Elidar (German Edition)
Eins davon ist in jedem Magier besonders stark ausgeprägt, und damit arbeitet er vornehmlich. Aber es gibt noch ein weiteres Element, das unabhängig von allen anderen existiert - Äther.«
»Und das kommt nicht besonders häufig vor«, ergänzte Sturm. »Äther ist von allen Elementen am schwersten zu beherrschen. Es gibt Magier, die es niemals gebändigt haben und dann nur noch mit ihrem ergänzenden Element arbeiten konnten. Entsprechend schwach sind ihre magischen Kräfte.«
»Der arme Cornelius Maus«, sagte Bär. »Ein wirklich talentierter Junge, und er hat sich so gequält.«
Beide sahen wieder Elidar an, die sich bemühte, diese Informationen zu verarbeiten. Das war alles so neu für sie. War es gut, Äthermagier zu sein? Es schien zumindest etwas Besonderes zu sein. Doch eigentlich hatte sie immer nur ein ganz gewöhnlicher Zauberer werden wollen, dachte sie verwirrt.
»So, es geht los«, sagte Magnifizenz Sturm. »Nicodemus, du assistierst mir, und ich fange an?«
»Gerne.« Bär stand auf, stellte sich hinter Elidar und legte ihr die Hände auf die Schultern. Sie spürte den beruhigenden Druck und entspannte sich. Was auch immer jetzt geschah - sie glaubte nicht mehr daran, dass die beiden Ordensoberen sie heute hinauswerfen würden, und etwas Schlimmeres als das konnte sie sich nicht vorstellen. Sie war hier, das hatte sie sich gewünscht, und jetzt würde sie darum kämpfen, bleiben zu dürfen.
Casparius Sturm stand mit geschlossenen Augen vor ihr. Er hatte die Hände übereinandergelegt und atmete tief und ruhig ein und aus. Dann öffnete er die Augen, rieb seine Hände kräftig gegeneinander und legte sie behutsam auf Elidars Schläfen, sodass seine Daumen ihre Nasenwurzel berührten.
»Du wirst möglicherweise etwas spüren«, sagte er. »Ein Kitzeln, ein Ziehen, einen Druck. Wenn das der Fall ist, sage es mir.« Er schloss die Augen.
Elidar verharrte und horchte in sich hinein. Einen kurzen Moment lang zuckte Sorge in ihr auf: Konnte der Magier ihre Gedanken lesen? Würde er entdecken, dass sie kein Junge war? Dann zwang sie sich, den Gedanken loszulassen und einfach abzuwarten.
Nichts geschah. Irgendwann wurde ihr langweilig. Elidar widerstand dem Impuls, unruhig von einem Fuß auf den anderen zu treten, aber sie bewegte sich ein wenig und Sturm schlug die Augen auf und nahm die Hände von ihr. »Nichts?«, fragte er. Elidar schüttelte den Kopf.
Sturm sah Bär an. Der Druck der Hände auf ihren Schultern löste sich, beide Männer tauschten ihre Plätze. Sturms Hände auf ihren Schultern wogen viel leichter, und Bärs Pranken umschlossen ihren Kopf wie große, warme Tiere.
Druck auf ihrer Nasenwurzel, ein Kitzeln tief in ihrem Kopf. Sie nieste.
Bär sah Sturm an. »Feuer«, sagte er kurz.
»Unmöglich«, erwiderte Sturm. »Noch einmal.«
Wieder war es still. Elidar wartete gespannt, aber nichts geschah. Sie atmete flach und schnell, horchte in sich hinein. Nichts. Der kleine silberne Drache auf ihrer Brust schien mit ihr zu atmen, schnell und leise.
»Nein«, sagte Bär, und es klang unzufrieden. »Du hast recht, da war nichts.« Er ließ Elidar los und stemmte die Hände in die Seiten. Sein aufmerksamer Blick ging ihr durch Haut und Knochen, aber sie erwiderte ihn, ohne zu blinzeln.
»›Nichts‹ kann nicht sein«, sagte Sturm, und er klang noch unzufriedener als Bär. »Er hat Kräfte, das hast du selbst zu spüren bekommen. Also muss da etwas sein, irgendwo.«
Bär schüttelte den Kopf. »Versuch du es noch einmal.«
Sie tauschten erneut. Elidar wurde langsam müde. Es war anstrengend, einfach nur herumzustehen und in sich hinein zu horchen. Sie unterdrückte ein Gähnen.
Und schrak zusammen. Ein scharfer Schmerz fuhr durch ihre Stirn. Elidar zuckte zurück.
»Ah«, sagte Sturm zufrieden. »Siehst du?« Der Schmerz ebbte ab. »So, mein Junge. Das werde ich gleich nochmal tun, aber du wirst aufpassen. Wenn du aufpasst, wird es kaum schmerzen.«
Elidar biss die Zähne zusammen. Tief in ihrem Inneren loderte ein zorniges Flämmchen. Warum tat er ihr weh? Niemand durfte ihr weh tun!
Der Schmerz kam, und sie sah ihn wie einen grünen Pfeil. Sie atmete scharf ein und schlug den Pfeil weg. Ein kurzer Blitz, es roch versengt. Sturm sprang zurück und schüttelte seine Hände, Bär grunzte laut vor Schreck.
»Kind«, sagte Sturm und hörte auf, seine Hände zu schütteln. »Kind, Kind.« Elidar sah, dass sich auf seinem Daumen eine große Blase bildete, seine Finger waren
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