Elidar (German Edition)
Goldfischteich, saßen zwei Männer, die Kapuzen tief ins Gesicht gezogen. Das war das unter Magiern übliche Zeichen, dass sie nicht angesprochen werden wollten. Elidar machte also kehrt, um zum Haus zurückzugehen, als einer der beiden ihren Namen rief. Sie erkannte Valons Stimme.
»Du kommst wie gerufen«, sagte er. »Weißt du schon etwas über die Zeremonie? Findet sie morgen statt?«
Elidar hatte wenig Lust, sich mit ihm darüber zu unterhalten. »Ja«, erwiderte sie deshalb knapp und wandte sich wieder zum Gehen.
»He, bleib hier«, sagte Valons Begleiter amüsiert. »Ich habe dir noch gar nicht gratuliert. Oder willst du nichts mehr von mir wissen, seit ich ein Salamander bin?«
»Valerian?«, rief sie erstaunt.
Er lachte und schob die Kapuze ein Stück aus dem Gesicht. Er war natürlich inzwischen ein erwachsener Mann, aber sie erkannte den halbwüchsigen Jungen in seinem Gesicht wieder. Valon und er sahen sich ganz erstaunlich ähnlich, was sie ein wenig verblüffte. Warum hatte sie das damals nicht erkannt?
»Hallo, Elidar«, sagte Valerian und packte ihre Hand mit festem Griff. »Ich gratuliere dir zur bestandenen Prüfung. Das muss ja ein Riesending gewesen sein, falls ich Valon Glauben schenken darf.«
Valon trat ihm auf den Fuß, und Valerian boxte ihn in die Seite. »Mach Platz, lass Elidar sitzen.“ Und an Elidar gewandt: »Du siehst aus, als hättest du ganz alleine die Bibliothek aufgeräumt.«
Das war ein alter Scherz zwischen ihnen, und Elidar lächelte pflichtschuldig, obwohl ihr nicht nach Lachen zumute war.
»Schön, dich zu sehen«, sagte sie und zwängte sich zwischen die beiden jungen Männer. Die Bank war ein wenig zu schmal für drei, Valerian legte seinen Arm um ihre Schultern. »Erzähl schon. Hat Valon aufgeschnitten? Bei uns kursieren die wildesten Gerüchte über eure Prüfung. Der alte Backenbart sah ausgesprochen mitgenommen aus.«
Valon prustete. »Elidar hat ihn abgeflammt wie ein Brathühnchen. Und dann hat er versucht, die Prüfungskommission zu erledigen.«
»Der Wunschtraum eines jeden Novizen«, kommentierte Valerian trocken. »Stimmt das, Elidar?«
Sie seufzte. »Teilweise«, gab sie zu. »Valerian, ich bin nicht besonders gesprächig, sei mir nicht böse. Es hat heute einigen Ärger gegeben, den ich erst verdauen muss.«
Valon riss neugierig die Augen auf. »Was war denn los?«, fragte er. »Eusebian hat mich ja rausgezerrt, aber irgendwas ist doch passiert, das habe ich noch mitbekommen.«
»Haben sie es also doch rausgefunden?«, fragte Valerian beiläufig.
Elidar starrte ihn an. »Was?«
»Na, dass du …«, er rieb sich die Nase. »Du weißt schon. Haben sie es rausgefunden?«
»Woher … seit wann weißt du …?« Es verschlug Elidar den Atem. Sie kreuzte die Arme vor der Brust und schnappte nach Luft.
»Was denn, bei allen Göttern?«, rief Valon aus. Valerian ignorierte ihn.
»Schon lange«, sagte er. »Du bist immer so wütend geworden, wenn wir über Magie und Frauen gesprochen haben. Und dann die Prinzessin - es ist bekannt, dass sie und die Orden sich deswegen ständig in der Wolle haben. Und außerdem« – – sogar in der Dunkelheit konnte Elidar erkennen, wie Valerian ein wenig rot wurde – »habe ich dich mal überrascht. Keine Absicht, wirklich nicht. In der Badekammer.«
Elidar schloss die Augen und ließ den Kopf in den Nacken sinken. »Warum hast du nichts gesagt? Als Sturm dich weggeschickt hat, hättest du es damit doch ganz leicht verhindern können.«
»Ich verrate keinen Freund!« Er klang beleidigt. »Und außerdem hab ich mir gedacht, dass es dem alten Sturm nur recht geschieht. Wenn er dich vorzieht, soll er eben sehen, was er davon hat. Rache wird kalt genossen! - Entschuldige«, fügte er ein wenig kleinlaut hinzu.
Valon, der stumm und missmutig zugehört hatte, riss der Geduldsfaden: »Würdet ihr mich freundlicherweise an eurem Spaß teilhaben lassen?«, fauchte er.
»Spaß!«, stöhnte Elidar.
»Sie haben es rausgefunden«, murmelte Valerian mitleidig.
Elidar nickte.
Valon stand auf. »Wenn ihr nicht mit mir reden wollt, kann ich ja gehen«, sagte er.
Valerian hielt ihn fest und sah Elidar fragend an. Sie zuckte mit den Achseln und nickte dann resigniert.
»Setz dich wieder hin, Bruderherz, und hör zu. Du musst aber versprechen, dass du den Mund hältst. Wie es aussieht, sitzt sie sowieso schon bis zum Hals in der Klemme, aber wir wollen es ja nicht noch verschlimmern.«
Valon nickte verbissen und setzte
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