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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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militärischen Operation verbunden, heute funktioniert das nur noch durch Bestechung, wenn überhaupt. Diese Schmuggler sind die Einzigen, die über die richtigen Kontakte verfügen, um Leute aus Gaza herauszubekommen.«
    »Können die Leute nicht einfach mit ihren Pässen ausreisen?«, fragte Elina.
    Der Dolmetscher lächelte und schüttelte den Kopf. »Ohne Genehmigung darf niemand aus- und einreisen. Mit Beginn der Intifada verwandelte sich Gaza in ein israelisches Gefängnis.«
    Elina dankte dem Dolmetscher. Sie blieb noch eine Weile sitzen und dachte nach. Sie konnte sich von dem Mord kein Bild machen. Die Teile passten nicht zusammen. Vielleicht hatte Rosén ja Recht, vielleicht handelte es sich wirklich um eine Eifersuchtstat? Oder um die Bluttat eines Rassisten, der mit einer Axt einen hochmotivierten, aber doch zufälligen Mord begangen hatte? Doch all das wollte nicht so wirklich zu den Fakten passen, die ihnen bislang bekannt waren.
    Sie suchte ein Foto in ihren Papieren hervor. Das Passbild von Ahmed Qourir. Rundes Gesicht, Schnurrbart, durchdringender Blick.
    Sie sahen sich an. Elina fixierte seine Nasenwurzel.
    Sie drehte das Foto um. 630101. Weshalb kamen eigentlich alle am 1. Januar zur Welt? Zurück zu seinen Augen. Tensta. Niemand zu Hause.
    Elina schaute auf die Uhr. Es war fünf nach halb fünf. Sie war müde. Wieder ein Blick auf die Uhr. Dann auf das Foto. Ahmed Qourir.
    Sie trat auf den Korridor und klopfte bei Henrik Svalberg an.
    »Henrik? Kannst du mit mir nach Stockholm fahren? Jetzt sofort?«
    »Jetzt? Ich habe in zehn Minuten Feierabend. Minette wartet schon mit dem Essen. Und mit Pontus.«
    Minette war Henriks Lebensgefährtin. Sie war aus Dänemark. Vor fünf Monaten hatten sie einen Sohn bekommen. Pontus.
    »Wir müssen uns vielleicht Einlass verschaffen. Ich will lieber nicht allein fahren.«
    Svalberg seufzte. Griff zum Telefon. Entschuldigte sich.
    »Ist schon okay«, sagte er auf Dänisch, nachdem er wieder aufgelegt hatte.
     
    Elina erläuterte alles im Auto. Henrik wandte ein: »Benötigen wir nicht einen Durchsuchungsbefehl?« Sie erwiderte: »Vielleicht ist es ja ein Notfall.«
    Sie suchte einen Parkplatz, sah sich aber schließlich gezwungen, direkt vor der Haustür zu halten. Im Treppenhaus suchte sie nach der Telefonnummer des Hausmeisterservices und speicherte die Nummer dann in ihrem Handy ab.
    Sie machten einen Bogen um die Satellitenschüsseln. Elina klingelte bei Qourir. Niemand öffnete. Sie drückte die Klinke herunter. Abgeschlossen. Dann wählte sie die gespeicherte Nummer. Fünfundzwanzig Minuten später erschien ein Mann mit Pferdeschwanz und Werkzeuggürtel. Elina und Svalberg zeigten ihm ihre Dienstausweise. Das genügte als Erklärung. Der Mann zog einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloss auf.
    »Warten Sie bitte draußen«, sagte Elina zu dem Mann mit dem Pferdeschwanz.
    Svalberg folgte ihr in die Wohnung. Ihre Visitenkarte lag neben einem Paar Turnschuhe auf dem Fußboden. Auf einem Bügel hing eine lacke. Links war die Küche. Ungespülte Teller, ein voller Aschenbecher. Ein Wohnzimmer mit einem Perserteppich. Keine Gardinen. Eine Tür rechts. Elina öffnete sie und schaute hinein. Ein Doppelbett.
    Er lag auf dem Rücken. Die Decke war bis zum Bauch hochgezogen, eine letzte Anstandsgeste dem nackten Körper gegenüber. Die Augen waren geöffnet und verdreht. Es roch süßlich. Auf den Armen waren die Leichenflecken deutlich zu erkennen.
    »Scheiße«, sagte Svalberg. »Ich rufe Verstärkung.«

11. KAPITEL
    Am nächsten Morgen versammelten sich beide Ermittlerteams um acht Uhr im Besprechungsraum. John Rosén saß auf der einen Seite des Tisches. Egon Jönsson auf der anderen. Kärnlund ergriff das Wort.
    »Der Gerichtsmediziner sagt, dass er bereits seit zwei Tagen tot ist, in etwa zumindest. Also die Nacht von Montag auf Dienstag. Ich habe seinen Bericht gerade erhalten. Er hat einen festen Schlag auf den Kopf bekommen, aber die Todesursache ist Erdrosseln. Rosén, was meinst du?«
    »Ahmed Qourirs bedauerliches Ableben hat zur Folge, dass wir wahrscheinlich meine beiden Lieblingstheorien zum Doppelmord abschreiben können. Es handelt sich also weder um ein Eifersuchtsdrama noch um eine zufällige Tat eines Rassisten. Es muss sich um etwas handeln, das Jamal und Qourir verbindet. Genau wie schon im Fall von Jamal fanden sich in Qourirs Wohnung keine persönlichen Papiere. Meine Folgerung ist, dass jemand beide eliminieren und gleichzeitig dafür

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