Eliteeinheit Luna Port
Öffnungsknopf.
Der Kleine schlängelte sich durch die Tür. Anders waren seine Bewegungen nicht zu bezeichnen.
Als ich seinen düsteren Gesichtsausdruck und sein gekünsteltes Grinsen bemerkte, wußte ich, daß es endlich soweit war.
»Fein siehst du aus, schöner Mensch«, begrüßte er mich. »Darf man Platz nehmen?«
»Wie hoch wird man eigentlich für einen Totschlag im Affekt bestraft?« antwortete ich mit einem so drohenden Unterton, daß er vorsichtshalber den Platz wechselte.
»Beherrsch dich, Großer«, sagte er besänftigend. »Ich will dir ja nichts tun.«
Er war wieder sehr bescheiden in seinen Äußerungen, doch waren sie nur ein Vorspiel.
»Also?« erkundigte ich mich.
Das eine Wort langte völlig, um ihn an unsere Aufgabe zu erinnern.
»In einer halben Stunde Befehlsempfang beim Alten. Letzte Informationen über Einsatzgebiet, Sonderwaffen und Verbindungsleute. TS-19 ist schon vor vierzehn Stunden mit einem Kurierschiff gestartet. Er bezieht Verbindungsstellung in einem vorbereiteten Stützpunkt nahe bei Luna-Port. Er wird von einem anderen Agenten unterstützt. Vor vierundzwanzig Stunden ist der kommandierende General des Raumhafens Luna-Port verunglückt worden.«
»Worden?«
»Sicher, was denkst du denn! Explosiver Druckverlust in einem Außenwerk. Ist so sauber gemacht, daß niemand Verdacht geschöpft hat. Der General war durch eine leicht zum Zerplatzen zu bringende Kopie aus unseren Spezialwerkstätten ersetzt worden. Das Ding wurde vom GWA-Außendienst sofort beschlagnahmt. Der General ist vor drei Stunden angekommen. Er genießt jetzt Schutzhaft mit allem Komfort. Unser Alter ist sehr aktiv, wie?«
Die Sache lief ja turbulent an. Unangenehme Ahnungen befielen mich, doch der Kleine konnte mir auch keine Auskünfte geben.
»Mensch, sage nur nicht, ich soll den neuen Kommandeur spielen«, stotterte ich. Schweiß trat auf meine Stirn. »Luna-Port ist der bedeutendste Raumhafen auf dem Mond. Große Schiffe können nur dort versorgt werden, und außerdem findet man sonst nirgends eine wirklich leistungsfähige Werft. Darüber hinaus …«
Ich stockte bei dem Gedanken. Hannibal begann freudlos zu lachen.
»Ja, ich weiß. Da oben gibt es eine Truppengattung, die man nicht umsonst ›Eliteeinheit Luna-Port‹ nennt. Du wirst dir allerhand Können aus den Fingern zaubern müssen, wenn du vor den Leuten bestehen willst. Das ist aber nur eine Vermutung.«
»Hoffentlich bleibt es dabei.« Meine Finger glitten unbewußt über mein unebenes Gesicht. »Hoffentlich!«
Noch einmal gingen wir die wichtigsten Daten über die angebliche BETA durch. Hannibal sollte als Radarfunker an der Reise teilgenommen haben. Er mußte also informiert sein.
Nach genau einer halben Stunde wurden wir von zwei aktiven Agenten abgeholt. Unter meiner Folienmaske fühlte ich mich ausnahmsweise einmal wohl, da man so mein neues Gesicht nicht mehr sehen konnte.
Die Rollbänder brachten uns zur ersten Panzerschleuse des gewaltigen Betonriesen, in dem der Alte sein Domizil aufgeschlagen hatte. Wir nannten das hundertfünfundachtzig Stockwerke hohe Bauwerk »Vampirturm«.
Wieder einmal mußten wir die vielen Sicherungseinrichtungen passieren, die bis jetzt ihren Zweck tadellos erfüllt hatten.
In dem Gebäude war es sehr still. Hier wickelte sich alles vollautomatisch ab, und die Kontrollen verursachten keinen Lärm. Anders ging es in den Nebenblocks der riesigen Festung weit außerhalb von Washington zu. Dort arbeiteten Tausende der fähigsten Wissenschaftler und Techniker mit den modernsten und besten Geräten. Wenn irgendwo eine neue Maschine entwickelt wurde, so
Weitere Kostenlose Bücher