Elizabeth II.: Das Leben der Queen
Hahns Ideen geht der «Duke of Edinburgh Award» zurück, den Philip 1956 aus der Taufe hob und der jungen Menschen zwischen 14 und 24 die Möglichkeit gibt, Auszeichnungen zu erwerben in Abstufungen von Gold, Silber und Bronze, je nach der Leistung, die sie sich zutrauen. Nicht um Konkurrenz geht es dabei, sondern um Ziele, die sich jeder selber setzt, um zu sehen, wie weit er kommt. Der «Award» ist längst international, das «Internationale Jugendprogramm in Deutschland e.V.» zum Beispiel steht bei uns in der gleichen Tradition.
Prinz Charles ist, was die praktischen und sportlichen Fähigkeiten angeht, den Spuren seines Vaters durchaus gefolgt, ob als Seeoffizier, Airforce-Pilot oder auch als Polospieler; vielleicht wird er von dem 90-jährigen Patriarchen auch noch das Faible für Vierspännerrennen erben. Auch in seinem Engagement für die Umwelt und menschenwürdiges Leben setzt er fort, was Philip schon früh für sich auf die Fahnen geschrieben hatte. Aber er ist dennoch ein anderes Gemüt: nachdenklich, manchmal grüblerisch, ein grüner Hamlet, Musikliebhaber und ein vorzüglicher Aquarellist dazu. Manchmal spreche er mit seinen Blumen, gab Charles vor Jahren zu verstehen. Bei solchen Bekenntnissen fällt den Briten meist nichts Besseres ein als zu seufzen: «Natürlich, das deutsche Blut!»
Philip nennt seinen Sohn, mit dem er inzwischen so etwas wie einen Waffenstillstand erreicht hat, einen «Romantiker». Damit setzt er sich von dem ab, was Charles in dem mehrfach erwähnten Dimbleby-Buch von 1994 an Vorwürfen gegen die harte, nach seinem Urteil fast lieblose Erziehung des Vaters vorzutragen hatte; der Herzog von Edinburgh war damals tief verletzt. «Charles ist Romantiker, ich Pragmatiker», verteidigte er sich. «Das heißt, wir gehen die Dinge unterschiedlich an. Und weil ich auf die Dinge nicht als Romantiker schaue, sagt man mir nach, ich sei gefühllos.»
Gefühllos wohl nicht, aber doch ruppig, bis heute. Der Herzog besitzt zweifellos die Fähigkeit einzuschüchtern. Eine Cousine der Queen, die Honorable Margaret Rhodes – verwandt über die Strathmore-Linie – gab in einem Gespräch mit dem Autor in ihrem Haus in Windsor Great Park unumwunden zu, wie geradezu Furcht einflößend der Herzog manchmal sein könne. «Man sitzt da beim Essen neben ihm, unterhält sich, und plötzlich schießt er los: ‹Was hast du gerade gesagt? Was meinst du damit? Wie kann das gehen? Beweis’ mir das! ›»
Louis Mountbatten, der 1979 einem Terroranschlag der IRA zum Opfer fiel, erzählte immer gerne von einer Episode aus den frühen Jahren der Ehe zwischen Philip und Elizabeth, als die junge Frau dem Temperament ihres Mannes gelegentlich noch mit einer gewissen Ängstlichkeit begegnete. Man saß zu dritt in einem Automobil, von Philip gesteuert, aber mit überhöhter Geschwindigkeit, was Elizabeth veranlasste, in kritischen Momenten angespannt und hörbar die Luft einzuziehen. Endlich explodierte der Prinz: «Wenn du das noch einmal machst, werde ich dich einfach raussetzen.» Später fragte Mountbatten sie: «Aber du hattest doch Recht – warum hast du nicht protestiert?» Darauf die Queen, verwundert: «Aber du hast doch gehört, was er gesagt hat.» Solche Reverenz legte sich bald. Eher hört man die Königin gelegentlich, wie sie zu ihrem Mann sagt, er solle seinen Mund halten.
Philip selber erlaubte später in einem Vortrag Einblick in seine Natur und in die Erfahrungen, die ihn vor allem geprägt haben: «Ich bin kein Graduierter irgendeiner Universität, ich bin kein Humanist oder Naturwissenschaftler, ich schulde vielmehr meine ganze Treue einer anderen der wirklich großen Bruderschaften dieser Welt, von denen es nur noch wenige gibt – der Bruderschaft der See. Auf dem Meer finden sich alle Konflikte, mit denen der Mensch zu ringen hat, immer schon und auch heute noch.»
Doch dem selbstbewussten Ex-Seemann mit seiner unternehmerischen Energie hat noch niemand ins Gesicht zu sagen gewagt: «Sir, you are a bulldozer», wie Tim Heald in seinem Buch von 1991, «The Duke. A Portrait of Prince Philip», schreibt. Vielleicht, weil man weiß, wie unerbittlich sich Prinz Philip selber antreibt, bei allenAufgaben, denen er seine Schirmherrschaft leiht oder in die er selber gestaltend eingreift, vom «Duke of Edinburgh Award» über den World Wildlife Fund for Nature (WWF), an dessen Spitze er ab 1961 für viele Jahre als Präsident stand, über die International Equestrian Federation
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