Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
versammelt. Elina, Erik Enquist, Henrik Svalberg und Rosén selbst, die gesamte Mordgruppe. Egon Jönsson war ebenfalls anwesend. Es gab nicht genug Sitzgelegenheiten für alle, Enquist und Jönsson standen. Määttä erhielt ebenfalls einen Stehplatz.
»Er hat einiges hinterlassen«, meinte Määttä als Eröffnungsbemerkung. »Wir haben 546000 Kronen in der Matratze gefunden.«
»Bildlich gesprochen, natürlich?«, fragte Rosén.
»Nein, buchstäblich. Das Geld lag in der Matratze. Allerdings nicht eingenäht, mittlerweile gibt es schließlich Reißverschlüsse.«
»546 Riesen«, meinte Enquist.
»Es war Selbstmord, oder?«, wollte Svalberg wissen.
»Die Tür war abgeschlossen, nichts deutete auf einen Kampf hin, und auf dem Fußboden unter ihm lag ein umgestoßener Stuhl«, meinte Määttä. »Nichts deutet auf einen Mord hin.«
»Aber kein Abschiedsbrief«, meinte Elina. »Hätte er so nicht einiges erklären können, bevor er sich umbrachte, wenn ich mal etwas zynisch sein darf?«
»Sein Büro ist versiegelt«, sagte Rosén. »Die Kollegen von der Spurensicherung aus Stockholm filzen es gerade. Morgen fahren Svalberg und Enquist hin und gehen seine Papiere durch. Das wird dauern. Auf zwei Fragen benötigen wir eine Antwort. Einmal, ob er wirklich Informationen über Flüchtlinge verkaufte. Das Geld in der Matratze legt es nahe, was zur Folge hat, dass wir eine ganze Menge Fälle, die er bearbeitet hat, analysieren müssen. Zum anderen, ob Yngve Carlström unser Mörder ist.«
»Er könnte es sein«, meinte Määttä. »Er hat Schuhgröße 45. Ich habe das überprüft. Ihr erinnert euch doch? Der Mörder hatte Schuhgröße 45 oder 46.«
»Es gibt eine Methode, eine schnelle Antwort auf diese erste Frage zu erhalten«, meinte Elina. »Ich kann mit Agnes Khaled sprechen. Schließlich gilt jetzt keine Diskretion mehr, was die Informanten betrifft, oder gilt die auch für tote Zuträger?«
Diese Frage konnte niemand beantworten.
»Frag sie halt so schnell wie möglich«, sagte Rosén.
Weniger als eine halbe Stunde später war Agnes Khaled im Präsidium. Elina hatte diesen Treffpunkt vorgeschlagen, um zu unterstreichen, dass es sich um eine formale Zeugenvernehmung und nicht um eine normale Unterhaltung handelte. Sie hatte nicht erwähnt, worum es genau ging, nur dass es mit dem Mord an Jamal und Annika zusammenhing.
Sie saßen in Elinas Büro. Agnes Khaleds Wangen waren gerötet.
»Was Neues?«, fragte sie.
»Das kann man sagen«, erwiderte Elina. »Yngve Carlström ist tot.«
Agnes Khaled öffnete den Mund, aber ihr Unterkiefer schien sich zu verhaken, noch bevor sie ein Wort über die Lippen gebracht hatte.
»Er hat sich das Leben genommen. Wir glauben auch zu wissen, warum. Jetzt brauchen wir Ihre Hilfe, und zwar schnell. Darf ich direkt zur Sache kommen?«
»Ich weiß nicht, ob das etwas mit mir zu tun hat«, meinte Agnes Khaled, »aber kommen Sie nur zur Sache, dann sehen wir weiter.«
»Bei meinen Fragen geht es um die Informationen, die er Ihnen möglicherweise gegeben hat. Es geht also um das Pressegeheimnis. Ich will ehrlich sein, ich weiß nicht, ob dieser Schutz auch noch gilt, wenn der Informant verstorben ist. Folgendermaßen verhält es sich: Wir glauben, dass der Tod Yngve Carlströms mit den Morden an Jamal, Annika und Ahmed Qourir zu tun hat. Ich will nicht weiter erläutern, warum, aber wir haben für diese Annahme gute Gründe. Etwas kann ich Ihnen jedoch gleich sagen. Wir gehen der Frage nach, ob Carlström Informationen über Flüchtlinge verkauft hat, die dazu führten, dass diese eine Aufenthaltsgenehmigung erhielten. Wir wissen nicht, um welche Informationen es sich dabei handelte oder woher diese stammten, aber wir glauben, dass er Geld damit verdiente, seine Stellung als Sachbearbeiter für Flüchtlingsfragen bei der Migrationsbehörde zu missbrauchen. Und in diesem Zusammenhang tauchen Sie auf.«
»Ich fasse es nicht«, sagte Agnes Khaled. »Ich muss das erst einmal verarbeiten. Aber eines kann ich Ihnen direkt sagen. Bei meinen Artikeln über Flüchtlinge ist es nie um Geld gegangen, ganz gleichgültig, wie meine Kontakte zu Carlström ausgesehen haben könnten.«
Elina sah sie durchdringend an. Sie ließ ihr etwas Zeit, das Gehörte zu überdenken.
»Woher wissen Sie das?«, fragte Elina dann.
»Was?«
»Dass es nicht um Geld ging?«
»Wollen Sie damit andeuten, dass ich … es einfach …?«
»Dass Sie einfach nicht wussten, dass es um Geld ging.
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