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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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durchquerten, deutete Valerian nach links und rechts. »Die große Bibliothek«, sagte er und zeigte auf eine zweiflüglige Tür. »Da dürfen wir nur in Begleitung eines Magisters hinein. Wir haben unsere eigene Bibliothek oben bei den Studierzimmern.« Sie liefen weiter. »Hast du den Saal schon gesehen?«
    Elidar schüttelte den Kopf und strengte sich an, sich die Räume gut einzuprägen, damit der Findestein ihr helfen konnte, sie wiederzufinden.
    Valerian schnippte mit den Fingern. »Nein, ich weiß was viel Besseres, der Saal ist langweilig. Komm!« Er ließ seine langen Beine weiter ausgreifen, und Elidar rannte schneller, um den Anschluss nicht zu verlieren. Es ging zwei breite Steintreppen hinauf, wobei Valerian immer zwei Stufen auf einmal nahm. Auf dem zweiten Absatz blieb er stehen und legte den Finger auf die Lippen. »Hier wohnen die Magister«, flüsterte er.
    Sie schlichen durch einen kahlen Korridor und gelangten an eine schmale Wendeltreppe aus Holz. Valerian deutete nach oben und strahlte vor Vorfreude.
    Sie erklommen die ächzende Treppe, liefen an einer langen Reihe niedriger Türen vorbei und gelangten zu einer steilen Leiter, die an der Decke endete. Valerian kletterte daran empor wie ein Eichhörnchen und stieß über seinem Kopf eine Luke auf. »Los, beeil dich«, zischelte er und schob sich mit einem Klimmzug hindurch.
    Elidar folgte ihm mit klopfendem Herzen. Das war alles so aufregend! Oben angekommen ließ sie staunend den Blick wandern. Sie standen unter dem Dach des Hauses. Ein langgestreckter, dämmriger Raum lag vor ihr. Durch das Ziegeldach sickerten Pfeile aus Sonnenlicht und malten dünne Streifen durch die Luft, in denen Staubkörnchen tanzten wie kleine silberne und goldene Feenkinder. Tauben gurrten und unsichtbare kleine Füße kratzten, huschten und trippelten über die dunklen Balken, die das Dach stützten.
    »Komm schon«, rief Valerian. Er war hinter einem Möbelberg verschwunden. Stühle, Tische, mehrere kleine und große Schränke, ein Dutzend oder mehr eisenbeschlagener Kisten, Stapel von in Segeltuch gewickelten und verschnürten Ballen und ein Haufen riesiger Koffer standen mitten im Raum. Elidar öffnete im Vorbeigehen einen der Koffer, aber sie fand nichts außer Staub und nach Schimmel und Mäusekot riechender Bespannung.
    »Komm hier rauf«, hörte sie Valerians Stimme. Sie sah sich um, aber fand ihn nicht.
    »Hier bin ich«, rief er. Sie legte den Kopf in den Nacken, und sah, wie Valerian an einem Balken emporturnte und sich dicht unter den First zog. Er legte sich auf den Verbindungsbalken und hielt ihr die Hand hin. »Ich ziehe dich rauf.«
    Elidar zögerte nicht, sie griff nach seiner Hand und stieß sich mit den Füßen vom Stützbalken ab. Halb kletternd, halb gezogen, landete sie schließlich nach Luft schnappend neben Valerian. Beide hockten eine Weile da, die Füße in der Luft baumelnd. Unter ihnen sank der aufgewirbelte Staub in langsamen Spiralen wieder auf den Boden, und das erschreckte Gurren und Flattern der aufgestörten Tauben beruhigte sich.
    Valerian grub zwei Äpfel aus der Tasche und warf Elidar einen davon zu. »Das hier ist mein Reich«, erklärte er mit einer weitausholenden Bewegung, ehe er knirschend in den Apfel biss. »Keiner von den anderen kommt je hier herauf. Gefällt es dir?«
    Elidar bejahte. Es war friedlich und geheimnisvoll zugleich auf dem dämmrigen Dachboden, und sie freute sich, dass Valerian diesen wunderbaren Ort mit ihr teilte.
    »Ich habe ein paar Bücher aus unserer Bibliothek dort drüben versteckt«, fuhr Valerian fort. »Die anderen können damit ohnehin nichts anfangen. Wenn du magst, können wir hier zusammen lernen. Ich bringe dir alles bei, was ich weiß.«
    Elidar nickte, aber dann legte sich ihre Stirn in Falten. Warum bemühte Valerian sich derart um ihre Freundschaft - war es vielleicht das, was Magnifizenz Sturm gemeint hatte, als er ihr vorwarf, andere zu beeinflussen?
    Sie schluckte den letzten Bissen ihres Apfels hinunter und fragte geradeheraus: »Warum bist du eigentlich so nett zu mir? Die anderen wollen von einem Stallburschen nichts wissen. Habe ich dich irgendwie beeinflusst?«
    Valerian hörte auf zu kauen und sah sie verblüfft an. »Du bist ja ulkig«, sagte er, und es klang ein wenig eingeschnappt. »Was soll denn das heißen ›beeinflusst‹? Ich kann ja wohl ganz gut alleine entscheiden, mit wem ich befreundet sein möchte!« Er spuckte einen Kern aus und funkelte Elidar grimmig an.
    Sie hob

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