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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Getränk und nahm genießerisch einen Schluck.
    »Erzähl mir, was du lernst«, forderte die Prinzessin sie auf. »Erzähl mir von deinen Mitschülern. Hat wirklich noch niemand bemerkt, dass du ein Mädchen bist?«
    Elidar starrte sie verdutzt an. Morgenblüte erwiderte den Blick nicht minder verwundert, dann begann sie zu lachen. »Sag nicht, dass du …« Sie legte die Hand vor den Mund. »Du hast es selbst vergessen!«
    Elidar schluckte. So verrückt es klingen mochte, aber sie hatte wahrhaftig schon lange nicht mehr darüber nachgedacht, dass sie kein Junge war. Man pflegte im Orden keinen allzu nahen Umgang mit anderen; auch das allwöchentliche Bad war eine Angelegenheit, bei der jedes Ordensmitglied für sich blieb.
    Morgenblüte trank von ihrem Tee und pickte dann ein wenig an einem krümeligen Nussgebäck herum. »Du hast dich nicht mehr bei mir gemeldet«, sagte sie. »Deshalb habe ich dir den Brief geschrieben.« Ihr Gesicht bewölkte sich. »Er öffnet immer meine Briefe. War es unangenehm für dich?«
    Elidar schüttelte stumm den Kopf.
    Morgenblüte nippte an ihrem Tee und sah sie erwartungsvoll an. »Was bringen die schrecklichen alten Männer dir bei?«
    Elidar begann zu erzählen: Von Schwebezaubern und Vertreibern, von Windmagie und den Schwierigkeiten, das Feuer in ihrem Inneren im Zaum zu halten.
    Morgenblüte lauschte mit gekrauster Stirn, und nach einer Weile schüttelte sie den Kopf. »Warte«, sagte sie. »Ich verstehe das alles nicht recht. Ich weiß etwas Besseres.« Sie beugte sich vor und zog an der Kette, an der der kleine Silberdrache baumelte. Elidar konnte den schwachen Blumenduft riechen, der aus dem Haar der Prinzessin aufstieg.
    »Sitz einfach ruhig da«, sagte Morgenblüte. Sie legte einen Arm um Elidars Schulter, umfasste den Drachen mit der Hand und schloss die Augen. Elidar lehnte sich in den Arm der Prinzessin, blickte in den Garten hinaus und ließ die Gedanken schweifen. Sie fühlte spinnenfeine Berührungen über die Oberfläche ihres Geistes wandern, aber das machte ihr keine Angst.
    Nach einer Weile ließ Morgenblüte den Drachen los und rückte ein wenig von ihr ab. Sie atmete ein paar Mal tief ein und aus und öffnete dann die Augen, um Elidar voller Empörung anzusehen. »Was haben sie mit dir gemacht?«, fragte sie.
    Elidar sah sie einen Moment lang verständnislos an. Die Prinzessin legte zwei Finger an ihre Schläfe, und Elidar verstand. »Der Dämpfer - das ist lästig, aber nichts Schlimmes«, erklärte sie.
    Morgenblüte schüttelte den Kopf. »Nichts Schlimmes!« Sie griff wieder nach dem Silberdrachen und hauchte darauf. Dann schloss sie die Hand und strich mit der anderen über Elidars Stirn. Der Druck, der um ihre Schläfen lag wie ein Eisenreif, hob sich plötzlich und war verschwunden. Und mit dem Druck verschwand auch der Nebelschleier, der Elidars Sinne bedeckt hatte, und an den sie sich so gewöhnt hatte, dass er ihr gar nicht mehr aufgefallen war.
    »Oh«, machte sie. »Oh, das …« Sie legte die Hände an den Kopf. »Seine Magnifizenz wird es bemerken, und dann bekomme ich großen Ärger.«
    Morgenblüte kniff verschwörerisch ein Auge zu. »Wofür hältst du mich, für eine Stümperin? Nichts wird er merken, der große Magier!« Sie lachte.
    »Frauen können nicht zaubern«, sagte Elidar und lachte auch.
    »Das sagen sie hier in Ledon, ja.« Die Prinzessin lehnte sich zurück und ließ den Fuß baumeln, dass ihre Fußkettchen leise klirrten. »Du wirst jetzt viel stärker sein, ohne diesen Dämpfer.« Sie schnaubte damenhaft. »Was für eine Idee, deine Zauberkräfte zu beschneiden, damit du ja nicht lernst, damit umzugehen. So etwas kann auch nur diesen schrecklichen alten Männern einfallen.« Sie legte einen Finger an die Lippen. »Sag, du blutest doch sicher schon?«
    Elidar verstand sie nicht. »Wenn ich mich schneide?«, sagte sie zögernd.
    »Du bist doch längst alt genug«, sagte Morgenblüte. »Du müsstest bluten. Und dann bist du stärker als jeder der schrecklichen alten Männer. Was meinst du, warum sie solche Angst vor uns haben?«
    Elidar sah sie verständnislos an. Morgenblüte schüttelte ungeduldig den Kopf. »Willst du mich nicht verstehen?« Sie erklärte Elidar, was sie meinte. Elidar legte die Hände vor den Mund.
    »Nein«, sagte sie erschreckt. »Nein, das kenne ich nicht. Bist du sicher, dass das nicht nur in deinem Volk so ist?«
    »Nein, Kind«, sagte Morgenblüte sanft. »Nein, das ist so, wenn du eine Frau bist. Wenn

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