Elidar (German Edition)
rot.
»Was war das?«, fragte Bär.
Sturm sah auf seine Hände und schüttelte den Kopf. »Wind«, sagte er. »Mein eigenes Element. Das hätte gar nicht passieren dürfen.« Er schloss die Augen, und Elidar sah, wie die Rötung und dann auch die Blase verschwanden.
»Äthermagie«, murmelte Bär. »Unberechenbar in allerhöchstem Maße!«
Sturm sah Elidar an. »Donnerwetter, mein Junge. Warst du sehr zornig?«
Elidar schüttelte den Kopf. »Nur ein bisschen.«
»Du hast deine Sache gut gemacht. Und jetzt kennen wir dein ergänzendes Element.« Sturm sah zufrieden aus.
Bär räusperte sich. »Es ist allerdings merkwürdig …«, sagte er langsam. »Die Entladung sah nicht gerade nach Windmagie aus.«
»Nicodemus, alter Freund, ich weiß, dass du bei unserem jungen Postulanten am liebsten die sagenumwobene Drachenmagie entdeckt hättest«, erwiderte Sturm geduldig. »Aber wir sollten uns glücklich schätzen, in so schweren Zeiten wie den diesen auf einen Äthermagus gestoßen zu sein. Auch, wenn er jetzt noch ein unfertiger kleiner Zauberlehrling ist und vielleicht nie zu einem Magister heranreifen wird.«
Er sah väterlich auf Elidar hinab. »Ich denke, dass wir dich morgen oder übermorgen als Novizen in den Orden aufnehmen können. Nicodemus, benachrichtige bitte den Novizenmeister und den Cubicular, sie sollen ihre Vorbereitungen treffen.«
Honorabilis Bär setzte zu einer Erwiderung an, aber dann schüttelte er nur den Kopf und sagte: »Wie du wünschst, Casarius.«
Elidar blieb allein mit Casarius Sturm, Magnifizenz des Spinnenordens. In ihrem Kopf drehte sich alles, und sie verschränkte fest die Arme vor der Brust, weil sie am liebsten vor Begeisterung durch das Zimmer getanzt wäre. Novize. Sie würde als Novize aufgenommen werden, das hatte er doch gesagt, oder?
»So, mein Junge«, sagte Sturm. »Ich würde gerne noch einmal sehen, was du gemacht hast. Darf ich etwas probieren?« Er wartete ihre Erwiderung nicht ab, sondern legte ohne Umstände seine Hände an ihre Schläfen. Elidar sträubte sich kurz, aber dann ließ sie ihn gewähren.
»Ich möchte, dass du dich jetzt darauf konzentrierst, mich aus deinem Geist zu vertreiben«, erklärte Sturm. »Du solltest versuchen, nicht wütend zu werden. Fühle den Druck, den ich aufbaue, und leiste Gegendruck. Versuch es jetzt.«
Elidar begann vor Anstrengung zu schielen, da sie gleichzeitig nach innen horchte und versuchte, irgendetwas zu fühlen und sich dagegen zu wehren.
Sturm murmelte: »Ruhig, du brauchst dich nicht so stark zu bemühen. Ich mache noch nichts, ich suche noch nach dem Punkt, der vorhin deine Gegenwehr ausgelöst hat.«
Elidar zwang sich, sich zu entspannen. Die Angst davor, dass Sturm ihr wahres Wesen erkennen würde, begleitete sie wie ein ferner Trommelwirbel.
Druck zwischen ihren Augen. Sie atmete schnell ein, fühlte die anschwellende Hitze des Zorns tief in ihrem Inneren, und zwang sich, ruhig weiterzuatmen. Gegendruck, hatte Sturm gesagt. Wie machte man das?
Das Gefühl des Drucks verstärkte sich. Es wurde unangenehm, begann sich in Schmerz zu verwandeln. Elidar ballte die Fäuste und schob. Was genau sie tat und womit, hätte sie nicht sagen können. Es war wie eine Hand, die tief aus der Hitze in ihrem Inneren kam und sich gegen den anschwellenden Druck in ihrem Kopf stemmte. Sie schnappte nach Luft, verstärkte ihre Anstrengung, aber es wollte ihr nicht gelingen, den Eindringling aus ihrem Kopf zu vertreiben. Der heiße, zornige Kern flammte hell auf und blendete sie. Mit einem Schrei, der gellend in ihrem Inneren widerhallte, schlug sie auf das fremde Ding ein und prügelte es aus sich hinaus. Geh, geh, geh!, rief sie lautlos, und der Druck zerplatzte und war verschwunden.
Als sie wieder sehen konnte, lag Casarius Sturm vor ihr auf den Knien und hielt sich den Kopf.
»Oh«, rief Elidar und hockte sich neben ihn. Sie rüttelte zaghaft an seiner Schulter. »Magnifizenz Sturm«, sagte sie. »Magnifizenz, habe ich Euch verletzt?«
Er rieb sich über die Augen und hob den Kopf. »Ich war unvorsichtig«, sagte er heiser. »Wie dumm von mir, so etwas ohne einen Mittler zu versuchen. Aber ich dachte, dass ich als Windmagier damit fertig werden würde.« Er ließ sich von Elidar aufhelfen und fiel in seinen Stuhl.
»Mein lieber Junge«, sagte er und wischte sich das Gesicht ab. »Ich muss dich bitten, sehr, sehr vorsichtig zu sein, wenn du zornig wirst. Deine Kräfte sind roh und vollkommen unkontrolliert, und du
Weitere Kostenlose Bücher