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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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beide Hände. »Ich wollte dich nicht kränken«, sagte sie. »Aber Magnifizenz Sturm will mich deswegen dämpfen.« Sie verzog das Gesicht und erzählte Valerian von ihren Erlebnissen, wobei sie ihm verschwieg, dass die Zauberer sie für einen Äthermagier hielten.
    Valerian vergaß, seinen Apfel weiter zu essen und hörte gespannt zu. »Na so was«, sagte er schließlich. »Du bist ja ein glücklicher Fang für die Magister!« Er wirkte beeindruckt.
    Elidar musste an das denken, was er ihr vorhin erzählt hatte. »Gab es früher mehr Novizen als heute?«
    Valerian streckte sich bäuchlings auf dem Balken aus. Es sah so gemütlich aus, als läge er auf einem weichen Bett. Das Kinn in die Hände gestützt, sagte er: »Einen Haufen mehr Novizen und auch sehr viel mehr Magister. Das Ordenshaus ist aus allen Nähten geplatzt. Du hast das Refektorium gesehen?« Elidar nickte.
    »Sie haben in mehreren Schichten essen müssen, weil nicht alle gleichzeitig reingepasst haben. Alle Zimmer im Haus waren belegt. Im Dachgeschoss - du erinnerst dich? Die vielen Türen? - haben die Novizen gewohnt. Jetzt wohnen wir ganz fürstlich in den alten Magisterkammern. Das zweite Geschoss steht heute halb leer, sie haben zusätzliche Arbeitszimmer und Vorratskammern in den alten Schlafräumen untergebracht, und jeder Magister hat heute zwei oder drei Zimmer zur Verfügung.«
    Elidar legte sich auch auf den Bauch. Kopf an Kopf wisperten sie miteinander in der gurrenden Stille des sonnengesprenkelten Dachbodens.
    »Was ist geschehen? Sind die anderen Orden größer geworden als der Spinnenorden?« Elidar hatte gehört, dass es mehrere Magierorden in der Stadt gab, aber der Spinnenorden war ihr als der mächtigste und größte geschildert worden. Das schien wohl nicht ganz zu stimmen.
    Valerian schüttelte den Kopf. »Nein, bei allen Orden werden die Magier immer weniger. Es gibt auch kaum noch Jungen, die magisch begabt sind und ausgebildet werden können. Deshalb nehmen sie ja inzwischen sogar solche Zauberzwerge wie Sprenz auf.« Er spuckte verächtlich aus.
    »Warum machen sie dann keine Mädchen zu Novizen?«, rutschte es Elidar heraus.
    Valerian kicherte. »Mädchen können doch nicht zaubern«, sagte er. »Sie haben einfach keine magische Begabung, nicht ein Fünkchen!«
    »Aber das ist doch Blödsinn«, sagte Elidar, doch bevor sie weitersprechen und sich verraten konnte, stach sie etwas ins Brustbein. Sie fuhr hoch. »Autsch«, sagte sie und klammerte sich mit den Beinen fest, um nicht vom Balken zu fallen. Sie schob ihre Hand unter die Tunika und tastete herum.
    »Was, hast du Flöhe?«, fragte Valerian amüsiert.
    Elidar schnaufte. »Nein, aber irgendwas hat mich gepiekt.« Ihre Finger berührten den kleinen Silberdrachen, der sich warm anfühlte. Sie suchte weiter, aber sie fand nichts.
    »Ich sag’s ja, Flöhe!«, neckte Valerian sie, und als Elidar nach ihm schlug, ließ er sich am Stützbalken hinunterrutschen und rannte lachend über den Boden, um zwischen dem Gerümpel zu verschwinden. Es polterte ein wenig, dann war es still.
    Elidar kletterte hinab und umrundete das Möbel- und Kistengebirge. Stühle versperrten mit ineinander verschränkten Beinen den Weg, halboffene Schranktüren blockierten die Sicht, und hochkant stehende Kisten verbargen, was sich hinter ihnen verstecken mochte. »Hier bin ich«, wisperte es aus dem Wirrwarr.
    Elidar stieß einen leisen Knurrlaut aus und schob energisch einen Stapel Stühle beiseite. Dann zwängte sie sich durch den Spalt und wand sich wie eine kleine, finster entschlossene Schlange ins Innere des Gerümpellabyrinths.
    Staub und Spinnwegen kitzelten sie in der Nase, und erschreckte Spinnen machten sich auf langen Beinen vor ihr davon. Sie kroch unter zwei übereinander gestapelten Tischen hindurch und berührte mit der Schulter ein riesiges Schrankungetüm. Eine seiner Türen schwang knarrend auf. »Huuuu!«, ertönte es dumpf und hohl von drinnen, und es kostete Elidar eine gute Portion Selbstbeherrschung, nicht vor Schreck in die Luft zu springen. Ihr Herz schlug ein paar Schläge schneller als gewöhnlich.
    Ein Arm schoss aus dem Schrank und zerrte sie ins Innere. Die Tür knallte zu. Jemand atmete rasch in ihr Ohr, dann murmelte er ein Wort, das Elidar nicht verstand, und ein winziges grünes Licht schimmerte auf, das gespenstisch ein breit grinsendes Gesicht beleuchtete. »Ist das nicht ein wunderbares Versteck?«
    Elidar schob etwas Spitzes beiseite, das sich in ihre Rippen

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