Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
wäre er auf dem Weg weiter nach Süden gewesen, da er bei Globen kehrtgemacht hatte. Sie fragte sich, wen oder was es dort wohl gab. Sie glaubte jedoch nicht, dass er sie gesehen hatte. Sie war vorsichtig gewesen. Aber sollte er Verdacht geschöpft haben, dann war ihm ihr Auto natürlich aufgefallen. Es war unmöglich, jemanden, der wusste, dass er verfolgt wurde, unbemerkt zu beschatten, solange man nur ein Fahrzeug zur Verfügung hatte.
Am Morgen danach rief sie John Rosén zu Hause an und erzählte ihm, was vorgefallen war.
»Vielleicht hat er dich entdeckt«, meinte Rosén. »In diesem Fall hatte er etwas vor, von dem du nichts erfahren solltest. Oder er ist einfach spazieren gefahren. Ich mache das auch manchmal.«
»Oder er ist nervös«, sagte Elina. »Er konnte nicht schlafen oder stillsitzen. Wie auch immer, ich werde ihn auch heute den ganzen Tag beschatten. Ich sitze bereits vor seiner Wohnung.«
»Enquist übernimmt das Wochenende. Er hat sich freiwillig gemeldet. Fand wohl, dass Svalberg das Wochenende mit der Familie verbringen soll. Sein Sohn kränkelt, glaube ich.«
»Ich spreche heute Nachmittag mit Erik wegen der Übergabe.«
Sie schaute auf die Haustür.
»Wenn er pünktlich bei der Arbeit sein will, muss er jetzt das Haus verlassen.«
Sie schaltete ihr Handy aus und schaute zum siebten Stockwerk hinauf. Ein steter Menschenstrom verließ das große Haus. Wo war Carlström? Er schien nicht der Typ zu sein, der verschlief.
Und wenn er sich heute Nacht dünngemacht hat, überlegte Elina, als ich bei Mama und Papa übernachtet habe? Wenn er mich gestern Abend entdeckt hat und zurückgefahren ist, dann seine Tasche gepackt hat und abgewartet hat, bis ich weg war? Sie schaute auf den Parkplatz. Sein Auto stand noch dort.
Zwei Stunden später rief sie Svalberg an.
»Ruf die Migrationsbehörde an und frage nach Carlström. Lass dir eine gute Ausrede einfallen, falls du ihn selbst am Apparat hast.«
Siebzehn Minuten später vibrierte ihr Handy.
»Entschuldige, dass es etwas gedauert hat«, sagte Svalberg. »Es war gar nicht leicht, zur Zentrale durchzukommen. Aber Carlström war nicht dort, und bei seiner Durchwahl gab es auch keine Mitteilung. Die Frau von der Zentrale meinte, das sei überhaupt nicht seine Art.«
»Etwas stimmt nicht«, meinte Elina. »Ich muss nachsehen.«
Sie stieg aus ihrem Wagen, trat in einen Zeitungskiosk und bat darum, das Telefon benutzten zu dürfen, weil sie nicht wollte, dass ihre Handynummer auf seinem Display auftauchte. Sie wählte seine Nummer. Er ging nicht an den Apparat. Sie trat auf die Straße und sah sich um. Was sie suchte, gab es nicht. Sie setzte sich in den Wagen und fuhr weg. In Solna Zentrum fand sie ein Fotogeschäft. Sie zeigte ihren Ausweis und erhielt, worum sie bat. Dann fuhr sie zur Ankdammsgatan zurück. Mit dem Fahrstuhl im Haus gegenüber fuhr sie in den siebten Stock und überlegte sich, welches die richtige Seite war. Sie klingelte an einer der Türen, niemand öffnete. Sie klingelte an der nächsten. Dasselbe. Sie schellte an einer dritten. Ein älterer Mann öffnete und lächelte, als er die junge Frau vor sich sah. Sie wies sich aus und erklärte, dass sie gerne einen Augenblick bei ihm aus dem Fenster schauen würde. Er ließ sie in die Wohnung. Sie schaute aus dem Fenster und versuchte, sich an der Hauswand gegenüber zu orientieren. Sie zählte die Stockwerke von unten, dann die Fenster von links, dann hielt sie das Fernglas vor die Augen und stellte die Schärfe ein. Zielte. Ihr stockte der Atem. Sie gab dem Mann die Hand und bedankte sich. Rannte runter auf die Straße. Zog ihr Handy aus der Tasche und wählte 112.
»Hier ist Kriminalinspektorin Elina Wiik von der Polizei Västerås. Schicken Sie einen Krankenwagen zur Ankdammsgatan 42 in Solna. Wir müssen in eine Wohnung im siebten Stock, Carlström.«
Sie rannte auf die Haustür zu, fand die Telefonnummer des Hausmeisterdienstes und rief dort an. Ein Mann antwortete, er könne in zehn Minuten dort sein. Der Krankenwagen war schneller. Elina und die beiden weißgekleideten Sanitäter fuhren mit dem Fahrstuhl in den siebten Stock. Eine Minute später trat der Mann vom Hausmeisterservice aus dem Lift und schloss die Wohnungstür auf. Elina und die Sanitäter traten ein. An einem Haken an der Decke hing ein Seil. An dem Seil hing Yngve Carlström.
36. KAPITEL
Erkki Määttä traf als Letzter ein. Er kam direkt aus Solna. Die anderen hatten sich bei John Rosén
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