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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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ausdruckslos an, dann nickte er zu Elidars Erleichterung und wies auf einen Hocker am Fenster. »Setz dich. Ich will sehen, was man mir schickt, um mein Schläfchen zu stören.«
    Sao-Tan gluckste. Elidar lächelte den Magier an. »Danke«, sagte sie und setzte sich.
    »Danke, Sao-Tan«, sagte Magnifizenz Sturm. Der große Leibwächter verneigte sich knapp und ging hinaus.
    Magnifizenz Sturm setzte sich Elidar gegenüber in den Lehnstuhl, der neben dem vollgestopften Bücherregal stand, und winkte ihr, etwas näher zu rücken. Er griff nach ihrem Kinn und drehte ihr Gesicht ins Licht. Sein Finger berührte das Muttermal an ihrer Schläfe, das Morgenblüte »Drachenmal« genannt hatte. »Hm«, machte er.
    Elidar nutzte die Nähe, um ihn eingehend zu betrachten.
    Seine Augen, die tief in einem Nest kleiner Fältchen lagen, waren von einem kühlen Grau, genau wie die Strähnen, die sein dunkelblondes Haar durchzogen. Er hatte eine ziemlich große Nase und sein Mund wirkte jetzt, da er sich nicht mehr über die Störung zu ärgern schien, sogar ganz freundlich und gar nicht mehr schmallippig. Die Robe, die er trug, war ehrfurchtgebietend schwarz, aber aus der Nähe konnte Elidar eine säuberliche Flickstelle an der Schulter erkennen und dass die Ärmel ein wenig ausgefranst waren.
    »Und?«, fragte der Magus erheitert, »was siehst du?«
    Elidar erschrak ein wenig, denn sie hatte ihn wohl doch ein wenig zu unverhohlen angestarrt. »Ich habe noch nie einen Zauberer aus der Nähe gesehen«, sagte sie. »Ich wollte immer schon Zauberer werden, schon als ganz kleines Kind.«
    Der Magus lachte los. »Soso«, sagte er und griff in den Ärmel seiner Robe. Er holte ein Taschentuch heraus und wischte sich über die Augen, dann zog er einen Kneifer hervor, polierte ihn und setzte ihn auf die Nase. »Also dann«, sagte er, »zeig mir mal, was du kannst.« Er lehnte sich erwartungsvoll zurück.
    »Uh«, machte Elidar verblüfft. »Was kann ich? Ich weiß nicht …«
    Er hob die Hand. »Ganz ruhig, Junge. Womit hast du die Prinzessin denn dermaßen beeindruckt?«
    Elidar verschränkte die zitternden Hände im Schoß. »Ich bin Stalljunge«, begann sie die falsche Geschichte zu erzählen, die Morgenblüte ausgeheckt hatte. »Sie hat mich einmal beobachtet, wie ich ein Pferd erschreckt habe. Es war ein Versehen«, fügte sie schnell hinzu, denn sie mochte Pferde. Sie waren so viel sanftmütiger als Dakhs oder Khevs.
    »Erschreckt?«, fragte Sturm.
    »Ja, mit einem Blitz.« Elidar begann sich für die Geschichte zu erwärmen. »Ich war zornig, und dann kann ich Blitze werfen.«
    »Also Feuer«, murmelte der Magus. »Welches andere Element gehört noch zu dir?«
    Elidar sah ihn groß an. »Element?«
    »Feuer, Wasser, Erde, Wind, Äther«, zählte der Magus auf. Elidar zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht«, sagte sie.
    »Gleichgültig«, winkte der Magus ab. »Dann zeig mir, wie du einen Blitz wirfst.« Er deutete auf den Kamin, in dem ein paar Holzscheite auf ihren Tod warteten. »Ah, einen Moment«, sagte er. Er winkte beiläufig mit der Hand, und ein Korb mit Schriftrollen neben dem Kamin erhob sich in die Luft und stellte sich ein paar Schritte weiter entfernt wieder ab. »So, jetzt.«
    Elidar staunte. Dann zog sie die Brauen zusammen und sammelte sich. Konzentrierte sich. Hielt die Luft an und …
    »Ich bin nicht zornig«, sagte sie. »Es geht nur, wenn ich zornig bin!«
    Magnifizenz Sturm nahm seinen Kneifer ab und polierte ihn erneut. »Hm«, machte er, und es klang müde und ein wenig enttäuscht.
    »Ich gebe nicht an«, rief Elidar. »Wirklich, Ihr müsst mir glauben. Aber wenn ich nicht zornig bin, dann …« Sie wedelte mit den Händen durch die Luft, suchte nach Worten. »Da drinnen ist das Feuer, und ich muss es nur nach draußen bringen. Aber wenn ich nicht zornig bin, dann ist einfach kein Feuer da, das ich nach draußen bringen kann.« Sie starrte den Magier beschwörend und eindringlich an. In ihren Ohren sang ein schriller, unangenehmer Ton.
    Magnifizenz Sturm zog die Brauen zusammen, und sein Mund wurde zu einer dünnen Linie. »Bursche«, sagte er drohend und erhob sich halb aus seinem Stuhl, sein Kneifer fiel zu Boden. »Bürschchen …« Er deutete auf Elidar, die sich in Erwartung eines magischen Schlages zusammenduckte.
    » …hör sofort damit auf!« Sturm legte seine Hände umgekehrt ineinander und hob sie ruckartig in Stirnhöhe.
    Das Singen in Elidars Ohren wurde zu einem schrillen Pfeifen und

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