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Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Elizabeth II.: Das Leben der Queen

Titel: Elizabeth II.: Das Leben der Queen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Kielinger
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lauter Nieten in dieser Frage, was auf absolute Diskretion oder ein tatsächliches Null an Fakten zurückgehenmag. Informationen zu diesem Thema werden ohnehin nur unbelegbar weitergegeben, selbst die Mitteilung eines Beamten aus der Umgebung der Queen, dass Philips Kopf «auch schon mal durch ein hübsches Gesicht verdreht werden konnte», wird in einer Fußnote bei Ben Pimlott als einem «confidential interview» entstammend ausgewiesen.
    «Wirklich, die Art, wie die Zeitungen über mich schreiben – warum habe ich es eigentlich nicht gemacht?», scherzte der Herzog einmal. Dann, in ernsterer Stimmung: «Wie kann ich der Königin je untreu werden? Sie könnte sich doch nie mit gleicher Münze wehren.» Im November 1956 war er zu einer viermonatigen Reise nach Australien aufgebrochen, zur Eröffnung der Olympischen Spiele in Melbourne, aber vor allem als Erholungspause von den anstrengenden Jahren bis dahin, die auch einem Workaholic wie ihm viel abverlangt hatten. Die Medien sahen es wieder einmal anders und deuteten Philips lange Abwesenheit, in Begleitung seines australischen Adlatus und besten Freundes Michael Parker, als ein Zeichen, dass etwas in der königlichen Ehe nicht stimme.
    Im Februar 1957 kam dann die amerikanische «Baltimore Sun» mit einer Geschichte heraus, die einfach irgendwann einmal vom Baum der Unkenntnis fallen musste: «Queen, Duke in Rift over Party Girl» – Zerwürfnis zwischen dem Herzog und der Queen wegen eines Partygirls. Der «abominable No-man» Commander Colville wurde sofort an die Front geschickt, um zu dementieren. Das hätte er nicht tun sollen, denn dadurch wurde die Sache erst recht appetitlich, nun auch für die britischen Medien, natürlich ohne Ergebnis.
    Die Queen vertraute Philip blind, sie konnte auf ihn setzen. Im Monat der Aufregung um die «Baltimore Sun»-Story kamen sie und ihr Mann in Lissabon wieder zusammen, zum vorgesehenen Staatsbesuch in Portugal, er aus Australien eingetroffen, sie aus England auf der königlichen Yacht «Britannia». Beim Wiedersehen ließ die Queen ihren selten öffentlich gezeigten Humor spielen: Die königliche Gesellschaft trug zur Begrüßung Bärte, in denen verkleidet man über die Gangway an Land ging. Noch eine andere Überraschung hielt Elizabeth für ihren Gatten bereit: In Absprachemit der Regierung Macmillan war beschlossen worden, Philip «den Stil und die Würde eines Prinzen des Vereinigten Königreichs» zu verleihen. Damit wurde er mit 36 Jahren offiziell zum «Prince Consort», zum Prinzgemahl. Bei einem der Dinner während des Staatsbesuches hörte man den neu gebackenen Prinzen, wie er zu Elizabeth sagte: «Du siehst zum Aufessen gut aus.» Ein hübsches Kompliment nach den langen Monaten der Trennung. Die Königin errötete vor Freude, wie ein Freund Philips dem Historiker William Shawcross später zusteckte.
    Die ehelichen Beziehungen blühten entgegen allen Unkenrufen auf, und das trotz – oder wegen? – der getrennten Modalitäten im Buckingham Palast: Jeder von beiden hatte und hat sein eigenes Bade-, Ess-, Wohn-, Arbeits- und Schlafzimmer. Im Februar 1960 und im März 1964 kamen zwei weitere Kinder zur Welt, Andrew und Edward, womit «die Firma», wie schon George VI. seine Familie nannte, kräftigen Nachwuchs erlebte, rechnet man Margarets Nachkommen hinzu, die ebenfalls in diesen Jahren die Bühne betraten. Bei ihrer zweiten Familiengründung hatte die Queen aus ihren Fehlern nach der ersten gelernt und rückte jetzt mehr von ihrer Dienstzeit für die beiden Söhne heraus – beim ersten Mal wurden die Kinder vernachlässigt, beim zweiten verwöhnt, beides Ausfluss elterlicher Unachtsamkeit. Ihrem Mann als Kopf der Familie – während sie natürlich Kopf der Firma ist – stellte Elizabeth 1972, im Jahr der Silberhochzeit, bei einer Veranstaltung in der Londoner Guildhall ein artiges Zeugnis aus: «Was sagte der Bischof, als man ihn fragte, was er von der Sünde halte? Ich bin dagegen, sagte er. Genauso kann ich heute, nach 25 Jahren Ehe, beantworten, was ich vom Familienleben halte: Ich bin dafür.»

    Altrincham und Muggeridge, die
angry young men
oder Tony & Margaret – sie waren nur die Vorreiter einer Epoche, die in den 60er Jahren mit Macht auf die Insel vordrang. Die Kultur der Ehrerbietung, nicht nur gegenüber dem Königshaus, wurde auf der ganzen Linie durch die Usancen der
permissive society
durchbrochen,die sich nur noch wenige Regeln vorschreiben ließ. Eine soziale Revolution brach sich

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