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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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streitet ihr euch schon wieder.« Er nickte Elidar zu, die ihn mit großen Augen anstaunte. »Schön dich wiederzusehen, Elidar. Setz dich dort neben Valerian. Wenn du Fragen hast, melde dich.«
    Elidar setzte sich an das freie Pult und holte ihr Schreibzeug aus der Tasche. Honorabilis Bär, der Stellvertreter seiner Magnifizenz, hatte sich vor Valon aufgebaut und blickte auf ihn hinab. »Mein Junge«, sagte er. »Ich habe den Eindruck, du bist mit deinen Studien nicht ausgelastet. Kannst du mir kurz wiederholen, womit wir uns vorgestern beschäftigt haben?«
    Valon stand auf, legte die Hände auf dem Rücken zusammen und begann zu referieren, wobei er gleichgültig an seinem Lehrer vorbeischaute. Er schien wenig beeindruckt.
    »Er ist gut«, zischelte Valerian, der sich zu Elidar hinüberbeugte. »Das ist das Schlimme - er ist einfach gut, und er weiß es!«
    »Halt den Mund, Valerian«, sagte Bär, ohne sich zu ihnen umzudrehen.
    Elidar bemühte sich, dem Vortrag des Novizen zu folgen, aber sie verstand kein Wort. »Magische Resonanz«, hörte sie, und »Schwingungsdichte«, und »Konzentration auf den Fokus« und »Energienodi, die im Zentrum verknüpft werden müssen«. Sie schloss die Augen. Wie sollte sie das nur schaffen? Sie wusste überhaupt nicht, wie man zauberte. Sie konnte Feuer werfen, aber nur, wenn sie zornig war, und selbst da wusste sie nicht genau, WIE sie es machte!
    »Danke, Valon«, hörte sie ihren Lehrer sagen. Bär ging zu seinem Tisch, öffnete ein dickes Buch, das darauf lag, und las eine längere Passage daraus vor, wobei er hier und da innehielt und das Gelesene erläuterte. Die anderen Novizen begannen, sich Notizen zu machen, aber Elidar, die zuerst auch nach ihrer Feder gegriffen hatte, ließ nach einigen Sätzen das Schreibgerät fallen und legte das Kinn in die verschränkten Hände. Wenn Valons Vortrag rätselhaft für sie gewesen war, dann war das, was sie jetzt zu hören bekam, vollkommen kryptisch, und sie bezweifelte sogar, dass es in einer Sprache gelesen wurde, die sie kannte.
    Valerian, dessen Blick zwischendurch immer wieder einmal zu ihr schweifte, flüsterte: »Keine Sorge. Du bekommst Einzelunterricht. Das machen sie immer, wenn jemand neu …«
    »Valerian? Was hast du uns Wichtiges mitzuteilen?«, dröhnte der Bass des Lehrers durch das kleine Zimmer.
    Der rattengesichtige Novize namens Sprenz kicherte. Alle sahen Valerian und Elidar an.
    Valerian erhob sich, warf Sprenz einen Seitenblick zu und antwortete höflich: »Ich habe dort in der Ecke eine Ratte gesehen und einen Vertreiber gesprochen. Ich bitte um Vergebung, wenn ich dadurch Euren Vortrag gestört haben sollte, Honorabilis.«
    Elidar sah, dass Bär ein Lächeln zwischen seinen Zähnen zerbiss. Seine kleinen, dunklen Augen funkelten. »Eine Ratte, so«, sagte er gemächlich. »Wacker, Herr Valerian. Darf ich darum bitten, den Vertreiber zu hören, den du benutzt hast?«
    »Selbstverständlich«, erwiderte Valerian unbeirrt. »Ich würde aber vorschlagen, dass Sprenz sich derweil die Ohren zuhält. Sicher ist sicher.«
    Luriel prustete und erntete einen giftigen Seitenblick des kleinen Sprenz.
    »Also bitte«, sagte Bär auffordernd und ließ sich in seinen Stuhl sinken.
    Valerian spreizte die Finger in einer beschwörenden Geste. »Averto bestiae«, sagte er. »Mures disparete!«
    Bär zeigte seine Zähne, die groß und gelb waren. »Netter Versuch«, sagte er. »Aber deine Grammatik ist schauderhaft, und die ›bestiae‹ finde ich persönlich ein wenig übertrieben.« Er klopfte auf seinen Schenkel. »Genug herumgealbert, meine Herren«, sagte er. »Setz dich, Valerian. Ich schätze deine Hilfsbereitschaft, aber ich möchte dich dennoch bitten, den Mund zu halten, während ich rede.«
    Valerian ließ sich grinsend auf seinen Hocker fallen. Er blinzelte Elidar zu. »In Ordnung«, sagte er fast unhörbar und deutete auf den Lehrer.
    Elidar fand zwar, dass Honorabilis Bär sie rechtzeitig darüber hätte aufklären können, dass er nicht der Koch des Ordens war, aber sie nickte dennoch.
    Irgendwann klappte Bär sein Buch zu. »Wahrscheinlich habt ihr nichts verstanden, aber ich erwarte, dass ihr euch so lange mit dem Stoff beschäftigt, bis ihr ihn verstanden habt.« Er stand auf. »Ach, Valerian?«
    Elidars Nachbar sah von seinen Notizen auf. »Honorabilis?«, erwiderte er höflich.
    »Ich möchte, dass du mir ein paar Varianten des Vertreibe-Zaubers präsentierst«, sagte Bär. »Sagen wir -

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