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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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(1964–1986) bis zum «Queen’s Award for Export and Technology», um aus dem Meer an Aktivitäten nur diese vier zu bergen.
    Die Widersprüche in seinem Charakter sind Legende; sie ergeben ein schillerndes Kontrastbild. Da mischt sich Bescheidenheit mit Arroganz, optimistische Energie mit kalten Duschen der Abkanzelung. Der Prinzgemahl ist einmal liebenswürdig, dann abweisend, sicher und unsicher, sensibel und unsensibel, warm und überkritisch, gesellig und ein Einzelgänger. Er liebt das Debattieren, aber kann es nicht ertragen, wenn er unterliegt. Er muss einen Schritt hinter der Queen gehen, aber hält sich für ein Alphatier. Doch hat er seine Frau immer mit beispielhafter Loyalität unterstützt, auch wenn beide sich manchmal in Hörweite der Dienerschaft Wortgefechte geliefert haben, die weit ab lagen von königlicher Contenance.
    Nichts ärgert den Herzog mehr, als wenn man ihn auf seine berühmten Fettnäpfchen zu reduzieren versucht, in die er mit geschulter Regelmäßigkeit tritt wie in eine Rolle, die man von ihm fast erwartet; seinen Beschwerden zum Trotz spielt er sie mit pflichtschuldiger Bravour weiter. Es war für ihn schon immer ein Ventil, seine Eigenart zu behaupten gegenüber einem Hof, der ihm lange Zeit über nicht wohl gesonnen war. Heute ist es bei ihm zweite Natur. Hat er sich bei seinem 80. Geburtstag vor zehn Jahren auf einer Rede nicht selber als «der alte Stänkerer» bezeichnet? Spaßvögel nennen die spezifische Kunst, die er führend beherrscht, «Dontopädalogie» – die Fähigkeit, den Fuß in den eigenen Mund zu stecken, «to put your foot in your mouth», wie die englische Sprache sagt, wenn sich jemand verbal so richtig daneben benimmt. Die Beispiele dafür sind in Philips Fall Legende, Ausfluss einer großen politischen Unkorrektheit, die ihm soviel Tadel wie Beifall einbringt. Er skandalisiert eben gerne – sein ganz persönliches Privileg.
    Dem begegnete ich selbst zum ersten Mal im Sommer 1962, als der Herzog der Universität Cardiff, wo ich eine Lektorenstelle bekleidete, einen Besuch abstattete; er war Kanzler der Universität. Wir vom German Department standen schön aufgereiht, um dem Besucher die Hand zu schütteln. Er begann auch korrekt mit Professor T.P. Williams, dem damaligen Leiter des Germanistischen Instituts, ging die Reihe weiter und hielt plötzlich inne, wie von einem Gedankenblitz getroffen. Dann kehrte er zu Professor Williams zurück, hob dessen reichlich zerschlissenen Talar an seinem Ende hoch und kommentierte verschmitzt: «Sie haben hier wohl schon sehr lange unterrichtet, nicht wahr?» Dem Professor – und uns – verschlug es die Sprache.
    Den Vorfall mit den Schlitzaugen sollte man sich eigentlich ersparen nachzuerzählen, er ist zu weltbekannt und nicht einmal der witzigste – oder rüpelhafteste – von Philips Aussprüchen. Solche Dinge haben leider im Cyberspace Ewigkeitsdauer. Philip traf während des Staatsbesuchs der Queen in China im Jahr 1986 an der Großen Mauer auf eine Gruppe schottischer Studenten, die ihm erzählten, wie viele Jahre sie bereits in China studiert hatten. Der Herzog warnte sie freundlich, es damit nicht zu übertreiben, sonst kämen sie alle womöglich noch «slitty eyed», mit Schlitzaugen, zurück. Doch jeder Philip-Fan führt seine eigene Hitliste von des Herzogs
gaffes,
wie man diese Verbalinjurien im Englischen nennt. Nicht anders auch dieses Buch.
    Bald nach seiner Hochzeit bemerkte ein Freund des Prinzen, was für einen schönen Teint Elizabeth, die Herzogin von Edinburgh, die sie damals war, doch habe. «Ja, und sie ist so am ganzen Körper», erwiderte Philip mit unbekümmerter Indiskretion. Dem früheren starken Mann Paraguays, Alfredo Stroesser, machte er bei einem Besuch in dessen Land 1969 das Kompliment: «Wie angenehm, einmal in einem Land zu sein, wo nicht das Volk regiert.» Doch 1964, es war gerade das vierte Kind der Königin und des Prinzgemahls geboren, traf Philip mit seiner Kunst auf ein schlagfertiges Gegenüber. Einen brasilianischen Admiral, dessen ordensbestückte Brust er bewunderte, fragte er süffisant: «Auf welchem See haben Sie eigentlich alle diese Medaillen erstritten?» Daraufder: «Nicht im Ehebett.» Einer der seltenen Vorfälle, wo Philip nicht die Oberhand behielt. Anders gegenüber dem Chefredakteur des «Sunday Express», John Junor, in den 70er Jahren, als dieser bei einem Termin im Buckingham Palast den Herzog fragte: «Sind die Corgis gefährlich?», worauf Philip

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