Eliteeinheit Luna Port
Künstler. Ich schien zu ihren auserwählten Opfern zu gehören. In letzter Zeit hatten sie mir vor jedem Einsatz ein anderes Gesicht verliehen, und ich konnte von Glück sprechen, wenn es nur bei kleinen Verformungen geblieben war. Wenigstens hatte mir der Chefarzt an einem Kollegen bewiesen, daß die Entfernung der Aufpflanzungen ohne weiteres möglich war.
Noch schlimmer sah mein Schädel aus. Die blutrote Narbe begann über der linken Schläfe. Von da aus zog sie sich über den Kopf hinweg und endete am obersten Nackenwirbel. Das war mein »böser Unfall«!
Ansonsten war ich von nun an der bedauernswerte Kommandant eines geheimnisumwitterten Raumschiffes, das in der unergründlichen Phantasie unseres Alten den Mars erreicht hatte.
Da man sehr wohl wußte, daß die erste Expedition schiefgegangen war, hatte man einfach eine zweite erfunden.
Auf Grund der sorgfältigen Vorbereitungen der GWA waren im Space-Departement alle nötigen Akten, Geheimberichte und Forschungsergebnisse hinterlegt worden. Man pflegte kein vermeidbares Risiko einzugehen.
Über mein Phantasie-Raumschiff, die BETA, waren wahrhaft grandiose Unterlagen geschaffen worden. Ich war der angebliche Kommandant. Bei der Landung hatte es einen Unfall gegeben, bei dem ich so schwer verletzt worden war.
Während meiner Gesichtskorrektur hatte ich die Ehre, die tausendfältigen Dinge studieren zu dürfen. Inzwischen hatte der Alte dafür gesorgt, daß die Marsreise der BETA auch auf dem großen Mondstützpunkt Luna-Port bekannt geworden war. Dort gab es nun wenigstens zehn Menschen, die über den streng geheimen Flug orientiert sein mußten.
Es war eine umfangreiche Arbeit gewesen, aber ich wußte noch nicht, warum man das alles unternommen hatte. Das Räderwerk der GWA drehte sich längst auf Hochtouren, und ich durfte bisher erst die spärliche Vorgeschichte studieren.
Ich mußte alles Wissenswerte über das fiktive Raumschiff in meinem Gehirn speichern. Der Alte war davon überzeugt, daß ich eines Tages auf diese Dinge angewiesen wäre.
Also paukte ich die haarsträubenden Lügen und bildete mir ein, ich wäre wirklich der Kommandant der zweiten US-Marsexpedition.
In ausgesprochen großzügiger Weise wurden dabei die Forschungsergebnisse der wirklichen Expedition verwertet. Ich wußte alles über die sagenhaften Städte und technischen Einrichtungen eines längst verschollenen Planetenvolkes.
Die Angaben über mein Raumschiff stammten vom Forschungsteam des Professors Dr. Dr. Scheuning, dem ich schon den vorangegangenen Einsatz zu verdanken hatte. Immerhin hatte uns Scheuning stichhaltige und beweisbare Daten über ein schweres Plasmatriebwerk geliefert, die ich zusätzlich noch beherrschen mußte.
Unsere Parapsychologen hatten den Versuch unternommen, mich in Tiefhypnose zu schulen. Er war restlos mißlungen, da ich mit meinem künstlich gestörten Gehirn nicht mehr hypnotisierbar war. Also mußte ich auf diese angenehme Art des Lernens verzichten.
Jetzt waren die kleinen Wunden endgültig ausgeheilt. Ich war fit zum Einsatz, obwohl ich nach wie vor nicht genau wußte, wohin man mich diesmal schicken würde.
*
Über der Tür flammte die rote Lampe auf. Ich griff nach dem Sprechgerät.
»Wer ist da?«
»Mach schon auf, Langer. Ich bin es nur«, klang eine vertraute Stimme aus dem Lautsprecher.
Außer dem Alten durften mich nur Hannibal und TS-19 mit meinem neuen Gesicht sehen. Die Vorsichtsmaßnahmen wurden wieder derart streng, daß man nur resignieren konnte.
Ich legte die bereits hervorgeholte Folienmaske zur Seite und drückte auf den
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