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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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du alt genug bist, um selbst Kinder zu bekommen, dann blutest du.« Sie befühlte unwillkürlich ihren Bauch. »Wenn ich aufhöre damit, wird der Kurator mich in meine Heimat zurückschicken. Ich habe ihm nur Mädchen geboren. Als Mutter seines Sohnes wäre ich ihm mehr wert.«
    Elidar konnte sich gar nicht vorstellen, dass diese zarte Prinzessin Kinder haben sollte. »Ich blute nicht«, sagte sie fest. »Und ich bekomme auch keine Kinder. Mein Vater ist der Alte Drache, und Drachen bekommen keine Kinder wie Menschen.« Dann lachte sie, über sich selbst und den offensichtlichen Widerspruch in ihren Worten.
    Morgenblüte lachte nicht mit ihr. Sie nickte nur. »Drachentochter«, sagte sie. »Das habe ich wohl gefühlt. Der Drache ist mein Schutzgeist.« Sie stand auf. »Sei vorsichtig«, sagte sie. »Die schrecklichen alten Männer mögen keine zaubermächtigen Frauen. Sie verteidigen ihre Pfründe mit Zähnen und Klauen. Du musst listig und klug sein, Drachentochter, sonst vernichten sie dich.« Sie wandte sich ab. »Ich hätte dich nicht dorthin schicken dürfen.«
    Elidar schwirrte der Kopf. »Nein«, sagte sie endlich. »Wo sonst hätte ich lernen können?« Sie erhob sich ebenfalls und legte schüchtern eine Hand auf Morgenblütes Schulter. »Ich bin Euch sehr dankbar dafür«, sagte sie.
    »Danke mir nicht«, murmelt Morgenblüte. »Ich wünsche dir, dass du lernst und stärker wirst als deine Lehrer.« Sie umfasste Elidars Hand mit kräftigem Griff. »Versprich mir, dass du vorsichtig bist. Und bitte, komm zu mir, wenn du jemanden brauchst.«
    Elidar nickte verlegen. Morgenblüte berührte sacht den Silberdrachen mit dem Finger. »Damit kannst du mich rufen«, sagte sie.
    Elidar nickte erneut. Mit einem Mal war sie schrecklich erschöpft. Es war ein langer und verwirrender Tag gewesen.
    Morgenblüte sah ihr blasses Gesicht und klatschte wieder in die Hände. »Sao-Tan«, rief sie. Der Leibwächter tauchte in der Tür auf wie ein düsterer Schattenriss. »Sao-Tan, bring Elidar zum Orden zurück«, befahl Morgenblüte. »Nehmt mein Gespann.« Sie umarmte Elidar und küsste sie auf die Stirn, wozu sie sich ein wenig auf die Zehen stellen musste. »Du bist wirklich gewachsen«, sagte sie lachend und schob Elidar von sich. »Geh, Drachentochter. Mach uns Ehre.«
    Elidar ließ sich von Sao-Tan aus dem Palatium führen - wieder auf einem anderen Weg, den sie noch nicht kannte. Wahrscheinlich würde sie sich hier nie alleine zurechtfinden, aber das musste sie ja auch nicht. Sie lächelte unwillkürlich. Hier im Palast wäre ihr der Findestein des Cubiculars auch von Nutzen gewesen, aber sie hatte ihn längst zurückgegeben.
    Die Fahrt durch die abendlichen Straßen der Stadt verflog wie ein Traum, und ehe sie sich versah, stand sie wieder vor dem Tor des Ordenshauses. Sie ging durch die verwinkelten Flure, stibitzte in der dämmrigen Küche einen Apfel und ein Stück Brot, das sie auf dem Weg in ihr Zimmer aß, und fiel mit dem angebissenen Apfel in der Hand in ihr Bett, wo sie auf der Stelle einschlief.
    Die Stimme des Novizenmeisters weckte sie, wie an jedem Morgen. Schlaftrunken betrat sie das Refektorium und sah erstaunt, dass Valerian und Valon an einem Tisch etwas abseits der anderen Novizen saßen und die Köpfe zusammensteckten. Elidar holte ihr Frühstück aus der Küche und ging zu den beiden Jungen hinüber. »Darf ich mich zu euch setzen?«, fragte sie.
    Valerian blickte zur Seite, und Valon musterte sie, als hätte er sie nie zuvor zu Gesicht bekommen. »Setz dich«, sagte er. »Du gibst uns Rätsel auf, Stalljunge.«
    Elidar biss die Zähne zusammen. Der Schimpfname war nicht mit dem üblichen Hohn über seine Lippen gekommen, Valons wirkte eher verwundert und neugierig.
    »Warum will seine Magnifizenz ausgerechnet dich behalten und schickt Valerian zu diesen Nichtskönnern vom Salamanderorden? Kannst du uns helfen, Stalljunge?«
    »Ich bin dir ganz sicher keine Rechenschaft schuldig, Valon«, sagte Elidar. »Seit wann interessierst du dich für Valerian?« Sie wandte sich an ihren Freund: »Und seit wann lässt du ausgerechnet Valon für dich sprechen?«
    Valerian wandte wortlos das Gesicht ab.
    Valon legte die Hände flach auf den Tisch und sah Elidar mit leiser Belustigung in den graugrünen Augen an. »Ich leugne nicht, dass wir hin und wieder kleinere Differenzen haben«, sagte er. »Aber du darfst mir glauben, dass ich jedem das Leben zur Hölle mache, der meinem Bruder in die Suppe spuckt. Und das

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