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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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zu mir.
    »Madame, ich bitte dich, lass mich auf ein Wort allein mit meiner Königin!«
    Margaret Beaufort funkelte ihn einen Moment lang zornig an. Dann machte sie auf dem Absatz kehrt und rauschte aus dem Zimmer.
    »Ich danke dir, Henry«, sagte ich, als sie fort war.
    »Was geht hier vor?«
    Ich straffte den Rücken und ließ mich nicht einschüchtern. »Mylord, ich bin dir eine gehorsame Frau, bin fruchtbar und bitte dich selten um etwas. Ich flicke meine Kleider, beklage mich nie und bitte dich nicht um Geld, wenn es nicht zwingend nötig ist. Aber meine Mutter ist tot, und ihr Leichnam wurde in dunkler Nacht auf einem Karren weggeschafft, als wäre sie eine gemeine Verbrecherin. Ich bitte dich, eines zu bedenken: Was sie auch getan und wie sehr deine Mutter sie gehasst haben mag, sie ist immer noch meine Mutter. Deine Mutter glaubt, dass du ihr deinen Thron verdankst und deshalb all ihren Wünschen nachkommen musst, aber die schändliche Behandlung meiner Mutter wird man dir und mir vorwerfen. Ich erwarte, dass du als König und mein Gemahl diese Ehrverletzung berichtigst. Falls nicht, fürchte ich, dass Gott uns dafür strafen wird.«
    Henry starrte mich ungläubig an. Dies war das erste Mal in unserer Ehe, dass ich so strenge Worte an ihn richtete.
    »Was soll ich denn tun? Sie ist bereits begraben.«
    »Ich möchte, dass du eine Messe für sie lesen lässt, bei der meine Schwestern und ich zugegen sind.«
    Henry überlegte einen Moment, wie es seine allzeit vorsichtige Art gebot. Dann nickte er. Ich sank auf meinen Stuhl und stützte erleichtert den Kopf in die Hände, während er hinausging.
    Am Mittwoch wurde in Gegenwart von Cecily, Kate und Grace eine Messe für die Seele meiner Mutter gelesen und ihr Leichnam in die Kapelle von St. George in Windsor verlegt, wo er neben meinem Vater die letzte Ruhe fand. Ich durfte allerdings nicht dabei sein, denn ich war guter Hoffnung und das Wohl eines Thronerben durfte nicht gefährdet werden. In dieser Frage setzte Margaret Beaufort ihren Willen durch.
    Am zweiten Juli 1492 gebar ich ein Mädchen, das Henry nach mir Elizabeth nannte. Verglichen mit Arthur, Margaret und Henry war sie ein winziger Säugling und wimmerte schwächlich, anstatt zu schreien. Aber sie schien gesund zu sein, und dafür dankten wir der Jungfrau Maria.
    Im September, nach meiner Aussalbung, erlaubte Henry mir, das Grab meiner Mutter zu besuchen. Ich kniete vor ihrer Marmorgruft, neigte den Kopf und sprach im Stillen mit ihr. Du warst eine tödliche Königin, Mutter, und viele haben deinen Aufstieg betrauert   – dein Vater, deine Brüder, deine Söhne und dein Gemahl. Sogar ich, Mutter, ich, die ich lebe und dennoch nicht lebendig bin. Könntest du sprechen, was würdest du jetzt sagen? Bist du weiser geworden? Würdest du sagen, dass ein früher Tod segensreich ist? Dass diejenigen begünstigt sind, die nicht lernen müssen, dass ein langes Leben langer Kummer ist? Würdest du das sagen, Mutter?
    Ich berührte den Boden. Hier ruht ein gebrochenes Herz, dachte ich und wischte eine Träne aus meinem Augenwinkel. Dann stand ich auf und kehrte zu Margaret Beaufort zurück, die mich vom Eingang aus beobachtete.
    ~
    An einem grauen Oktobermorgen, den Erinnerungen an schönere Zeiten noch zusätzlich trübten, widmete ich mich der Musik und hoffte, sie möge die Vergangenheit zurückholen, die in meinem Herzen wohnte.
    »Der spanische Gesandte bittet um eine Audienz, Euer Gnaden«, sagte Lucy Neville leise, als ich mein Lied beendete.
    »Bei mir?« Verwundert stellte ich meine Laute beiseite. Niemand bat je um eine Audienz bei mir, weil alle wussten, wie hilflos ich war. Die wahre Macht besaß Henrys Mutter. Und de Puebla war ein wichtiger, vielbeschäftigter Mann, nicht bloß Gesandter von Spanien, sondern überdies der des Papstes, der katholischen Könige und der römischen Kaiser. Folglich musste ich mich ein wenig fassen, ehe ich sagte: »Dann bitte ihn herein!«
    Ich stand auf, schritt hinüber zum Feuer, strich meine schwarzen Samtröcke glatt und plusterte den Pelz am Kragen auf, um die abgewetzte Stelle zu verbergen.
    »Hoheit«, sagte Doktor de Puebla und schwenkte seine gefiederte Kappe. »Verzeiht, meine Königin, doch ich muss Euch sagen, dass Eure Gemächer zu betreten ist, als käme man in den Himmel. Engelsgleiche Schönheit allenthalben.« Er blickte sich in meinem Vorzimmer um, wo sich zweiunddreißig Bedienstete drängten, die sämtlich von Margaret Beaufort beauftragt waren,

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