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Elizabeth - Tochter der Rosen

Elizabeth - Tochter der Rosen

Titel: Elizabeth - Tochter der Rosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Worth
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Leib in Windsor begraben wird, neben meinem Lord, ohne Pomp oder kostspielige Zeremonie. Da ich keine weltlichen Güter besitze, die ich meinen Kindern vermachen kann, bitte ich den allmächtigen Gott, Ihre Gnaden und all Ihre noblen Anliegen zu segnen, und schenke Ihr aus ganzem Herzen meinen Segen   ...
    Erinnerungen stürzten auf mich ein, sodass ich Mühe hatte, mich wieder auf das Testament in meinen Händen zu konzentrieren und mich der letzten Bitte meiner Mutter zu entsinnen.
    Ich wünsche, dass die wenigen Habseligkeiten, die ich noch besitze, zur Begleichung meiner Schulden verwandt werden, und falls noch etwas für meine Kinder übrig bleibt, bitte ich, dass ihnen erlaubt wird, es vornehmlich zu erhalten, nachdem alle Schulden beglichen wurden.
    Sie hatte ihre Ärzte als Testamentsvollstrecker benannt und bat mich, dafür zu sorgen, dass ihren Wünschen entsprochen wurde. Sie, deren einziges Ziel im Leben die Anhäufung von Reichtümern und Macht gewesen war, war ohne Vermächtnis, machtlos und fast allein gestorben. Fortuna muss gelacht haben, als sie ihr Rad drehte, sodass meine Mutter erst ganz oben und dann ganz unten ankam, dachte ich.
    Mit dem Pergament in der Hand setzte ich mich auf einen Stuhl und weinte bitterlich, während Margaret Beaufort das Zimmer verließ.
    In jener Nacht lag ich wach, weil mir zahllose finstere Gedanken durch den Kopf gingen.
    Hat Mutter Cecily das Losungswort verraten?
    Sie dürfte es nicht gewagt haben, da die Tudor-Spione überall waren. Außerdem hatte Cecily nichts davon gesagt.
    Mir erschien der Zeitpunkt des Todes meiner Mutter verdächtig. Margaret Beaufort würde nicht zögern, Gift zu benutzen, und sie hatte meine Mutter gehasst. Wie günstig für sie, dass meine Mutter gestorben war, als der Thronanwärter in Europa auf seine Gelegenheit zur Invasion wartete! Nun würde niemand mehr mit Gewissheit sagen können, ob er mein Bruder Dickon war.
    Am Montagabend erzählte Patch mir Einzelheiten über das Begräbnis meiner Mutter. Er hatte sie von jemandem, der sie in einer Taverne nahe Windsor Castle erfahren hatte.
    »Der Zeuge war ein Kaufmann. Er sah alles mit eigenen Augen«, flüsterte Patch. »Am Pfingstsonntag, dem zehnten Juni, wurde die Königin in finsterer Nacht mit einem Boot nach Windsor gebracht, ohne dass Glocken läuteten. Einzig der Prior der Kartause von Sheen war bei ihr und einer der Nachlassverwalter, Edmund Haute. Von dort wurde ihr Leichnam auf einem Karren gezogen, wie gemeines Volk, mit einem schwarzen, goldbestickten Tuch bedeckt und von wenigen Kerzen aus billigem Talg erhellt. In der Burg wurde sie von König Edwards unehelicher Tochter empfangen, Mistress Grace, einigen Damen, einem Schreiber und einem Priester. Sie wurde im Stillen gegen elf Uhr nachts begraben, ohne Messe. Am Morgen las der Bischof von Rochester eine Messe für sie. Dort waren einige königliche Bedienstete, doch sonst niemand.«
    Mich überkam eine ungeheure Wut. Margaret Beaufort hatte nichts dem Zufall überlassen, und diese entwürdigende Behandlung meiner Mutter trug eindeutig ihre Handschrift.
    »Patch, ich möchte, dass du König Henry Nachricht zukommen lässt. Er möge, so ihm an meinem Wohlergehen und dem seines ungeborenen Kindes gelegen ist, umgehend herkommen! Er darf es aber niemandem sagen, weder Morton noch seiner Mutter.«
    Ich schritt in meiner Kammer auf und ab und wartete händeringend. Als ich wieder aufblickte, stand Henry in der Tür.
    »Was ist so wichtig, dass ich aus einer Ratsversammlung geholt werde?«, fragte er streng.
    »Bitte, schließt die Tür!«, rief ich den Waffenknechten zu. Doch bevor sie meiner Bitte nachkommen konnten, erschien Margaret Beaufort.
    »Was höre ich?«, fragte sie erbost. »Du hast den König gerufen? In welcher Angelegenheit?«
    »Mylord, dies ist eine Sache zwischen dir und mir. Schick deine Mutter weg, bitte!«
    »Was soll das heißen, mich wegschicken? Wie kannst du es wagen?« Margaret Beaufort kam auf mich zugestürmt.
    Ich griff nach Henrys Ärmel. »Wenn du mich und dein Ungeborenes retten willst, schick deine Mutter fort!«
    Henry zögerte einen Moment, dann wandte er sich zu ihr. »Meine liebe Mutter, was es auch sein mag, wir werden es erst erfahren, wenn wir allein mit unserer Königin sind.«
    »So ist es nun, ja? Ich werde ausgeschlossen, kaum dass ich dir eine Krone sichern konnte? Nach all meinem Leiden, meinen Opfern werde ich auf diese abscheuliche Weise behandelt?« Sie blickte wütend von Henry

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