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Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel

Titel: Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kanger
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Allerdings. Genau das deute ich an.«
    »Aber wie? Sie müssen schon entschuldigen, aber ich verstehe das nicht.«
    »Vielleicht gelangte ja Geld aus den Händen Ihrer Flüchtlinge zu Carlström.«
    »Warum?«
    Elina lehnte sich zurück.
    »Können wir noch einmal von vorn anfangen?«, fragte sie. »Um das hier zu klären, muss ich erst wissen, ob Carlström bei den sechs Fällen, über die Sie geschrieben haben, Ihr Informant war. Und ich muss wissen, welche Informationen er Ihnen genau gegeben hat.«
    »Warum ist das so wichtig?«
    »Ganz einfach. Dann können wir ein Puzzle legen. Wenn er Ihnen Informationen geliefert hat, die zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den Akten der Flüchtlinge standen, dann ist die Sache klar. Dann hat er diese Informationen zurückgehalten, statt sie für die Entscheidung zu verwenden.«
    »Mein Gott«, sagte Agnes Khaled. Sie stand auf und schüttelte den Kopf. »Ich muss meinen Chef anrufen.«
    »Bitte«, sagte Elina und deutete auf das Telefon.
    »Ich nehme lieber mein Handy. Wo kann ich ungestört sprechen?«
    »Ich gehe raus und warte ganz hinten im Gang. Sie können mir Bescheid geben, wenn Sie fertig sind.«
    Elina schloss ihren Schrank ab und ging nach draußen. Das kam ihr vor wie ein Déjà-vu.
    Fünfundzwanzig Minuten später streckte Agnes Khaled ihren Kopf aus der Tür. Sie entschuldigte sich nicht dafür, dass es so lange gedauert hatte. Sie nahmen wieder in Elinas Büro Platz.
    »Mein Chef hat mit dem Juristen der Zeitung geredet. Nach seiner Einschätzung können wir Ihnen die Informationen geben, weil Carlström tot ist und weil es um ein Kapitalverbrechen geht.«
    »Gut.«
    »Außerdem …«
    »Außerdem?«
    »Will ich wissen, ob man mich betrogen hat.«
    Das möchte ich auch gerne wissen, dachte Elina.
    »Carlström war mein Informant«, sagte Agnes Khaled und es schien ihr richtiggehend Mühe zu bereiten, sich dazu zu bekennen. »Damit ich weiß, welche Informationen er mir genau gegeben hat, muss ich mir die Artikel noch einmal ansehen.«
    Elina drehte sich um, schloss den Schrank auf und nahm die Ausdrucke heraus.
    »Hier«, sagte sie. »Sie können gleich anfangen.«
    »Sie vergeuden wirklich keine Zeit«, erwiderte Agnes Khaled.
     
    Um Viertel nach sechs waren sie alle Artikel durchgegangen. Elina verfügte jetzt über eine Liste von insgesamt neun Informationen, die Yngve Carlström Agnes Khaled in vier der sechs Fälle zugespielt hatte. In Jamals Fall hatte es sich nur um eine einzige Information gehandelt, die jedoch entscheidend gewesen war. Er hatte ihr den Steckbrief der israelischen Polizei gegeben.
    In den letzten beiden Fällen hatte Carlström der Länstidningen nur einen Tipp gegeben und keine neuen Informationen.
    Als sie alle Artikel durchgegangen war, wirkte Agnes Khaled sehr erschöpft. Zum ersten Mal, seit Elina ihr vor einem Jahr begegnet war, zeigte sie Schwäche.
    »Er wirkte so überzeugend«, sagte sie. »Bescheiden und seriös. Er war auch nicht übermäßig aufgebracht. Keine großen Worte, er drückte sich angemessen aus.«
    »Haben Sie vielen Dank«, sagte Elina.
    »Aber wie ist es zugegangen?«, fragte Agnes Khaled.
    »Ich stelle es mir folgendermaßen vor«, sagte Elina. »Er hat den Flüchtlingen ein Angebot gemacht, das sie nicht ablehnen konnten. Gegen ein Honorar, das vielleicht erst fällig wurde, wenn es mit der Aufenthaltsgenehmigung geklappt hatte, sorgte er dafür, dass die richtigen Informationen auftauchten. Entweder in den Akten seiner Behörde oder in den Medien.«
    »Und ich habe mich ausnutzen lassen«, meinte Agnes Khaled. »Pfui Teufel.«
    »Haben Sie sich nie darüber gewundert, dass er über Informationen verfügte, die den Anwälten dieser Flüchtlinge fehlten?«
    Agnes Khaled seufzte.
    »Dieser Gedanke kam mir auch in den Sinn. Aber Carlström hat jedes Mal gesagt, dass ich es selbst überprüfen und meine eigenen Recherchen anstellen müsse, dass es den anderen in seiner Behörde vollkommen egal sei, ob die Verfahren zum Abschluss kämen. Er nutzte meinen journalistischen Instinkt aus, das ist vollkommen offensichtlich. Der Fehler war, dass ich nicht kritisch genug war. Ich habe das getan, was ein Journalist einfach nicht tun darf. Ich habe die kritische Überprüfung meiner Quelle unterlassen.«
    Elina hatte plötzlich das Gefühl, die Frau, die vor ihr saß, trösten zu müssen.
    »Falls die Informationen stimmen, dann hat sich Ihr Einsatz irgendwie doch gelohnt«, meinte sie. »Wir wissen beide, dass solche

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