Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
Vom Netzwerk:
erkennen. Er stand reglos da, nichts geschah. Dann sank er plötzlich langsam, wie ein fallendes Blatt, in die Knie und barg den Kopf in den Armen. Elidar hörte ein tiefes Stöhnen.
    Eusebian, der Custos, machte einen halben Schritt in seine Richtung und zögerte. »Warte«, hielt ihn Sturm zurück. »Es ist noch nicht vorbei.« Er hatte die Kapuze zurückgeworfen, und Elidar konnte sein Gesicht im Widerschein des schwarzen Lichts sehen - es erinnerte sie an einen Totenschädel, eingefallen und mit schwarzen Augenhöhlen, in denen ein kalter, wilder Funke glühte.
    »Casarius«, wandte Eusebian ein. »Er ist sicherlich nicht der Rechte, du siehst es doch. Erspare dem Jungen die Quälerei.«
    Sturm bleckte die Zähne. »Warte!«, zischte er.
    Valon lag mittlerweile zu einem zitternden Bündel zusammengekauert auf dem Boden. Der Custos machte ein unwilliges Geräusch und hob beide Hände in einer Geste, die das Netz aus Licht und Dunkelheit zerreißen ließ.
    »Komm, mein Junge«, sagte er und half Valon auf die Beine. »Kannst du mich hören? Siehst du mich? Gut.« Er schob den zitternden jungen Mann an die Wand und ließ ihn dort niedersitzen. Sturm kniete sich neben Valon, legte eine Hand auf seine Schulter und redete flüsternd mit ihm. Elidar hörte, wie Valon, stoßweise atmend, antwortete.
    Sturm hörte zu, nickte, und klopfte dem jungen Mann schließlich aufmunternd auf die Schulter. »Gut gemacht«, hörte Elidar ihn sagen. »Ruh dich jetzt aus.«
    Valon ließ den Kopf auf die Brust sinken. Sein Gesicht war beinahe so fahl wie das seiner Magnifizenz.
    Sturm drehte sich um und sah den Custos an. Er hob mit einer resignierten Bewegung die Hände und ließ sie wieder fallen. »Du hattest recht«, sagte er knapp. »Aber er hat sich wacker gehalten.«
    Eusebian nickte. Sein Gesicht wandte sich Elidar zu. »Jetzt er?«
    Sturm bejahte. Elidar sah beklommen zu, wie der Custos erneut das schwach leuchtende Netz auf den Boden zeichnete und dann aufsah. Ohne seine Aufforderung abzuwarten, ging sie zu ihm und stellte sich in die Mitte des Zeichens. Ihr Herz schlug schnell und hart, aber sie bemühte sich, ihre Angst nicht zu zeigen. Was immer Valon erlebt hatte, er hatte es überlebt. Das würde auch sie schaffen.
    Eusebian murmelte: »Viel Glück, Junge.« Dann hob er die Hände, und Elidar sah das Netz um sich herum emporwachsen, hell aufleuchten, durch alle Farben wechseln - und dann, als sie mit dem schmerzhaft schwarzen Glühen rechnete, löste sich das Netz auf und war verschwunden. Sie machte einen Schritt nach vorne, im Glauben, dass Eusebians Beschwörung misslungen war, und stellte fest, dass der Custos, Sturm und Valon ebenso verschwunden waren wie das glühende Netz, und dass sie selbst sich nicht mehr an derselben Stelle befand wie noch einige Atemzüge zuvor.
    Sie drehte sich einmal um die eigene Achse. Es war ein unterirdischer Raum, in dem sie stand, ebenso niedrig und langgestreckt wie der Kellerraum des Ordenshauses, und auch hier roch die kühle Luft modrig und abgestanden. Aber damit endeten auch schon die Ähnlichkeiten. Der Keller des Ordenshauses hatte gemauerte Wände und einen Ziegelboden, dieser Raum hier war entweder grob aus dem Fels gehauen oder es handelte sich um eine natürliche Höhle. An seinen Wänden und der Decke glitzerten Kristalle und Feuchtigkeit, und schwach leuchtendes Moos sorgte dafür, dass sie ihre Umgebung erkennen konnte.
    Elidar drehte sich ein weiteres Mal und atmete scharf ein. Diese Höhle hatte keinen erkennbaren Ausgang. Sie war hier gefangen wie eine Fliege im Bernstein.
    Sie machte einen weiteren Schritt auf das entferntere Ende der Höhle zu, und die kleine, abgeschlossene Welt um sie herum erzitterte. Ein wortloses Seufzen, wie das Atmen eines Steins, dann ein scharfer, klagender Laut wie Wind, der sich zwischen Felsen fängt. Ein zarter Hauch strich über Elidars Stirn.
    Willkommen - sei gegrüßt, junge Königin , flüsterte eine körperlose Stimme. Wir haben lange auf dich gewartet. Die Kräfte schwinden. Du musst uns nach Hause bringen. Der Wind wurde stärker.
    »Was?«, entfuhr es Elidar. »Wer ist da? Wo verbirgst du dich?«
    Stille, nur das Pfeifen, Stöhnen und Brausen des immer heftiger werdenden Windes, der an ihrem Habit zerrte wie ein junger, ungezogener Hund. Elidar schlang die Arme um den Leib und rief gegen das Tosen des Windes an: »Wer ist da? Zeige dich!«
    Wir sind hier , erklang das Flüstern, das dennoch mühelos durch das Getöse des

Weitere Kostenlose Bücher