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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Prinzessin schickt dich?«, sagte er.
    Sao-Tan holte das Schreiben hervor. »Ich habe den Auftrag, dieses Schreiben und den Jungen hier zu seiner Magnifizenz zu bringen«, sagte er.
    Die Augenbrauen des Mannes wanderten an seiner hohen Stirn empor. »So«, sagte er in skeptischem Tonfall. Er musterte Elidar genauer. »Ein Stallbursche, scheint mir«, sagte er und rümpfte die Nase.
    »Ihre Hoheit befiehlt es«, erwiderte Sao-Tan ungerührt.
    »Sie befiehlt es, so, so.« Der Tonfall verriet milde Erheiterung. »Dann werde ich wohl eilen und seine Magnifizenz in seinen Studien stören müssen.« Er tat aber nichts dergleichen, sondern sah Sao-Tan fragend an.
    »Ich an deiner Stelle würde es tun, Spectabilis Dorn«, sagte Sao-Tan. »Seine Magnifizenz wird dir deswegen nicht zürnen.«
    »Da bin ich mir weniger sicher als du«, murmelte der Magier. »Sehr viel weniger sicher.« Aber er nahm Sao-Tan den Brief ab und schloss die Tür hinter sich.
    »Mittagsschläfchen«, murmelte Sao-Tan. Elidar sah ihn fragend an. »Er sagte ›Studien‹, ich sage ›Mittagsschläfchen‹«, erläuterte der große Mann und lächelte sein seltenes Lächeln.
    Es dauerte noch einmal so lange wie beim ersten Mal, dann öffnete sich die Tür erneut. »Tretet also ein«, sagte Spectabilis Dorn, der etwas zerzaust aussah, als hätte ein Windstoß seine spärlichen Haare zu Berge stehen lassen. »Seine Magnifizenz erwartet euch.«
    Das altväterliche Gepränge der großen Halle blieb vor der Tür - der Raum, in den sie jetzt eintraten, war zwar auch recht groß, aber er wirkte eher ein bisschen schäbig, wenn auch behaglich. Der Teppich zeigte deutliche Spuren der vielen Füße, die ihn im Laufe der Zeit abgetreten hatten, die holzgetäfelten Wände waren an manchen Stellen dunkel verfärbt, und die samtbezogenen Sessel hatten glänzend abgescheuerte Polster und waren durchgesessen. Elidar entspannte sich. Ganz so hochherrschaftlich, wie sie befürchtet hatte, schien es hier nicht zuzugehen.
    Spectabilis Dorn führte sie durch zwei weitere ähnliche Zimmer. Im zweiten saß ein jüngerer Mann an einem Tisch am Fenster und schrieb etwas aus einem Buch ab. Er blickte kurz auf, sah sie mit leerem Blick an, nickte Spectabilis Dorn kurz zu und schrieb dann weiter.
    »Er bereitet sich auf die Prüfung vor«, erklärte Dorn leise.
    Prüfung. Elidar lief schon wieder eine Ameisenfamilie über den Rücken. Ob sie auch einmal so dasitzen und für eine Prüfung lernen würde? Lesen konnte sie einigermaßen, aber mit dem Schreiben haperte es ein wenig. Hoffentlich fragte seine Magnifizenz sie nicht danach!
    Wieder eine Tür, dahinter ein Gang, in dem ihre Schritte laut hallten. Spectabilis Dorn blieb vor der Tür am Ende des Ganges stehen und klopfte zweimal leise, bevor er öffnete. »Sao-Tan und sein junger Begleiter, Magnifizenz«, sagte er.
    »Danke«, erwiderte eine äußerst schlecht gelaunt klingende Stimme. Elidar zögerte und spürte Sao-Tans große Hand im Rücken, die sie voranschob.
    »Eure Magnifizenz«, grüßte der Leibwächter höflich. »Danke, dass Ihr uns Eure kostbare Zeit schenkt.«
    Der Mann am Fenster wandte sich nicht um. Elidar sah den Brief in seinen auf dem Rücken verschränkten Händen. »Sao-Tan«, sagte der Magus. »Was bringst du mir da? Ich hoffe, es ist die Störung wert.«
    »Das ist es, Magnifizenz«, erwiderte Sao-Tan gelassen. Er gab Elidar einen kleinen Schubs.
    »Eure Magnifizenz«, sagte sie atemlos.
    Der Magus drehte sich nicht um. »Dein Name?«
    »Elidar, Magnifizenz.«
    »Das ist kein ledonischer Name.«
    »Nein, Magnifizenz.« Es war auch kein yasemitischer Name, dachte Elidar. Hoffentlich fragte er nicht danach. Sie wollte nicht dumm wirken. Tief einatmend verschränkte sie die bebenden Finger ineinander.
    Der Brief in den Händen des Magiers bewegte sich leicht. »Ihre Hoheit schreibt, du seist ihr aufgefallen.« Es klang spöttisch. Ehe Elidar etwas erwidern konnte, fuhr der Magier fort: »Ich kann nur hoffen, dass die Prinzessin nicht wieder ihren seltsamen Sinn für Humor an mir ausprobiert. Ich tauge nicht für derlei Experimente.«
    Er drehte sich um und fixierte Elidar unfreundlich. »Also?«
    Und, als Elidar nicht gleich antwortete: »Was denkst du?« »Äh«, sagte Elidar ratlos. »Nein, eure Magnifizenz.«
    »Was, nein?«
    »Ich glaube auch nicht, dass Ihr dafür taugt«, sagte sie tapfer.
    Sao-Tan, der schräg hinter ihr stand, atmete leise zischend ein.
    Der Magier sah sie einen Moment lang

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