Sie hatte sich nie zuvor Gedanken darüber gemacht, wie alt Casarius Sturm sein mochte. Auf sie hatte er immer wie ein Mann mittleren Alters gewirkt.
    Sie betraten nun den ältesten Gebäudetrakt, der auch die Novizenkammern beherbergte. Sturm führte sie schweigend durch die Vorratskammern, die über dem alten Gewölbekeller lagen, und von dort die steile Treppe hinab in den Keller. Die Anstrengung war ihm nun deutlich anzumerken, und Valon, der hinter ihnen gegangen war, kam an Sturms Seite und ergriff wortlos seinen anderen Arm. Es war eng auf der Treppe. Elidar scheuerte mit der Schulter und dem Arm an der rauen Wand entlang, und Valon stieß sich gelegentlich das Knie, aber sie spürten Sturms Dankbarkeit für die Unterstützung, die seine beiden Zöglinge ihm angedeihen ließen.
    »Danke«, sagte er, als sie schließlich den untersten Treppenabsatz erreicht hatten. »Eine kleine Pause, bitte.«
    Dann gingen sie weiter. Elidar fragte sich, wohin Sturm sie führen mochte. Dies hier war der profanste Teil des Ordenshauses - ein großer Keller voller Vorräte und Gerätschaften, heiliger Spinnen und ihrer Netze, Mäusekot und Schatten: das Reich des Cubiculars.
    »Eusebian ist auch der Custos«, sagte Sturm, der lange geschwiegen hatte. »Ich habe ihn nicht benachrichtigt, aber ich denke, er - ah.«
    Eine verhüllte Gestalt trat aus dem Schatten in das Licht einer blakenden Fackel, die in einer Wandhalterung steckte. Elidar erkannte den Cubicular nur an seiner rundlichen Figur, denn sein Gesicht lag vollkommen im Schatten der Kapuze.
    »Ist es erlaubt, einzutreten?«, fragte Sturm.
    »Licet«, erwiderte der Custos und trat beiseite, um eine Türöffnung freizugeben, die Elidar zuvor nicht bemerkt hatte.
    Der Raum dahinter war niedrig, schmal und lang, die Luft roch abgestanden und ein wenig modrig. Es war ein Kellerraum, kalt und kahl. Elidar tauschte einen verblüfften Blick mit Valon.
    »Beide?«, fragte der Custos.
    »Ja«, erwiderte Sturm. »Valon zuerst.«
    Eusebian kniete nieder und wob mit den Händen ein kompliziertes Muster in die Luft. Das Netz aus Linien schimmerte in mattem Gelb und verblasste wieder, ein Nachbild in dunklem Violett hinterlassend. Der Custos hob den Kopf und winkte Valon zu sich. Er wies den jungen Magier an, sich in das Zentrum der verblassenden Linien zu stellen, und wiederholte die Beschwörung. Dieses Mal blieben die Linien aus Licht erhalten, sie umhüllten Valon von den Füßen bis zum Kopf, strahlten blendend hell auf, durchliefen das gesamte Spektrum des Regenbogens bis ins dunkle Violett und wechselten dann in ein glühendes Schwarz, eine vollkommene Abwesenheit von Licht und Farbe, deren Anblick die Augen blendete und in den Zähnen schmerzte.
    Elidar musste sich zwingen, den Blick auf das glühende Netz gerichtet zu halten. Sie konnte nur schemenhaft Valons Gestalt in seiner Mitte

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