Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
sorgen wollte, dass niemand rekonstruieren kann, was die beiden verbindet.«
»Weshalb dieser Aufräumfimmel?«
»Weil uns die Verbindung zum Mörder führen könnte. Das ist eine recht naheliegende Schlussfolgerung.«
Jönsson mischte sich ein: »Wir glauben zu wissen, um was für einen Zusammenhang es geht. Um gemeinsame terroristische Aktivitäten im Nahen Osten.«
»Terroristen? Das ist doch nicht dein Ernst?«, rief Rosén.
»Ahmed Qourir war seit 1991 in Schweden«, sagte Jönsson, ohne auf die Frage einzugehen. »Er gab damals an, Libanese zu sein …«
»Palästinenser aus dem Libanon«, korrigierte Axel Bäckman.
»Genau, richtig. Es steht jedoch fest, dass er eigentlich aus Syrien stammt. Das spielt vielleicht jetzt eine untergeordnete Rolle. Wie auch immer, Qourir wird schon lange von der Sicherheitspolizei überwacht, weil er Kontakte zur Terrororganisation Hisbollah im Libanon unterhält, die Krieg gegen Israel führt.«
»War er nicht Syrer?«, fragte Elina. »Kam er jetzt aus Syrien oder nicht?«
»Die politischen Verwicklungen in dieser Region sind kompliziert«, mischte sich Bäckman ein. »Wenn du gestattest?«, sagte er an Jönsson gewandt, der verstimmt nickte.
»Um noch einmal von vorn zu beginnen: Ahmed Qourir, der vierzig Jahre alt war, als er ermordet wurde, war palästinensischer Flüchtling in Syrien, ehe er vor zwölf Jahren nach Schweden kam. Die Sicherheitspolizei wurde früh auf ihn aufmerksam, weil er Kontakte zu Libanesen und Palästinensern in Schweden unterhielt, die die Hisbollah und dadurch auch das Terrornetzwerk Al-Qaida unterstützten. Aus diesem Grund wurde Qourir zeitweilig von der Sicherheitspolizei überwacht, und daher wissen wir auch, dass er und Jamal Al-Sharif sich kannten.«
Bäckman schaute in die Runde, um sich zu vergewissern, dass ihm alle folgen konnten.
»Jamal seinerseits«, fuhr er fort, »verließ Gaza, weil er an Terroraktivitäten beteiligt war und sowohl von den Israelis als auch von den Palästinensern gesucht wurde. Von den Israelis, weil sich der Terror gegen sie richtete, von den Palästinensern, weil er zu einer Gruppierung gehörte, die sich der Politik Yassir Arafats widersetzte.«
»Woher wisst ihr das?«, unterbrach ihn Elina.
»Dazu kann ich mich nicht äußern.«
»Warum? Das hier ist keine Zeitungsredaktion, es geht um die Aufklärung eines Mordes!«
John Rosén legte ihr unter dem Tisch eine Hand auf den Arm. Elina holte tief Luft. Beruhige dich, Elina!
»Ich habe mich gestern mit Jamals Eltern unterhalten«, sagte sie verbissen. »Sie sagten, ihr Sohn sei nicht politisch aktiv gewesen.«
»Ach? Wieso das?«, sagte Jönsson ungehalten.
»Weil es hier um einen Mord geht, das habe ich doch gesagt!«
»Das weiß ich auch, Wiik«, erwiderte Jönsson, »aber um die sicherheitspolitischen Aspekte dieser Ermittlung kümmern wir uns.«
Elina öffnete den Mund, aber Rosén bewegte sie erneut dazu innezuhalten. Dieses Mal packte er ihren Arm jedoch fester.
»Da wir nicht wissen, was ihr in eurer Gruppe tut, werden gewisse Dinge eben doppelt bearbeitet«, meinte Rosén ablenkend.
»Dass Eltern nicht wissen, was ihre Söhne so treiben, ist nichts Ungewöhnliches«, meinte Bäckman. »Es gab unzählige Artikel über diese Selbstmordattentäter im Nahen Osten, die zu Hause ganz brav waren. Hinterher waren alle stets ganz überrascht, dass diese sich selbst als Feuerwerkskörper in irgendeinem jüdischen Restaurant eingesetzt haben.«
»Können wir nicht zur Kernfrage zurückkehren?«, unterbrach ihn Kärnlund. »Falls also Jamal und Ahmed Qourir Sprengstoff als gemeinsames Hobby hatten, wer hat sie dann auf dem Gewissen? Und weshalb?«
»Wir sind dabei, den politischen Gegnern dieser Gruppe hier im Land nachzugehen«, sagte Bäckman. »Außerdem untersuchen wir, wer in den letzten Tagen nach Schweden eingereist und dann wieder ausgereist ist.«
»Ihr habt noch keine Namen?«
»Noch nicht.«
»Aber warum? Warum wurden sie gerade jetzt ermordet?«
»Das hat mit der sicherheitspolitischen Lage im Nahen Osten zu tun, den ständigen Kämpfen.«
»Hast du nichts Konkretes?« Kärnlund wurde langsam ärgerlich. Elina freute sich über seine Reaktion.
»Doch«, erwiderte Bäckman. »Unsere Kollegen von der Sicherheitspolizei haben die Vorgehensweise bei den Morden analysiert. Sie stimmt mit anderen Morden mit ähnlichem Hintergrund überein.«
»Also der Modus operandi«, meinte Kärnlund. »So was akzeptiert man vielleicht in
Weitere Kostenlose Bücher