Elina Wiik - 03 - Der tote Winkel
Langweiler.«
»Und was soll man tun?«, fragte Elina.
»Alles mit Maßen. Skål!«
Alle hoben ihre Gläser.
»Und arbeitet man zu viel, dann ist man gestresst«, sagte Enquist. »Arbeitet man zu wenig, dann ist man auch gestresst. Das Leben ist ein einziger Balanceakt.«
»Am besten arbeitet man überhaupt nicht«, meinte Svalberg. »Apropos Arbeit. Carlström hat zu viel gearbeitet, und zwar zwei Schichten. Eine für die Migrationsbehörde und eine für sich.«
»Ach tatsächlich?«, fragte Elina. »Seid ihr sicher?«
»Wir haben mit diesen vier Fällen angefangen, über die die Länstidningen geschrieben hat. Das war am einfachsten. Einige dieser neuen Informationen standen auch in den Akten, die meisten tauchten dort jedoch nicht auf. Er spielte der Zeitung Informationen zu, die nur ihm zugänglich waren.«
»Wo hatte er die her? Also diese Informationen?«
Svalberg breitete die Hände aus.
»Keine Ahnung. Das finden wir vielleicht heraus, wenn wir uns intensiver mit ihm beschäftigen. Sobald wir wissen, mit wem er telefoniert hat, beispielsweise. Aber ich glaube, dass das schwierig wird. Er scheint recht schlau gewesen zu sein. Wenn er von der Arbeit aus telefoniert hat, dann immer über die Zentrale, und diese Gespräche lassen sich nicht zurückverfolgen.«
»Außerdem kamen die Informationen vielleicht auch über seine ›normalen‹ Kanäle«, meinte Enquist. »Einige kamen zu den Akten, andere sortierte er aus.«
»Nächste Woche werde ich die vier vernehmen, von denen wir wissen, dass Carlström mit ihrer Aufenthaltsgenehmigung getrickst hat«, meinte Svalberg. »Ich werde sie fragen, ob sie ihm etwas unter dem Tisch zugeschoben haben.«
»Drei«, sagte Elina. »Jamal ist tot.«
»Sorry. Ich meinte natürlich drei. Aber man muss es geschickt anfangen. Es könnte schwer werden, sie zum Reden zu bringen.«
38. KAPITEL
Auf Elinas Vorschlag hin hatte Henrik Svalberg Mira gebeten zu dolmetschen. Diese hatte sich aber erst nach dem Mittagessen freinehmen können. Svalberg parkte seinen Wagen vor einem der Hochhäuser in Hammarby.
»Was glauben Sie?«, fragte Svalberg, »soll ich eine andere Taktik verwenden als normalerweise? Sie kennen diese Menschen besser als ich.«
»Sie haben wahnsinnige Angst«, erwiderte Mira, »dass man sie abschiebt. Ich glaube, es spielt keine Rolle, welche Taktik Sie verwenden. Niemand wird antworten wollen.«
»Ich habe versucht, ihnen deutlich zu machen, dass wir ihnen nicht am Zeug flicken wollen.«
»Das spielt keine Rolle. Wenn sie dafür bezahlt haben, dass man ihnen mit ihrer Aufenthaltsgenehmigung hilft, dann wäre es viel zu riskant, das zuzugeben. Jedenfalls vermute ich, dass sie so denken.«
»Können Sie sie nicht irgendwie vom Gegenteil überzeugen?«
Mira sah Henrik Svalberg an, als sei dieser schwer von Begriff. Vermutlich stimmte das in diesem Fall auch.
»Ich bin selbst nicht ganz überzeugt«, meinte sie. »Sie behaupten, dass das für sie keine Konsequenzen haben wird. Aber wie wollen Sie das wissen? Sie sitzen schließlich nicht in der Ausländerbehörde.«
Sie stieg aus dem Auto und ging auf die Haustür zu. Er trottete hinter ihr her. Die Fassade war mit Graffiti beschmiert, und die ganze Gegend bedrückte Svalberg. Zuletzt war er in Hammarby gewesen, um ein paar Dealer festzunehmen. Mira drehte sich zu ihm um, ehe sie eintrat.
»Ich habe nur vor, das zu übersetzen, was Sie sagen. Wörtlich. Sonst nichts.«
Svalberg seufzte. Auf zwei aussichtslose Kandidaten würde vermutlich ein dritter folgen. Die beiden Ersten hatten den Mund nicht aufgemacht. Von Zahlungen für Informationen wollten sie nichts gewusst haben. Es blieb nur noch eine Chance. Eine letzte.
Der Mann wohnte in einer Einzimmerwohnung im zweiten Stock. Syrer. Aufenthaltsgenehmigung seit 1999. Svalberg klingelte. Die Tür wurde von einem Mann in Pantoffeln geöffnet. Mira stellte Svalberg und sich vor. Der Mann trat zur Seite und ließ sie eintreten. Die Wohnung war gemütlicher als die von Jamal. Teppich auf dem Boden. Vorhänge. Es schien auch eine Frau dort zu wohnen. Sie nahmen auf der Couch Platz.
»Es verhält sich folgendermaßen«, meinte Svalberg. »Wir haben eine große Geldsumme bei einer Person gefunden, die wir nicht für den rechtmäßigen Eigentümer halten. Wir glauben, dass ein Teil dieses Geldes Ihnen gehört. Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen, um das zu klären.«
Langsam wandte sich Mira Svalberg zu statt dem Wohnungsinhaber.
Ȇbersetzen
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