Eliteeinheit Luna Port
Eisbrechers schien niemals geheizt worden zu sein. Es herrschte bittere Kälte. Die drei bewaffneten Posten vor dem grauen Stahlschott trugen heizbare Kombinationen.
Sie ließen uns wortlos passieren, nachdem der Marschall eine kurze Handbewegung gemacht hatte.
Quietschend schwang das Luk auf. Dahinter lag ein dunkler Raum, aus dem uns ebenfalls Eiseskälte entgegenschlug.
»Was wir Ihnen jetzt zeigen, soll Sie bei Ihrem kommenden Einsatz immer daran erinnern, daß Sie erst schießen und dann fragen müssen.«
Die Worte hatte nicht General Reling, sondern der russische Abwehrchef gesprochen. Mit raschem Griff schaltete er das Licht an.
Ich sah ein verhülltes Etwas auf einer Bahre.
Ein Mann der Wache ging zögernd auf das Gestell zu. Dann entfernte er hastig die Kunststoffplane und blieb in verkrampfter Haltung stehen.
Hannibal stöhnte. Auch ich mußte mich beherrschen. Die Leiche sah aus, als wäre sie mit einem Schneidbrenner von rechts oben nach links unten durchgeschnitten worden. Das Gesicht war verzerrt. Die fehlende Körperhälfte war nirgends zu entdecken. Der schwere Raumanzug war von unbekannten Gewalten geschwärzt und angesengt worden.
Selten hatte ich einen derart zugerichteten Körper gesehen.
TS-19 verschwand plötzlich. Hannibal umklammerte meinen Arm mit solcher Gewalt, daß ich den Griff bis auf die Knochen spürte.
»Das war Major Twerskoja, der Kommandant der Marsrakete«, sagte der Chef leise. »Wir haben ihn aus dem Schiff geholt. Genau hinsehen, ich verlange das ausdrücklich.«
»Warum?« fragte ich. »Das hätten Sie uns ersparen können.«
»Ich will Ihnen ersparen, daß Sie eines Tages genauso aussehen. Der Kommandant ist in die Schußbahn der unbekannten Waffe gekommen. Sie hat seinen Körper so entstellt. Er lag dicht neben dem ausgeschmolzenen Loch. Sie erhalten hiermit Befehl, während Ihres bevorstehenden Einsatzes mit unerbittlicher Härte zu handeln. Haben Sie das verstanden?«
Ich nickte stumm. Hannibal stieß ein »Jawohl« hervor.
Anschließend durften wir gehen, doch das Bild des verstümmelten Körpers verfolgte mich noch stundenlang.
Damit war unser seltsamer Besuch nahe dem Nordpol erledigt. In der großen Kabine wurden wir verabschiedet. Ehe wir gingen, erhielt ich jedoch einen noch seltsameren Befehl.
»Warten Sie, HC-9!«
Ich drehte mich langsam um. In den grauen Augen des Alten schien es zu irrlichtern, als er mit einer angedeuteten Verbeugung zu den Russen anordnete:
»Meine Herren, Major HC-9 wird der kommandierende Einsatzagent sein. Ich lege größten Wert darauf, Sie als die führenden Männer der Raumabwehr und des Geheimdienstes mit ihm bekanntzumachen. Es könnten Situationen eintreten, die das persönliche Kennen unbedingt erforderlich machen. Nehmen Sie Ihre Maske ab.«
Ich stand stumm und sprachlos. Noch niemals in der Geschichte der GWA war ein aktiver Agent genötigt worden, Mitwissern sein Gesicht zu zeigen.
»Nehmen Sie die Maske ab«, wiederholte er unerbittlich.
Ich griff mit den Daumen unter die Folienränder und zog die Hülle mit einem Ruck vom Kopf.
»Interessant«, lächelte Gorsskij. »Ich darf Ihnen versichern, Major, daß Ihre Anonymität gewahrt bleiben wird.«
»Selbstverständlich«, beteuerte der Marschall. »Was gedenken Sie nun zu unternehmen?«
Der Alte gab einige klangvolle Erklärungen ohne sonderlichen Sinn. Er wollte nicht Farbe bekennen, was man natürlich bemerk te. Auf die mißgestimmte Frage antwortete er:
»Aber, meine Herren, die Vorarbeiten laufen noch. Sie werden sofort informiert, wenn wir wesentliche Dinge ermitteln. Bis jetzt tappen wir auch noch in tiefster
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