Elizabeth II.: Das Leben der Queen
gestand, wohingegen er einmal die Frage, worüber sie gesprochen hatten, spöttisch abwiegelte: «Oh, über Pferderennen.» Als Churchill 1955 zurücktrat, schrieb ihm die Queen voller Bedauern, sie werde vor allem die wöchentlichen Audienzen mit ihm vermissen, die für sie so instruktiv und, «wenn man das von Staatsgeschäften sagen kann, so unterhaltsam» waren.
Aber der Premierminister war für seine Monarchin die größte Hilfe in einer weniger unterhaltsamen als vielmehr heiklen Frage, die Staatsräson betreffend: Wie sollte der Nachname der neuen Herrscherfamilie lauten? Uncle Dickie, Admiral Lord Louis Mountbatten, Philips Quasi-Adoptivvater, hatte nach dem Tod von George VI. frohlockt: «Jetzt regiert das Haus Mountbatten!» Er war dabei von der Annahme ausgegangen, der Landesbrauch, wonach bei einer Eheschließung die Frau und die gemeinsamen Kinder den Namen des Mannes übernehmen, werde auch bei seinem Neffen gelten. Die Frage war nicht akut, solange Elizabeth und Philip als «Her Royal Highness Princess Elizabeth, the Duchess of Edinburgh» und «His Royal Highness, the Duke of Edinburgh» durchs Leben gingen, mit Charles und Anne als Prinz und Prinzessin ohne Nachnamen. Mit «Königin Elizabeth» änderte sich die Lage grundlegend.
Eine mächtige Lobby baute sich gegen Mountbatten als Herrschernamen auf. Sie reichte von Queen Mary über das Kabinett, das Parlament bis hin zu Churchill selber und fand in ihm den entschiedensten Befürworter einer Beibehaltung des Namens Windsor. Churchill war erbost, wie Mountbatten überhaupt habe annehmenkönnen, die Weichenstellung aus dem Jahr 1917, als George V. den Weg aus der deutschen Peinlichkeit zum englischen «Windsor» fand, könne jemals rückgängig gemacht werden. Er stärkte den Rücken der Königin, die genauso dachte. Und so gab der Kronrat im April 1952 bekannt, Elizabeths Familie werde künftig den Namen Windsor führen.
Philip ging auf die höchste Palme, das Alphatier in ihm, der Navy-Macho, fühlte sich gedemütigt. «Ich bin eine verdammte Amöbe», ließ er hören, «der einzige Mann im Land, der seinen Kindern nicht seinen Namen geben darf.» Dabei hatte doch Elizabeth bei der Trauung laut altem Brauch versprochen, ihrem Mann «zu gehorchen». Über solche Petitessen setzte sich die Staatsräson hinweg, zu Philips großem Verdruss. Zwischen ihm und seiner Frau kam es zu Spannungen, die sich lange nicht legen wollten. Die Queen versuchte es mit Appeasement, übertrug Philip wichtige Zuständigkeiten, die sein erhitztes Mütchen würden kühlen können, so hoffte sie zumindest. Darunter – fatalste aller Entscheidungen – die Erziehung von Prinz Charles, sodann das Management der königlichen Schlösser in Sandringham und Balmoral, wo sich Philip, nach Meinung von «Elizabeth the Queen Mother» – wie die Mutter jetzt hieß –, «aufführte wie ein deutscher Junker».
Noch zu Lebzeiten von George VI. war Philip vom König selbst die Reorganisation des Buckingham Palastes anvertraut worden, was dem umtriebigen Herzog aber schon damals nicht genügte. So erhielt er zusätzlich, ganz im Sinne der «Welfare Monarchy», die Leitung eines gemeinnützigen Großprojekts, der National Playing Fields Association (NPFA), deren Auftrag es war, grüne Spielflächen vor allem rund um Sozialwohnsiedlungen anzulegen, damit die Kinder zu sinnvoller Freizeitbetätigung in frischer Luft fanden und nicht kostbares offenes Gelände mit neuen Bauvorhaben zugepflastert würde. Ein nach den klaustrophobischen Kriegsjahren besonders dringliches Anliegen, das Philip mit seiner gewohnten Energie anpackte. «Ich möchte Ihnen versichern», kündigte er bei der ersten Komiteesitzung, die er leitete, an, «dass ich nicht die Absicht habe, hier einen Ölgötzen abzugeben.» «Bloody workaholic», kommentierte ein Mitarbeiter, «der Mann weiß nicht,was eine Pause ist.» Das könnte man fast noch heute von dem nunmehr 90-Jährigen sagen.
Man vergisst bei der Hyperaktivität, in die sich der Herzog in seinem kommenden Leben stürzen sollte, welch schwieriges Standing Philip bei Hofe hatte. Nicht nur wegen des Argwohns, der ihm als Erben ohne Land und Vermögen, noch dazu aus deutschem Stamm, entgegenschlug. Eine für ihn undurchdringliche Schicht von Bürokratie hatte sich um die Zentralfigur, seine Frau, gelegt – Privatsekretäre, stellvertretende Privatsekretäre, Hunderte von Hofbeamten mit spezifischen Aufgaben in der höfischen Rangordnung, die keine Rolle für
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