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Elidar (German Edition)

Elidar (German Edition)

Titel: Elidar (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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nachgingen. Sie erreichten das Zimmer, in dem die beiden Männer gesessen hatten. Ein großgewachsener, bis auf einen schwarzen Zopf kahlgeschorener Mann stand neben der Tür.
    »Sao-Tan«, sagte Elidar.
    Der Leibwächter nickte und sah Sturm an. »Darf ich ihn mitnehmen?«
    Sturm machte eine matte Handbewegung. »Was immer du wünschst«, sagte er. »Diesen Novizen möchte ich aber irgendwann zurückbekommen.«
    Sao-Tan nickte überrascht. »Ihr seht beide aus, als wäre euch eine Kuh auf den Kopf gefallen«, sagte er, als sich die Tür hinter dem Magus geschlossen hatte. »Ist etwas vorgefallen?«
    »Ach, Sao-Tan«, sagte Elidar nur. Sie musste an sich halten, um nicht in Tränen auszubrechen.
    »Ho«, machte der große Mann und rüttelte sacht an ihrer Schulter. »Komm schon. So schlimm?«
    Elidar schniefte und schüttelte den Kopf. »Nein, nicht schlimm. Niemand ist gestorben.«
    »Na also.« Er sah auf sie hinab. »Hast du die Nachricht bekommen?«
    »Gerade eben«, sagte Elidar. »Vom Kurator persönlich.«
    Sao-Tan nickte unbewegt. »Sie hat damit gerechnet. War es unangenehm für dich?«
    »Nein, das nicht«, erwiderte Elidar. Sie probierte ein Lächeln.
    Der große Leibwächter nickte nur ernst, aber sein Blick war mitfühlend. »Man darf sich von ihm nicht allzu sehr einschüchtern lassen«, sagte er. »Es gibt Schlimmere als ihn.«
    Elidar mochte es sich nicht vorstellen.
    Sie folgte Sao-Tan zurück in die Eingeweide des Palatiums, und ihr Herz war schwer. Valerian hatte sie so ungläubig, verletzt und wütend angesehen. Wie sollte sie ihm erklären, dass seine Magnifizenz sie ausgewählt hatte, beim Orden zu bleiben? Sie musste ihm sagen, dass Sturm sie als Äthermagier behalten wollte, aber sie kannte Valerian inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ihn das nur noch mehr kränken würde. Er war ehrgeizig, er hatte sich vorgenommen, der nächste Honorabilis oder gar die nächste Magnifizenz des Spinnenordens zu werden. Über den Salamanderorden hatte sie ihn immer nur spötteln hören. »Nichtskönner« und »Möchtegernmagier«, »Jahrmarktszauberer« – das waren noch die freundlichsten Bemerkungen, die er über die Mitglieder des Bruderordens verlor. Es musste ihn zutiefst kränken, dass Sturm ihn so scheinbar leichten Herzens an den Salamanderorden abtrat.
    Sie schrak aus ihren trüben Gedanken, als Sao-Tan stehenblieb und eine Tür öffnete.
    Dies war nicht das Zimmer, in dem sie die Prinzessin kennen gelernt hatte, sondern ein großer, lichter Raum, der nur spärlich mit einem Ruhebett, einigen große Kissen und paar niedrigen Tischen ausgestattet war. Morgenblüte saß am geöffneten Fenster und schaute hinaus in den abendlich dämmrigen Park, aus dem eine Fülle von Vogellauten ins Zimmer drang. Als sie Elidars Schritte hörte, wandte sie sich um und hob in gespieltem Erstaunen die Hände. »Welche Überraschung«, sagte sie. »Ich dachte, du hättest mich vollkommen vergessen.« Sie klopfte einladend neben sich auf das große Kissen, das die Fensternische ausfüllte. »Lass dich anschauen. Du bist wahrhaftig ein Stück gewachsen.« Sie legte mit kritischer Miene den Kopf zur Seite. »Dass sie euch Novizen den Kopf scheren - ist es dir schwer gefallen?« Sie strich unwillkürlich in einer beschützenden Geste über ihr eigenes Haar.
    Elidar schüttelte den Kopf. Was hätte ihr daran schwer fallen sollen? Das Haar wuchs schließlich nach.
    »Erzähl mir alles«, sagte Morgenblüte. »Komm, setz dich her. Möchtest du eine Tasse Tee?« Sie klatschte in die Hände, ohne Elidars Antwort abzuwarten.
    Elidar schob sich ein wenig verlegen neben sie in die Fensternische. Sie fühlte sich unbeholfen und grob neben der zierlichen Prinzessin in ihren seidenen Gewändern.
    »Was soll ich Euch erzählen?«, fragte sie.
    Die Prinzessin rief der Dienerin, die hereinkam, »Bring Tee« zu und lehnte sich dann zurück. Sie zog ihren Fuß, der in einem Seidenpantöffelchen steckte, auf das Kissen und legte die Hände um ihr Knie. Ihre mandelförmigen, dunkel umrandeten Augen betrachteten Elidar ungeniert vom Kopf bis zu den Füßen. Morgenblüte streckte die Hand aus und zupfte neugierig an der Kukulle. »Das ist sicher schön warm«, sagte sie.
    Elidar lachte. »Der Habit ist nicht besonders schön«, gab sie zu. »Aber er ist sehr praktisch.«
    »Ja, praktisch sieht es auch aus«, sagte Morgenblüte fröhlich.
    Die Dienerin kam und servierte ihnen Tee und Gebäck. Elidar erinnerte sich an das blütenduftende

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