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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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ihn vorsah. Kein Vergleich zu der Zeit, als Prinz Albert, der Gemahl Königin Victorias, dieser zur Seite stand. Albert war Victorias Auge und Ohr, der Manager ihrer öffentlichen Angelegenheiten, Privatsekretär und Leiter ihres Büros in einem. Für solche Aufgaben kam Philip einhundert Jahre später nicht in Frage. Der Hof hatte sich verdichtet in einer strengen Hierarchie, der gegenüber der Ehemann immer ein Außenseiter blieb. Auch ließ sich die Queen von ihrem Mann nicht in die
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hineinsehen. Ordnung muss sein, Etikette erst recht. So suchte sich Philip zur Kompensation seine eigenen Betätigungsfelder, wo er nicht mehr drei Schritte hinter der Monarchin gehen musste, sondern selber Takt und Tempo der Gestaltung bestimmte.
    Übrigens erzielten er und sein Onkel in der Namensfrage wenigstens ein spätes Unentschieden: Die Regierung, dazu sanft angestoßen von Elizabeth selber, gab im Februar 1960, kurz vor der Geburt von Prinz Andrew, bekannt, alle Mitglieder der königlichen Familie, die nicht in der unmittelbaren Thronfolge stünden, sollten künftig den Doppelnamen Mountbatten-Windsor tragen. Tatsächlich übernahmen sogar Andrew und seine ältere Schwester Anne für sich diese Regelung und unterzeichneten ihre jeweiligen Heiratsurkunden als «Mountbatten-Windsor». Die «Amöbe» aber blieb für alle Zeiten in der Erinnerung aufbewahrt.
    Die Queen gab Philip auch die Oberaufsicht über die Vorbereitungen zu ihrer Krönung, die man spät anberaumte, für den 2. Juni 1953; es war der Tag vor dem Derby, dem Höhepunkt der Pferderennsaison. Alles musste von Grund auf neu entworfen werden,es gab keine Schubladenpläne wie 1936, als lange vor der Abdankung Edwards die Organisation für die Krönung im Mai 1937 angelaufen war, sodass Stanley Baldwin sein berühmtes Bonmot anbringen konnte: «Same date, different King» – dasselbe Datum, nur ein anderer König. Für Churchill war der Juni 1953 obendrein eine politische Deadline: Vorher wollte er auf keinen Fall als Premierminister abtreten, was viele dem 1874 geborenen, inzwischen gesundheitlich angeschlagenen Regierungschef nahezulegen begannen. Unruhig scharrte sein designierter Nachfolger Anthony Eden mit den Füßen – umsonst: Die Krönung der jugendlichen Elizabeth, seiner gelehrigen Herrin, wollte Churchill nicht als Pensionär erleben. Tatsächlich hielt er sich noch bis fast zwei Jahre danach in seinem Amt.
    Elizabeths Doppelrolle als Staatsoberhaupt und junge Mutter löste eine Reihe besorgter Betrachtungen aus. Die National Federation of Women’s Institutes, der Dachverband der Frauenorganisationen des Landes, verfasste sogar eine Resolution des Inhalts, die Nation solle sich «bemühen, unsere geliebte junge Königin nicht überzubeanspruchen, im Gedanken daran, dass sie auch noch Pflichten hat als Frau und Mutter». Das medizinische Establishment stimmte zu. Im «Lancet», der Fachzeitschrift des Ärzteverbandes, plädierte man dafür, die Queen müsse sich aus der Öffentlichkeit heraushalten dürfen, «solange ihre Kinder jung sind». Es sei wichtig, dass sie ihre Familie an die erste Stelle setze, «zum Schutz ihrer Gesundheit und Vitalität».
    Doch die Königin folgte diesen Ratschlägen nicht, aus ihrem Pflichtbewusstsein, fast einem Pflichtfatalismus, heraus. Gegenüber der BBC, die 1992 unter dem Titel «Elizabeth R» einen Film über ihre ersten 40 Thronjahre drehte, gab sie ein bezeichnendes Bekenntnis ab: «Mein Vater starb viel zu jung und ganz plötzlich. Es kam darauf an, das Beste aus dem zu machen, was in meinem Vermögen stand, und die Tatsache zu akzeptieren, dass dies jetzt mein Schicksal war.» Da sprach eine Frau, die sich im Gefolge der Abdankungskrise von 1936 entschlossen hatte, die Pflichten gegenüber dem Amt an die oberste Stelle ihrer Prioritäten zu setzen. «Ich dien», wie sie in der Kapstadt-Ansprache in Erinnerung gerufenhatte. In ihrer ersten Weihnachtsansprache als Monarchin griff sie den Gedanken der «Verpflichtung» aus dieser Rede wieder auf und ersuchte das Gebet ihrer Zuhörer, «dass Christus mir Weisheit und Stärke geben möge, die feierlichen Versprechen einzulösen, die ich bei meiner Krönung geben werde.»

    Churchill hatte den richtigen Einfall: Er ordnete an, vor der Krönung die Rationierung von Süßigkeiten und Schokolade zu beenden. Der Gaumen sollte nachschmecken, was das Auge zu sehen bekommen würde: ein Festival britischer Exklusivität, mit der ganzen Welt als Zaungast. So konnte

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